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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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dem Leserbrief?«
    »Reinwürgen!« wehrte die Peters ab, Aufruhr bis in die Zehenspitzen. »Jetzt hör aber auf. Wir beide sind doch wohl diejenigen, die die MEILE ans Rollen gebracht haben, du und ich, oder? Und deshalb verstehe ich doch wohl am besten, was du meinst und wie dir zumute ist. Aber mit diesem Leserbrief bist du, glaube ich, doch ein Stück weit übers Ziel hinausgeschossen. Auch wenn ich das wirklich nachvollziehen kann. Mit solchen Aktionen können wir dem Verein eigentlich nur schaden, Heidi.«
    »Ich schade dem Verein? Ich?« Die Stimme steuerte gefährlich Richtung Kreischen. Und noch einmal: »Ich soll dem Verein schaden!« Dann ganz tief: »Du also auch! Du hast also auch die Fronten gewechselt.« Der Ekel saß ihr dick in den Mundwinkeln.
    »Jetzt bitte ich dich aber, Heidi«, ließ sich die Peters ein.
    »Fronten wechseln! Wir sind doch nicht im Krieg.«
    »Doch.«
    »Ach Heidi, jetzt komm doch wieder runter von der Palme und denk mal in Ruhe nach. Ein paar von den neuen Ideen sind doch ganz prima. Denk nur mal an INTERKIDS. Ich glaube, wir beide müssen einfach anfangen, ein bißchen umzudenken und weniger emotional …«
    Die Jansen hatte die Hände auf dem Rücken zusammengenommen und wippte auf den Zehenspitzen. Bärbel Peters witterte eine Chance.
    »Und ich meine, die Sache mit dem Trägerverein. Wenn man das mal ganz sachlich sieht.«
    »Trägerverein?« Das war Galle pur. »Aus deinem Mund?«
    Gleich spuckt sie, dachte die Peters, aber sie hatte sich getäuscht.
    Heiderose Jansen wurde ganz leise. »Jetzt verstehe ich endlich. Da ist ja noch der Rektorenposten vakant, an der UNICEF-Schule, nicht wahr? Welch ein Zufall aber auch, daß du dich gerade zur Rektorenprüfung gemeldet hast.«

21
    Die Tage reihten sich aneinander. Sie trafen sich zwar jeden Abend, aber sie redeten kaum, schrieben ihre Berichte, gingen nach Hause, den nächsten gleichförmigen Tag vor Augen. Keiner von ihnen konnte sich für diesen Teil ihres Jobs begeistern: das Herumstochern, ohne zu wissen, wonach man genau suchte. Die vielen Menschen, denen sie die immer gleichen Fragen stellen mußten. Es war nicht leicht, dabei aufmerksam zu bleiben. Und es war fast unmöglich, seine gute Laune zu behalten. Alle warteten auf irgendeine Wende, eine Entdeckung, ein Ereignis. Die einzige Abwechslung war der Rummel in der Presse. Nachdem die Geschichte im stern erschienen war, stand jetzt auch in den Lokalblättern fast täglich wieder etwas über Kinderhandel und Polizistenmorde. Sie konnten es schon nicht mehr sehen. Van Appeldorn ertappte sich dabei, daß er sich wünschte, Ackermann wäre öfter mal da, damit man wenigstens was zum Lachen oder Lästern hatte. Aber Ackermann ließ sich selten blicken. Meist kam er, wenn Heinrichs allein im Büro war und an seinen Theorien bastelte, gab einen blumigen Bericht ab und machte sich wieder an die Arbeit.
    Toppe hatte noch am wenigsten Probleme mit der schnöden Routine. Er war aber auch der einzige im K 1, der sich von unten bis zur Kripo hoch gearbeitet hatte. Alle anderen waren gleich nach dem Abitur in die mittlere Beamtenlaufbahn eingestiegen. Helmut Toppe war jahrelang bei der Schutzpolizei gewesen, bevor er das Abitur am Abendgymnasium nachgeholt hatte; da bekam man ein dickeres Fell, was diese Art von Arbeit anging.
    Inzwischen war es schon Donnerstag abend, und heute war sogar Ackermann gekommen. Er hatte sich mit dem Playboy in eine Ecke verzogen, als er sie alle an ihren Berichten sitzen sah. »Ich stör euch nich’. Wat ich zu sagen hab, kann warten.«
    Heinrichs las und tat innerlich Abbitte. Es hatte zwar bis heute gedauert, aber dafür war Stasis Bericht perfekt, und er enthielt eine wichtige Information, mit der Walter Heinrichs sofort rausplatzte: »Hört mal eben alle zu!«
    Die Papiere, die sie in Holland bei den Balkankindern gefunden hatten, waren ganz besonders gute Fälschungen. Sie waren sogar bei Gericht durchgegangen, ohne daß irgend jemand auch nur den leisesten Verdacht geschöpft hatte. Lowenstijn hatte in Utrecht einen Experten aufgetrieben, der sich auf diese Art von Fälschungen spezialisiert hatte.
    »Ej«, rief Ackermann. »Genau dat wollt ich auch erzählen. Der Typ war gestern in Nimwegen bei Lowenstijn, da hab ich den kennengelernt. Dat is’ vielleicht ’n Männeken! Total verschroben. Echt so, wie man sich ’n Spezialisten vorstellt, irgendwie schrumpelig un’ ganz kleine Äugskes hinter ’ner dicken Brille.«
    Ackermann zeigte

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