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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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folgende Frage: was hatten Sie am 29. 7. gegen 19.30 Uhr am Kartenspielerweg verloren?«
    »Am 29. 7.? Was war das denn für ein Tag?« stammelte Maywald.
    Van Appeldorn blitzte ihn wütend an. »Hör endlich auf mit dieser Schau!« knurrte er. »Wir haben dich sowieso. Du warst nämlich so dämlich, dich bei dem Kollegen an der Absperrung auch noch zu erkundigen, was da eigentlich passiert sei. Und da stand der Laster mit den toten Kindern noch da, und Breiteneggers Leiche lag direkt daneben.«
    Maywald verzog den Mund. »Ja.« Er sah aus, als würde er anfangen zu heulen.
    Endlich, dachte Toppe. Der Mann hatte sich verdammt lange gehalten, dabei hatte er doch schon mürbe ausgesehen, als er kam.
    »Ja, ich habe die bulgarischen Kinder über Holland bekommen, der Rothaarige hat sie mir gebracht. Seinen Namen kannte ich aber nicht.« Es klang trotzig.
    »Dann schildern Sie uns jetzt einmal ganz genau, wie das am Freitag, dem 29. Juli gewesen ist«, forderte Toppe ihn bedächtig auf.
    Maywald sprudelte nur so los. »Ich sollte die beiden Kinder um 17 Uhr in Empfang nehmen, und zwar auf dem Parkplatz an der Ecke Klever Ring/Uedemer Straße. Der Rothaarige sollte mich über sein Handy anrufen, wenn er in der Nähe von Kleve war, denn auf die Minute pünktlich war er selten, und keiner von uns wollte zu lange auf dem Parkplatz rumstehen. Dann sollte ich die Kinder zu ihren Adoptiveltern bringen. Ich war ziemlich knapp mit der Zeit, weil ich um 18.30 Uhr noch einen wichtigen Termin hatte.«
    »Was für einen Termin?«
    »Ein Kunde wollte eine Lebensversicherung abschließen, und die Provision konnte ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen. Außerdem mußte ich abends noch auf die Versammlung von der MEILE.«
    »Weiter.«
    »Ich habe also gewartet, aber der Rote meldete sich nicht. Erst gegen Viertel vor sechs. Er hätte eine Panne und läge auf dem Kartenspielerweg fest. Ich habe gesagt, okay, dann nehme ich die Kinder eben dort in Empfang. Er sollte warten, ich hätte noch einen Termin, aber es würde nicht lange dauern. Er war auch einverstanden. Ja, und als ich schließlich ankam, war die Straße gesperrt und … ach, das wissen Sie ja selbst.«
    »Haben Sie den Versicherungsvertrag noch abgeschlossen?« fragte Toppe.
    »Ja.«
    »Name und Adresse.«
    »Manfred Thelosen, Monte Bello. Die Hausnummer weiß ich nicht aus dem Kopf.«
    »Das reicht auch so.« Toppe ging ins Büro hinüber, um die Angaben zu überprüfen.
    Jetzt übernahm Lowenstijn wieder. »Was haben Sie gemacht, nachdem Sie vom Kartenspielerweg weggefahren sind? Haben Sie mit jemandem Kontakt aufgenommen?«
    »Ja, ich habe sofort telefoniert«, nickte Maywald. »Ich hatte doch keine Ahnung, was eigentlich los war.«
    »Mit wem?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe nur eine Telefonnummer, keine Namen.« Er zog seinen Taschenkalender hervor und schlug die Seiten mit den Adressen auf. »Hier.«
    Lowenstijn sah zufrieden aus. »Amsterdamer Vorwahl, schön. Haben Sie jemanden erreicht?«
    »Ja, die Frau, mit der ich auch sonst immer gesprochen habe. Ich habe ihr gesagt, was ich gesehen und gehört hatte, das bißchen, was ich wußte. Sie meinte, ich solle mir keine Sorgen machen. Ich würde die Kinder so schnell wie möglich bekommen. Sie würde sich wieder melden.«
    Lowenstijn schwieg, und Maywald sah ihn nervös an.
    »Ach ja«, sagte er hastig, »ich habe später noch mal bei denen angerufen, weil ich nichts mehr gehört habe. Jeden Tag eigentlich, aber da ist keiner mehr ans Telefon gegangen.«
    Toppe kam wieder rein, nickte van Appeldorn und Lowenstijn zu – Manfred Thelosen hatte Maywalds Angaben bestätigt.
    »Ihre Geschichte hört sich wirklich rührend an, Herr Maywald«, meinte van Appeldorn, samtweiche Stimme. »Komisch, daß mir so häßliche Sachen einfallen wie unterlassene Hilfeleistung und fahrlässige Tötung. Den beiden Kindern ging es nämlich schon um 17 Uhr sehr schlecht, wenn sie nicht sogar schon tot waren. Und Sie wollen uns weismachen, daß de Boer Ihnen das am Telefon nicht gesagt hat?«
    »Nein! Ja …« Maywald schwitzte. »Ich meine, er hat kein Wort von den Kindern gesagt.«
    »Ach komm, Maywald, wer soll dir das wohl glauben?«
    Der Anwalt hob kritisch die Augenbrauen, als van Appeldorn sich schon zum zweiten Mal im Ton vergriff.
    Van Appeldorn registrierte es gelassen. »Haben Sie eigentlich einen Zeugen dafür, daß de Boer Sie tatsächlich um Viertel vor sechs angerufen hat? Vielleicht hat er ja schon viel früher angerufen,

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