Feine Milde
lächelte zart.
Die Journalisten stellten ein paar höfliche Fragen.
»Wenn Sie Details für Ihre Artikel benötigen«, meinte Müller nach einer Weile, »dann wenden Sie sich einfach an unseren INTERKIDS Geschäftsführer, Herrn Maywald. Er wird Ihnen alle nötigen Daten geben. Aber nun zu unserem neuesten Projekt. Ich erteile Frau Salzmann-Unkrig das Wort.«
Sie fuhr sich leicht mit der Hand über die blonde Dauerwelle. »Unser neuestes Projekt lautet: UNICEF-Schule! Sie wissen ja, daß unser Verein es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich um die Kinder unserer ausländischen Mitbürger zu kümmern. Wir möchten nun eine Schule gründen, die sich an erster Stelle dieser Kinder annimmt, ihnen ein zweites Zuhause und eine ausgezeichnete Ausbildung bieten kann. Nicht nur den ausländischen Kindern des Kreises Kleve, sondern auch Kindern aus dem benachbarten Holland. Es soll eine internationale Schule werden, eine mehrsprachige Schule, und das ist so besonders an unserem Konzept. Nun ist eine solche Privatschule ein ausgesprochen kostspieliges Unternehmen, aber dank Herrn Sato …« Der Japaner lächelte nickend von rechts nach links. »Dank Herrn Sato ist es uns gelungen, die nötigen Investoren zu finden. Und …« Sie drehte sich zu Heino Müller herum. »Darf ich das schon sagen?« Der senkte zustimmend das Kinn. »Das Land Nordrhein-Westfalen und die EUREGIO haben uns ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt. Und nicht zuletzt …« Sie stand auf und entrollte ein plakatgroßes Papier, das vor ihr auf dem Tisch gelegen hatte. »Die UnCo Baumärkte haben den Grundstock gelegt mit.« Sie hob die Riesenkopie des Schecks über den Kopf. »100.000 Mark!«
»UnCo?« durchbrach eine Reporterin das Geraune. »Der Besitzer ist doch Ihr Mann, soviel ich weiß.«
Christa Salzmann-Unkrig lachte herzlich. »Das ist richtig.«
10
Zur selben Zeit fand im K 1 eine Teamsitzung statt, an der auch der Staatsanwalt teilnahm. Dr. Stein, ihr Lieblingsstaatsanwalt, war leider in Urlaub. Sein Vertreter hatte nur einen sympathischen Charakterzug: er hielt meist den Mund und sich aus allem raus.
Sie mußten sich zu acht in dem miefigen Büro zusammendrängen, denn auch van Gemmern und Berns waren gekommen. Es fehlte nur Stanislaus Siegelkötter, von dem niemand seit heute morgen was gehört hatte.
Als Heinrichs gerade von der mageren Ausbeute der Mithilfe aus dem Volk berichtete, kam Flintrop mit einer Liste herein.
»Ich wollte bloß ebkes sammeln kommen wegen dem Kranz«, sagte er schnell, und ihm war sichtlich unbehaglich bei dem Anblick der Versammlung.
»Meine Güte!« schimpfte Toppe. »Das muß doch wohl nicht ausgerechnet jetzt sein.«
»So geht mir das schon den ganzen Tag«, maulte Flintrop und blieb mit durchgedrückten Knien in der Tür stehen.
»Na gut«, gab sich Toppe geschlagen. »Bringen wir’s hinter uns. Wer ist auf die Idee mit dem Kranz gekommen? Breiteneggers wollen keine Blumen. Sie bitten um eine Spende für den Kinderschutzbund.«
»Das kann jeder halten, wie er will«, beharrte Flintrop.
»Einige Kollegen wollen jedenfalls einen Kranz mit Schleife. Also, was ist jetzt?«
Sie sahen sich unschlüssig an.
»Wenn ich richtig verstehe«, Flintrop faltete pikiert seine Liste, »will hier also keiner was geben.«
»Nee, hier will keiner was für einen Kranz mit Schleife geben«, sagte van Appeldorn. »Und jetzt: tschüs!«
Heinrichs druckste herum. »Wir müssen da sowieso drüber reden. Ich weiß, die wollen eine Beerdigung in aller Stille, aber ich finde, es gehört sich doch wohl, daß wenigstens einige von uns … also, ich würde gern hinfahren.«
»Die Beerdigung ist am Freitag«, blockte Toppe ab. »Wir haben also noch Zeit genug, uns das in Ruhe zu überlegen.« Er war verschwitzt, müde und gereizt. Die ganze Rennerei zu den Autowerkstätten heute hatte nichts gebracht.
Van Appeldorn berichtete von der Vernehmung de Witt.
»Ich habe den UnCo Markt überprüft. Die beziehen seit Jahren Räder von der Firma de Witt und sind absolut sauber.« Dann erzählte er von Lowenstijn und der SOKO Kinderhandel. »Daraufhin habe ich mich beim Jugendamt sachkundig gemacht. Zuständig für Adoptionen ist hier in Kleve das Kreisjugendamt, und zwar eine Frau Derksen. Die war übrigens sehr hilfsbereit. Also Folgendes: man kann sich nicht so einfach irgendwo ein Kind kaufen und dann großziehen. Jeder Adoptionswillige muß zunächst mal einen Antrag beim Jugendamt stellen. Dann werden die Leute auf Herz und
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