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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Mr. Frederick sollte man auch nicht in die Sache reinziehen«, sagte Mr. Parmiter. Am Ende kamen sie überein, gar nichts zu sagen und die Gerechtigkeit ihren geradlinigen Lauf nehmen zu lassen.

Kapitel 22
    Lord Petrefact ließ sich nach Buscott fahren. Er war bester Laune. Bevor er London verließ, hatte er ein Abkommen zwischen einer seiner zahlreichen Tochtergesellschaften, Petreclog-Schuhe in Leicester, und der Staatlichen Brasilianischen Rindfleisch-Produktionsgemeinschaft unter Dach und Fach gebracht. Damit hoffte er, den Arbeitern in Leicester die Nachteile, die sich aus der Forderung einer dreißigprozentigen Lohnerhöhung ergeben würden, nachhaltig vor Augen zu führen und gleichzeitig seine Gewinne drastisch zu erhöhen, indem er die Fabrik nach Brasilien verlegte, wo er mit Unterstützung der Regierung den dortigen Arbeitern nur ein Viertel dessen würde zahlen müssen, was ihre britischen Kollegen verdient hatten.
    »Ein genialer Schachzug, einfach genial«, erklärte er Croxley, während er in seinem umgebauten Leichenwagen über die Autobahn fegte, gefolgt vom Notarztbus, in dem das Reanimationsteam Monopoly spielte.
    »Wenn Sie meinen«, sagte Croxley, den diese Fahrten im Leichenwagen jedesmal aufs neue aufregten. »Aber warum Sie ausgerechnet nach Buscott fahren wollen, ist mir schleierhaft. Sie haben doch immer behauptet, daß Sie dieses Nest hassen.«
    »Buscott? Wovon zum Teufel reden Sie eigentlich? Ich habe über das Geschäft mit Brasilien gesprochen.«
    »Ja. Sicher werden Sie dadurch in Leicester an Popularität gewinnen.«
    »Das wird die Schweine lehren, sich nicht in die Grundprinzipien der Wirtschaft einzumischen«, meinte Lord Petrefact genüßlich. »Auf alle Fälle helfe ich damit einem unterentwickelten Land, sich auf eigene Beine zu stellen.«
    »Doch sicher in Petreclog-Schuhwerk.«
    Doch Lord Petrefact war so überschwenglicher Laune, daß er keine Lust hatte zu streiten. »Was Buscott betrifft, so hat man der Familie gegenüber eben bestimmte Verpflichtungen. Blut ist nun mal dicker als Wasser.«
    Insgeheim bezweifelte Croxley die Berechtigung dieses Klischees. Lord Petrefacts familiäre Aktivitäten legten eher den Schluß nahe, daß in seinem Fall Wasser entschieden klebrigere Eigenschaften hatte als Blut; und seine sichtliche Vergnügtheit sprach eher dafür, daß er sich auf eine heftige Auseinandersetzung freute.
    Als sie das New House erreichten, war die Auffahrt mit Autos verstopft. Niemand war zu Hause.
    »Miss Emmelia macht mit den Herrschaften eine Führung durch die Fabrik«, erklärte Annie Croxley, der am Eingang geklingelt hatte.
    »Eine Führung durch die Fabrik?« sagte Lord Petrefact, als ihm diese Nachricht übermittelt wurde. »Warum das denn, zum Teufel?«
    »Wahrscheinlich, um ihnen ihre ethnische Bekleidung zu zeigen«, meinte Croxley.
    Lord Petrefact schnaubte verächtlich. Er war nach Buscott gekommen, um über Yapps Maulwurfarbeit im Familienuntergrund zu diskutieren, und nicht, um sich auf eine Besichtigungstour durch eine Fabrik für ethnische Bekleidung schleifen zu lassen. »Verdammt will ich sein, wenn ich auch nur einen Schritt von der Stelle weiche, bis sie zurückkommen«, sagte er störrisch. »Ich habe von dieser verdammten Mühle schon mehr als genug gesehen.«
    Ausnahmsweise waren die in der Fabrik versammelten Petrefacts diesmal seiner Meinung. Emmelia hatte sie nachhaltig davon überzeugt, daß man Publicity um jeden Preis vermeiden mußte. Den Richter hatte die Führung ganz besonders mitgenommen, vor allem die Happy Susis. Nachdem er von jeher der Meinung war, daß alle Homosexuellen geborene Verbrecher wären, die bei der Geburt kastriert und, sobald dies juristisch möglich war, zu Zuchthaus verurteilt werden sollten, hatten ihn diese Dinger derart in Rage gebracht, daß man ihn in Fredericks Büro führen und ihm mehrere Cognacs einflößen mußte. Selbst dann war er nicht bereit gewesen, den Rundgang fortzusetzen.
    Emmelia hatte die anderen zu den Dildos weitergeführt. Hier sah sich sogar der Brigadegeneral, dem die volle Bedeutung von Maxi-Muschs dank unzulänglicher Bekanntschaft mit den sexuellen Merkmalen weiblicher Wesen von größeren Ausmaßen als Wüstenrennmäuse und siamesische Katzen entgangen war, gezwungen, endlich zu erkennen, was er da vor sich hatte.
    »Monströs, einfach monströs!« schnaubte er. Offenbar rührte seine Pikiertheit daher, daß er Vergleiche anstellte. »Nicht einmal eine bengalische Tigerin hat ein

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