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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Schrecken der vergangenen sechsunddreißig Stunden, jene schicksalhafte Nacht in weite Ferne rücken lassen und bewirkt, daß er die Gegend jetzt mit ganz anderen Augen betrachtete. Die auf romantische Weise tragischen, der Vergangenheit angehörenden Assoziationen, die er mit dieser Umgebung verbunden hatte, waren durch bittere Erfahrungen zerstört worden. Jetzt empfand er die Landschaft nur noch als raubgierig und mörderisch.
    »Das hat ja verdammt viel gebracht«, schimpfte der Inspektor, nachdem sie auf die Wache zurückgekehrt waren und er Yapp wieder in seine Zelle gesperrt hatte. »Immerhin können Sie uns keine mangelnde Kooperationsbereitschaft vorwerfen.« Das konnte Mr. Rubicond wirklich nicht. Es gehörte zu seinem Beruf, der Polizei vorzuwerfen, daß sie Brutalität walten ließ und seinen Klienten ihre Rechte verweigerte, aber in diesem Fall benahm sie sich nahezu beunruhigend korrekt, was wiederum dazu angetan war, Mr. Rubiconds persönlichen Eindruck, nämlich daß Professor Yapp in der Tat ein Mörder war, zu bestätigen. Der Inspektor ging sogar so weit, ihn an der Leichenschau teilnehmen zu lassen, obwohl er auf dieses Privileg ausgesprochen gern verzichtet hätte. »Jemand hat ihm mit dem sprichwörtlichen stumpfen Gegenstand eins über den Schädel gezogen und ihn dann auch noch erstochen«, sagte der Arzt, der die Obduktion durchgeführt hatte.
    »Gibt es Hinweise auf die Art des Gegenstandes?« Der Arzt schüttelte den Kopf. Durch Willys Reise flußabwärts waren sämtliche Spuren, die auf einen Traktor hätten hindeuten können, beseitigt worden. Sogar seine kleinen Stiefel waren blitzsauber gewaschen worden.
    »Tja, so sieht es aus, Mr. Rubicond. Wenn Ihr Klient bereit ist, ein volles Geständnis abzulegen, könnte ich mir gut vorstellen, daß er mit einem milden Urteil davonkommt.«
    Aber Mr. Rubicond ließ sich nicht so leicht überrumpeln. Er mußte Rücksicht auf seine eigenen Interessen nehmen. Professoren, die Zwerge ermordeten, gab es schließlich nicht alle Tage, so daß der Prozeß ungeheures Aufsehen erregen würde. Und Waiden Yapp war ziemlich bekannt und wurde in jenen progressiven Kreisen, die ihm noch nicht leibhaftig begegnet waren, sehr geschätzt. Außerdem verfügte er bestimmt über beträchtliche Mittel, so daß ein längerer Prozeß, gefolgt von einer Berufung, eine recht profitable Angelegenheit sein würde.
    »Ich bin von seiner Unschuld überzeugt«, sagte er fröhlich und verließ die Polizeiwache. Inspektor Garnet war ebenso erfreut.
    »Also, ich will auf keinen Fall, daß hier irgend etwas verdorben wird, weil Fehler passieren«, erklärte er seinen Leuten. »Professor Yapp wird ganz besonders rücksichtsvoll behandelt. Er ist kein ordinärer Verbrecher, und ich möchte unter keinen Umständen, daß sich jemand bei der Presse darüber beschwert, daß das Schwein schlecht behandelt worden sei. Von jetzt an wird er mit Glacehandschuhen angefaßt.« Eine ganz andere Atmosphäre herrschte am Tresen des Pferdekutschers.
    »Es war ein Fehler, den Strick abzuschaffen«, meinte Mr. Groce, den der Verlust von Willy besonders erzürnte. Jetzt hatte er niemanden mehr, der ihm beim Gläserwaschen half. Mr. Parmiter war derselben Ansicht, sah die Angelegenheit jedoch in einem umfassenderen Kontext.
    »Mir hat es nie gefallen, wie Mr. Frederick Willy suggeriert hat, er habe ein Recht, dieses verdammte Messer gegen diesen Kerl zu richten, nur weil der Rosie Coppett gebumst hat. Ich bin überzeugt, daß Willy ihn angegriffen hat und dabei selbst dran glauben mußte.«
    »Wahrscheinlich werden sie dich als Zeugen vorladen, weil er von dir doch den Wagen gemietet hat.«
    »Dich werden sie auch holen. Du warst ja offenbar der letzte, der Willy lebend gesehen hat. Mit Ausnahme des Mörders natürlich.«
    Während Mr. Groce darüber nachdachte, zog Mr. Parmiter die Möglichkeit in Erwägung, daß die Polizei seine recht zweifelhaft geführten Bücher als Beweismaterial benötigen könnte.
    »Der Teufel soll mich holen, wenn ich Willys Drohungen auch nur mit einem Wort erwähne«, meinte Mr. Groce schließlich. »Das könnte den Bastard gar noch auf die Idee bringen, auf Notwehr zu plädieren.«
    »Ganz recht. Andererseits hat Willy ja wirklich gesagt, daß er Rosie mit diesem Kerl beobachtet hat. Daran gibt es nichts zu rütteln.«
    »Je weniger man sagt, um so besser. Ich werde trotzdem nichts sagen, was diesen Yapp entlastet. Wenn je einer den Strick verdient hat, dann er.«
    »Und

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