Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
Vom Netzwerk:
würde auch Raven und die anderen
finden, die sein Volk getötet hatten – wenn nicht in der kommenden Schlacht, dann in der nächsten oder in der danach.
»Das Zeichen«, sagte Jasquenel plötzlich.
    Tal folgte mit dem Blick Jasquenels ausgestrecktem Arm
und sah Sonnenlicht auf einem Spiegel blitzen. Er wartete und
zählte, und als das Zeichen wiederholt wurde, sagte er:
»Zweihundert Reiter kommen über den Pass im Süden.« Er
rechnete schnell. »Weniger als eine Stunde entfernt. Creed!«,
schrie er.
    »Ja, Hauptmann?«
»Zweihundert Reiter von Süden her.«
Creed nickte, und Tal wusste, dass jeder andere Mann im
    Dorf seine Worte ebenfalls gehört hatte. »Wir sind bereit.«
Tal nickte. Sie waren tatsächlich bereit. Orodon-Krieger
machten sich auf den Weg entlang der Palisade, sowohl mit
ihren traditionellen Waffen als auch mit den neuen Schwertern und Bogen, die Tal in einem der beiden Wagen mitgebracht hatte. Wie Tal bereits angenommen hatte, besaßen die
Orodon ganz ähnlich wie die Orosini eine Sammlung von
Waffen, die sowohl Brauchbares als auch vollkommen Nutzloses beinhaltete. Viele Schwerter waren Familienerbstücke,
die vom Vater an den Sohn weitergereicht worden waren,
zusammen mit Geschichten darüber, wie jeder einzelne Kratzer und jede Kerbe verdient worden waren. Diese Waffen
waren Symbole von Ruhm und Ehre, aber sie würden oft
schon beim ersten Schlag zerbrechen.
Und obwohl die Orodon gute Jagdbögen hatten, waren
Kriegsbögen noch besser. Die Männer aus Queala waren nicht
dumm; sie warfen die eigenen kurzen Bögen beiseite und benutzten die neuen doppelt gebogenen, die Tal in Roldem von
einem Kaufmann aus Kesh erworben hatte. Zum ersten Mal
hatte er einen dieser Bögen gesehen, als Rondar ihn benutzte,
denn sie waren die Lieblingswaffe der Ashunta vom Pferderücken aus. Die Bögen waren aus Knochen und Holz gefertigt
und immer noch recht kurz, aber durch die doppelte Biegung
von erstaunlicher Kraft. Ein entsprechend kräftiger Schütze
konnte damit einen Pfeil durch leichte Rüstung schießen, was
sonst nur mit einer Armbrust möglich gewesen wäre. Tal hatte
auch Armbrüste mitgebracht. Ein Dutzend Orodon-Frauen
stand in Haustüren im Dorf, mit diesen Armbrüsten bewaffnet. Sollte das Tor fallen, sollten die Reiter tatsächlich ins
Dorf eindringen können, würden sie aus jedem Gebäude, an
dem sie vorbeikamen, beschossen werden.
Auch die älteren Kinder waren bewaffnet. Jedes Kind über
zehn trug eine kurze Klinge, und die älteren Mädchen und
Jungen hatten gelernt, wie man die Armbrüste lud, spannte
und abschoss. Tal hatte am Lagerfeuer an seinem ersten
Abend im Dorf nur ein einziges Mal erzählen müssen, was
mit den Frauen und Kindern seines Dorfes geschehen war, um
die Männer zu überzeugen, dass sie die Tradition, die Familien im Rundhaus zu verstecken, vergessen mussten. Die Orodon-Männer waren liebevolle Ehemänner und Väter und
machten sich rasch daran, ihren Frauen und Kindern zu helfen, sich auf den Kampf vorzubereiten.
Creed verließ den Südwall, überquerte den Dorfplatz und
stieg die Leiter zu Tal hinauf. »Ich wünschte, du hättest mich
ein halbes Dutzend Jungs in den Wald bringen lassen,
Hauptmann.«
»Ich weiß, und wenn ich nicht zwanzig in die anderen Dörfer geschickt hätte, würde ich dich gerne gehen lassen.«
»Es wird sie durcheinander bringen, wenn wir ihnen in den
Hintern treten, wenn sie ohnehin an der Palisade auf Widerstand stoßen. Ich kenne mich mit Söldnern aus, und Raven
mag ein blutrünstiger Irrer sein, aber ein paar von seinen
Jungs werden schnell verschwinden, wenn es so aussieht, als
würden sie niedergemetzelt. Sie halten sich nicht alle für unbesiegbar.«
»Wir können ihnen das auch von hier aus beweisen.«
»Nun, ich wollte es nur noch einmal gesagt haben«, erklärte Creed. »Diese Gruben halten sie fern, aber sie setzen uns
auch hier fest.« Er zeigte auf die Stelle, wo der Zweig den
sicheren Weg markierte. »Wir müssen da rüber und dann zu
dem Felsen, um rauszukommen, und wenn erst ein paar von
ihnen in der Grube verschwunden sind, werden sie das wissen. Raven kann drei Bogenschützen da drüben aufstellen« –
er zeigte auf eine relativ sichere Stelle am Waldrand – »und
wir sitzen fest, während er seine Truppe wieder sammelt.
Wenn wir nicht mindestens die Hälfte seiner Männer umbringen, haben wir es mit einer Belagerung zu tun, und dieser
Mistkerl wird nicht lange brauchen, um das zu erkennen.«
Plötzlich hielt er inne

Weitere Kostenlose Bücher