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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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wieder zur Scheune, und als er seinen Strohsack erreicht hatte, war Talon froh darüber, denn er war zutiefst
erschöpft. Seine Wunden stachen und brannten, und er wusste,
dass selbst diese geringfügige Bewegung das Narbengewebe
wieder zerrissen hatte. Er würde tatsächlich noch viel Zeit
brauchen, um richtig gesund zu werden. Er erinnerte sich daran, wie Standing Bear von einem wilden Eber angegriffen
worden war. Danach hatte er beinahe ein halbes Jahr gehinkt,
bis er sein Bein wieder vollkommen hatte bewegen können.
Talon lehnte sich zurück und schloss die Augen, während
Pasko sich mit ein paar Sachen beschäftigte, die er vom Wagen mit hereingebracht hatte. Obwohl er hellwach gewesen
war, als er vor einer knappen halben Stunde aufgewacht war,
schlief Talon wieder ein.
Talon war ein geduldiger Mensch, und ganze Tage vergingen,
ohne dass er Pasko mit Fragen überhäufte. Ihm war klar, dass
der Mann ohnehin nicht sonderlich gesprächig war und man ihn
vermutlich auch noch angewiesen hatte, sich zurückzuhalten. Er
würde sich auf seine eigenen Beobachtungen verlassen müssen.
Der Schmerz über die Vernichtung seines Volkes war niemals weit entfernt. Talon hatte eine Woche lang jede Nacht
geweint, aber im Lauf der Zeit wandte er sich von seinem
Schmerz ab und gab sich mehr dem Zorn hin. Er wusste, irgendwo da draußen waren die Männer, die für den Tod seines
Volkes verantwortlich waren. Irgendwann würde er sie finden
und Rache nehmen – das war die Art der Orosini. Aber er war
auch realistisch genug, um zu begreifen, dass ein einzelner
junger Mann nicht viele Möglichkeiten hatte, sich wirkungsvoll zu rächen. Er würde daran arbeiten müssen, stärker zu
werden, und er musste mehr über Waffen und über viele andere Dinge erfahren. Er war überzeugt, dass seine Ahnen ihn
dabei anleiten würden. Der Silberfalke war sein Zeichen – der
Junge, der einmal Kielianapuna geheißen hatte, würde sein
Volk in diesem Zeichen rächen.
Im Lauf der Tage entwickelte sich eine gewisse Routine.
Jeden Morgen wurde Talon wach und aß etwas. Dann gingen
Pasko und er nach draußen. Zunächst hielten sie sich bei ihren
Spaziergängen ausschließlich an den Hof des riesigen Gasthauses, später wagten sie sich auch in den Wald. Talons Kraft
kehrte zurück, und er begann, Pasko bei seinen Tätigkeiten zu
helfen, holte Wasser, hackte Holz und flickte Zügel, Halfter
und Riemen für die Pferde. Er war nicht dumm, und man
musste ihm etwas nur ein- oder zweimal zeigen, damit er es
begriff. Er war leidenschaftlich darauf bedacht, alles so gut
wie möglich zu machen.
    Hin und wieder erhaschte Talon einen Blick auf Robert, wenn
dieser sich auf dem Gasthausgelände bewegte, häufig in Gesellschaft von einem von drei anderen Männern. Talon fragte
Pasko nicht nach ihren Namen, aber er merkte sie sich. Er
vermutete, dass es sich bei dem hoch gewachsenen grauhaarigen Mann um Kendrick handelte, denn er bewegte sich auf
dem Anwesen, als gehöre es ihm. Er trug ein Hemd aus gutem
Stoff und einen einzelnen Ring mit einem dunklen Stein, aber
schlichte, praktische Hosen und Stiefel. Er blieb oft stehen,
um den Dienern Anweisungen zu geben – dem Mädchen Lela
und den beiden jüngeren Männern Lars und Gibbs. Lars und
Gibbs waren häufige Besucher in der Scheune, wenn Reisende
im Gasthaus eintrafen, denn sie kümmerten sich um die Pferde.
    Den zweiten Mann nannte Talon im Stillen Schneekopf,
denn sein Haar war so weiß wie Schnee, obwohl er nicht älter
aussah als dreißig. Er war nicht ganz so hoch gewachsen wie
Kendrick oder Robert, aber irgendwie schien er auf sie herabzusehen. Er hält sich wie ein Häuptling oder ein Schamane,
dachte Talon, und er hatte eine Aura der Macht um sich. Seine
Augen waren hellblau, und sein Gesicht war sonnenverbrannt.
Er trug ein dunkelgraues Gewand mit kompliziertem eingewebtem Muster an den Ärmeln und am Saum, der gerade
noch hoch genug war, um Talon einen Blick auf gut gearbeitete Stiefel zu gewähren. Manchmal hatte er einen Holzstab
dabei, manchmal trug er einen Schlapphut in der gleichen
Farbe wie sein Gewand.
    Der letzte Mann sah dem zweiten vage ähnlich, als wären
sie verwandt, aber sein Haar war dunkelbraun, etwa so wie
das von Talon. Auch seine Augen waren braun, und er hielt
sich wie ein Krieger und Jäger. Talon nannte ihn die Klinge,
denn seine linke Hand schien nie weit von seinem Schwertgriff entfernt zu sein, einer schlanken Klinge, wie sie

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