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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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natürlichen Lichtung, aber die Stümpfe vieler Bäume zeigten, dass man sie
schon vor Jahren erweitert hatte. Die Stümpfe waren mit Gras
und Brombeerranken überwachsen, aber die Straße in den
Wald war frei.
»Was siehst du?«, fragte Pasko noch einmal.
Talon antwortete immer noch nicht, sondern wandte sich
wieder dem Gasthaus zu, und während er das tat, konnte er
nach und nach die gesamte Anlage vor seinem geistigen Auge
erkennen. Er zögerte. Er beherrschte die Allgemeine Sprache
besser als die meisten Jungen seines Dorfes, aber er hatte seine Kenntnisse selten anwenden können, es sei denn, wenn
Händler kamen … Er dachte an sein Dorf, und die kalte Hoffnungslosigkeit kehrte zurück. Er drängte den Schmerz beiseite
und dachte darüber nach, wie er sich am besten ausdrücken
sollte. Schließlich sagte er: »Das hier ist kein Gasthaus, sondern eine Festung.«
Pasko grinste. »Tatsächlich ist es beides. Kendrick hat für
einige seiner Nachbarn nicht viel übrig.«
Talon nickte. Die Mauern waren fest, und der Wald war
auf allen Seiten weit genug gerodet worden, dass Bogenschützen ein klares Schussfeld hatten. Die Straße führte aus dem
Wald heraus auf das Gasthaus zu, aber auf halbem Weg dorthin bog sie sich und führte um die Mauer herum zu einem
Tor, das sich wohl auf der anderen Seite des Anwesens befand. Keine Ramme und kein brennender Wagen konnten
einfach geradeaus auf das Tor zugeschoben werden.
Talon dachte auch über die Platzierung des Hauptgebäudes
nach. Bogenschützen in den oberen Fenstern konnten den
Verteidigern auf der Mauer zusätzlichen Schutz bieten. Er
wandte den Blick wieder den Türen zu und sah, dass sie
schwer mit Eisen beschlagen waren. Er nahm an, dass man sie
von innen verbarrikadieren konnte. Es würde kräftige Männer
mit schweren Äxten brauchen, um diese Türen aufzubrechen.
Er blickte auf und sah Pechnasen über jeder Tür. Von dort aus
konnte man auf jeden, der vor der Tür stand, heißes Öl oder
Wasser gießen und Pfeile abschießen.
Am Ende erklärte er: »Das müssen recht schwierige Nachbarn sein.«
Pasko lachte leise. »Da könntest du Recht haben.«
Während sie noch auf dem Hof standen und zum Gasthaus
schauten, ging eine Tür auf, und ein junges Mädchen mit einem Eimer in der Hand kam heraus. Sie blickte auf, sah die
beiden und winkte. »Hallo, Pasko!«
»Hallo, Lela!«
»Wen hast du denn da mitgebracht?«, fragte sie vergnügt.
Sie schien ein paar Jahre älter zu sein als Talon, aber anders
als die Mädchen seines Volkes hatte sie dunkles Haar. Auch
ihre Haut war viel dunkler als die der Orosini, und ihre großen
braunen Augen blitzten, wenn sie lachte.
»Einen Jungen, den wir unterwegs aufgelesen haben. Lass
ihn in Ruhe. Du hast schon genug Bewunderer.«
»Bewunderer kann man nie genug haben!«, erwiderte sie,
schwang den Eimer, drehte sich einmal um die eigene Achse
und ging dann weiter. »Ich könnte ein bisschen Hilfe beim Wasserholen gebrauchen«, erklärte sie mit verlockendem Lächeln.
»Du bist kräftig genug, um das allein zu schaffen, und der
Junge war schwer verletzt.« Pasko sah sich kurz um, dann
fragte er »Wo stecken denn Lars und Gibbs?«
»Kendrick hat sie ausgeschickt, um etwas für ihn zu erledigen«, sagte Lela und verschwand hinter der anderen Seite
der Scheune.
Nachdem sie weg war, blieb Talon noch einen Augenblick
schweigend stehen, dann fragte er: »Was soll ich tun?« Tief in
seinem Inneren empfand er finsterste Hoffnungslosigkeit,
einen Mangel an Entschlossenheit und Willenskraft, wie er es
in seinem jungen Leben noch nie verspürt hatte. Ohne seine
Familie … Erinnerungen an sein Dorf ließen ihm Tränen in
die Augen treten. Die Orosini konnten sehr emotional sein,
neigten zu lauten Freudenfesten, wenn es ihnen gut ging, und
weinten ganz offen, wenn sie Kummer hatten. Da ihm nun
alles vollkommen sinnlos vorkam, ließ Talon einfach zu, dass
ihm die Tränen über die Wangen liefen.
Pasko ignorierte die Tränen und sagte: »Du musst Robert
danach fragen, wenn er zurückkehrt. Ich tue einfach nur, was
man mir gesagt hat. Du verdankst ihm dein Leben, also musst
du diese Schuld begleichen. Und jetzt gehen wir noch ein
bisschen spazieren, und dann bringen wir dich wieder rein,
damit du dich ausruhen kannst.«
Talon hätte sich gerne noch ein wenig umgesehen und die
Wunder im Inneren des Gasthauses erforscht, denn ein so großes Gebäude hatte bestimmt viele Wunder zu bieten. Aber
Pasko brachte ihn

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