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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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behauptete nach wie vor hartnäckig, in eine Falle gelockt worden zu sein – und ausgerechnet von den Petrefacts.
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein«, meinte Mr. Rubicond. »Kein vernünftiger Richter wird Ihnen glauben, daß Lord Petrefact Sie angeheuert hat, um eine Familiengeschichte zu schreiben, und daß man Ihnen dann den Mord an einem Zwerg angehängt hat, um Sie daran zu hindern. Würde das stimmen, was ich keine Sekunde lang glaube, und wären die Petrefacts tatsächlich bereit gewesen, so extreme Maßnahmen zu ergreifen, warum zum Teufel hätten sie dann Mr. Coppett ermorden sollen, wenn sie ebensogut gleich Sie hätten umbringen können?«
    »Sie wollten mich in Mißkredit bringen«, sagte Yapp. »Diese Kapitalisten sind ausgesprochen tückisch.«
    »Ja, das liegt wohl in der Natur der Sache, aber da wir schon dabei sind, daß jemand Sie angeblich in Mißkredit bringen will, muß ich Ihnen sagen, daß Sie selbst in dieser Beziehung bereits ganze Arbeit geleistet haben. Ich habe Ihnen doch ausdrücklich nahegelegt, daß Sie nichts sagen sollen.«
    »Ich habe nichts gesagt, was nicht der Wahrheit entspricht.
    Ich habe die Tatsachen genau so geschildert, wie sie waren.«
    »Schon möglich, aber mußten Sie sie denn überhaupt schildern? Nehmen Sie doch nur diese Geschichte, daß Sie im Wagen ejakuliert haben, weil Mrs. Coppett Sie geküßt hat. Von allen unglaublichen Intimitäten, die mir je begegnet sind ... Mir fehlen einfach die Worte. Sie haben der Anklage Ihr Motiv auf dem Silbertablett serviert.«
    »Aber ich mußte doch erklären, warum ich in dieses Wäldchen ging. Ich mußte doch einen guten Grund dafür haben.«
    »Sich beschmutzte Unterhosen auszuziehen erscheint mir keineswegs ein guter Grund. Es ist sogar ein verdammt schlechter. Warum haben Sie das denn nicht im Wagen erledigt?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Weil zu dem Zeitpunkt ziemlich viel Verkehr auf der Straße war; außerdem habe ich ziemlich lange Beine, so daß das auf engem Raum nur schlecht gegangen wäre.«
    »Also sind Sie über ein Gatter mit Stacheldraht geklettert, haben sich die Hände aufgerissen, einen Acker überquert und die nächsten zwei Stunden damit zugebracht, unter einer Tanne zu sitzen, Ihre Unterhose festzuhalten und darauf zu warten, daß es zu regnen aufhört?«
    »Ja«, sagte Yapp.
    »Und da Ihr Hemd, als Sie zum Haus der Coppetts zurückkamen, mit Blut – dem Inspektor zufolge Mr. Coppetts Blut – beschmiert war, müssen wir annehmen, daß diese Leiche während der Zeit, die Sie angeblich in diesem Wäldchen verbracht haben, in den Kofferraum gelegt wurde?«
    »Das nehme ich an.«
    »Und Sie erinnern sich nicht mehr, wo dieses Wäldchen war.«
    »Ich würde es sicher wiedererkennen, wenn man mich hinfahren ließe.«
    Skeptisch betrachtete Mr. Rubicond seinen Klienten und machte sich ernsthafte Sorgen um dessen Geisteszustand. Eines stand für ihn fest: Wenn es zur Verhandlung kam, würde er dafür sorgen, daß Yapp nicht in den Zeugenstand gerufen wurde. Der verfluchte Mensch schien wild entschlossen, sich mit jedem Wort, das er von sich gab, an den Strick zu liefern. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Polizei Ihnen unter diesen Umständen soviel Freiheit zubilligen wird«, sagte er. »Aber wenn Sie wollen, dann frage ich den Inspektor.« Zu seiner Überraschung gab der Inspektor seine Einwilligung. »Wenn er nur halb so bescheuert ist, wie wir ihn bisher erlebt haben, wird er uns wahrscheinlich zu der genauen Stelle führen und uns auch noch die Mordwaffe liefern«, sagte er zum Sergeant.
    Zwei Stunden lang saß Yapp im Streifenwagen zwischen dem Inspektor und Mr. Rubicond, während sie über die Landstraßen außerhalb Buscotts fuhren und immer wieder an Hecken mit Gattern stehenblieben.
    »Es war auf einem Hügel«, sagte Yapp, »denn die Scheinwerfer schienen mir direkt ins Gesicht.«
    »Das würden sie auch auf ebener Strecke«, meinte der Inspektor. »Sind Sie bergauf oder bergab gefahren?«
    »Bergab. Das Gatter war auf der linken Seite.«
    »Aber Sie wissen nicht mehr, wie weit Sie gefahren sind, bevor Sie anhielten?«
    »Ich war viel zu aufgewühlt und hatte andere Dinge im Kopf«, sagte Yapp, während er unglücklich aus dem Fenster auf die Landschaft blickte, die ihm völlig unbekannt vorkam, was zum Teil daher rühren mochte, daß sie den Hügel hinauffuhren, den er heruntergekommen war. Abgesehen davon hatten seine Krankheit und die Tage im Bett, ganz zu schweigen von den

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