Feine Familie
... also, ein Dingsda ... ein Nasag schon ... mit so erschreckenden Ausmaßen. Mit so einem Dingsbums könnte man jemandem was Fürchterliches antun. Abgesehen davon möchte ich bloß wissen, wer um Himmels willen so ein Ding im Haus herumhängen haben möchte?«
»Du würdest dich wundern«, meinte Fiona, die sich wenig später selbst über die Keuschheitsgürtel wunderte und maßlos empörte. »Wirklich ungeheuerlich. Zu erwarten, daß jemand in so einem mittelalterlichen Folterinstrument herumläuft, ist eine Beleidigung für die moderne Frau.«
»Soweit ich verstanden habe, meine Liebe«, meinte Emmelia, »sind diese Dinger für Männer.«
»Das ist natürlich etwas ganz anderes«, sagte Fiona und brachte damit prompt Osbert auf die Barrikaden. »Männer sollten in Schranken gehalten werden.«
»In Schranken gehalten?« brüllte Osbert. »Du mußt den Verstand verloren haben. Du brauchst so einen armen Kerl bloß in so ein Ding zu stecken und damit auf die Jagd zu schicken. Schon nach dem ersten Zaun hast du einen verdammten Eunuchen.«
Die Van der Fleet-Petrefacts, die etwas zurückgeblieben waren, sahen sich bei genauerer Betrachtung der Thermalvibratoren mit Klistiervarianten in ihrer Hoffnung getäuscht, daß es sich dabei um besonders handliche Feuerlöscher handle. In der Sado-Abteilung schließlich waren alle ob dieser Widerwärtigkeiten entsetzt. Nur Fiona bewahrte sich eine seltsame Mischung aus Frauenpower und sexueller Freizügigkeit. »Schließlich hat doch jeder das Recht, sich auf seine Weise sexuelle Befriedigung zu verschaffen«, meinte sie beharrlich und fügte angesichts der Knebel, Handschellen, Plastikzwangsjacken und Fesseln hinzu, daß die Gesellschaft kein Recht habe, die Freiheit des Individuums einzuschränken – ohne sich der Ironie ihrer Bemerkung bewußt zu werden.
»Mußt du ständig davon reden«, kreischte Osbert, noch immer verfolgt von der Vorstellung, was für schauerliche Konsequenzen das Jagen in einem männlichen Keuschheitsgürtel hatte.
»Scheiß auf die Freiheit eines Individuums, das sich so ein Ding da umbindet«, röhrte der Brigadegeneral und packte ebenso genußvoll wie drohend eine neunschwänzige Katze. »Ich werde jetzt diesen verdammten Manager Cuddlybey aufsuchen und mir das Schwein vorknöpfen. Er muß total verrückt geworden sein, die Produktion von Baumwollschlafanzügen umzustellen auf diese ...«
»Du wirst nichts dergleichen tun, Rändle«, unterbrach ihn Emmelia. »Außerdem dürftest du erhebliche Schwierigkeiten haben. Mr. Cuddlybey ist vor vierzehn Jahren in Pension gegangen und letzten August gestorben.«
»Sein verdammtes Glück. Wenn ich ...«
»Wenn du dich etwas mehr für die Familienangelegenheiten interessiert hättest und etwas weniger für deine albernen Wüstenrennmäuse, dann hättest du das gewußt.«
»Und wer ist jetzt der Manager?« fragte Osbert herrisch. Emmelia zögerte einen Augenblick. »Ich«, erklärte sie. Entsetzt starrten alle sie an.
»Du willst doch damit nicht sagen ...«, setzte der Brigadegeneral an.
»Ich sage gar nichts mehr, bis Ronald da ist.«
»Ronald?«
»Also wirklich, Osbert, mußt du denn immer alles wiederholen? Ich sagte Ronald und ich meinte Ronald. Und jetzt laßt uns nachsehen, ob Purbeck sich wieder einigermaßen erholt hat.«
Geschlossen gingen sie ins Büro zurück, wo der Richter, nachdem er dem Cognac ein paar kleine Pillen hinterhergeschoben hatte, in den Katalog vertieft war. »Eine Doityourself-Sodomie-Ausrüstung«, bellte er den eingeschüchterten Frederick an. »Ist dir eigentlich klar, daß du damit einem Verbrechen Vorschub leistest, auf das die Todesstrafe steht?«
»Die Todesstrafe?« fragte Frederick unsicher. »Aber zwischen Erwachsenen, die sich einig sind, ist es doch sicher legal.«
»Sich einig? Was zum Teufel meinst du mit ›sich einig‹? Nicht einmal die verderbtesten, perversesten, sadomasochistischsten, geistesgestörtesten, perversesten, perversesten ...«
»Das sagst du jetzt schon zum drittenmal, Onkel«, wagte Frederick ihn beherzt zu unterbrechen.
»Was habe ich gesagt?«
»Pervers.«
»Und ich habe es dreimal gemeint, du verdammter Dreckskerl. Sogar noch viel öfter. Nicht einmal das perverseste Schwein von Arschficker würde sich darauf einlassen, sich dieses teuflische Gerät durch seinen Schließmuskel rammen zu lassen ...«
»Hört, hört«, sagte Osbert gefühlvoll.
»Und auf deine Kommentare kann ich verzichten, Osbert«, fuhr ihn der Richter an.
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