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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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stellte Robert fest, und
dann sagte er zu Talon: »Du hast ihn sicher schon gesehen,
denn du bist, wie mir bereits aufgefallen ist, ein guter Beobachter. Talon, das hier ist Caleb. Er und sein Bruder Magnus
sind Kollegen von mir.«
Talon nickte dem Mann zu, der weiterhin schwieg und ihn
forschend betrachtete. Von nahem gesehen wirkte Caleb noch
jünger, als Talon angenommen hatte – vielleicht nicht einmal
zehn Jahre älter als er selbst –, aber er strahlte die Selbstsicherheit eines Kriegers aus, der seinen Wert kennt.
Caleb reichte Talon Bogen und Köcher, und Talon band
sich den Köcher um die Taille und betrachtete den Bogen. Er
war langer als der; mit dem er zu schießen gelernt hatte, und
als er die Spannung prüfte, bemerkte er, wie Caleb jede seiner
Bewegungen genau beobachtete. Die Sehne war an einem
Ende ein wenig abgenutzt, aber er hielt sie noch nicht für alt
genug, dass es Probleme geben könnte. Dennoch fragte er:
»Gibt es eine Ersatzsehne?«
Caleb nickte.
Talon zog den Bogen auf den Rücken und sagte: »Dann
gehen wir.«
Caleb marschierte voran, und bald schon waren sie im Wald.
Sie bewegten sich leise durchs Unterholz. Caleb hatte noch
kein einziges Wort gesprochen. Nach einer halben Stunde
führte er Talon vom Weg weg und einen Wildpfad entlang.
Der junge Mann sah sich ausführlich um und merkte sich die
Wegzeichen, die ihn zur Straße zurückführen würden, falls
das notwendig wäre.
Caleb ging stetig voran, in einem Tempo, das für Talon
kein Problem gewesen wäre, wäre er nicht verwundet worden.
Aber nun war er immer noch schwach, und nach einer Stunde
fiel es ihm schon schwerer, Schritt zu halten. Er dachte gerade
daran, Caleb um eine Rast zu bitten, als dieser langsamer
wurde. Er hatte einen Wasserschlauch an der linken Hüfte, wo
er sonst das Schwert trug, und nun schnallte er den Schlauch
ab und reichte ihn Talon. Talon nickte und trank ein wenig,
gerade genug, um sich die Kehle und den Mund zu benetzen.
Belebt von dem Wasser reichte er Caleb den Schlauch wieder
zurück. Der Jäger machte eine Geste, als wolle er fragen, ob
Talon noch einen Schluck wollte, und Talon schüttelte den
Kopf. So, wie es aussah, waren sie nicht weit entfernt von
mehreren Stellen, wo sie Wasser bekommen könnten – Bäche,
Teiche und Rinnsale –, aber da Talon aus dem Hochgebirge
stammte, wo Wasser sehr viel schwieriger zu finden war, hatte er es sich schon lange angewöhnt, mit dem Wasser sparsam
umzugehen.
Sie gingen weiter, aber nun bewegte sich Caleb langsamer
und suchte nach Spuren. Als sie eine Waldwiese erreichten,
blieb Talon stehen. Das Gras war beinahe taillenhoch und
nach der Sommersonne und ausführlichem Regen leuchtend
grün.
Talon griff rasch nach seinem Bogen und tippte Caleb damit auf die Schulter. Er zeigte mit der linken Hand über die
Lichtung, und Caleb folgte seiner Bewegung mit dem Blick.
Sie gingen weiter auf die Wiese hinaus und bemerkten, dass
das Gras stellenweise geknickt und niedergetrampelt war.
Talon kniete nieder und suchte nach Spuren. In einer Senke
fand er welche.
»Bär«, sagte er leise. Er griff nach einem der abgebrochenen Grashalme. Sie waren an der Bruchstelle immer noch
feucht. »Ganz nah.«
Caleb nickte. »Gute Augen«, erwiderte er.
Sie begannen, der Bärenspur zu folgen, bis sie beinahe die
halbe Wiese überquert hatten. Caleb hob die Hand, und sie
blieben stehen. Dann hörte Talon es ebenfalls: In einiger Entfernung schnaufte ein Bär, und dann erklang ein dumpfes
Krachen.
Sie schlichen weiter, bis sie einen kleinen Bach erreicht
hatten. Auf der anderen Seite stand ein großer brauner Bär,
der eifrig damit beschäftigt war, einen toten Baumstamm hin
und her zu schaukeln und mit den Klauen daran zu reißen, um
einen Bienenstock freizulegen, dessen Bewohnerinnen nun
vergeblich den Bären angriffen. Der Bär riss das trockene Holz
ab und legte die Waben frei, während die Bienen ohne viel
Erfolg auf ihn einstachen und nur hin und wieder eine empfindlichere Stelle des Tieres fanden, wie zum Beispiel seine Nase.
Dann heulte der Bär zornig auf, aber einen Augenblick später
machte er sich wieder daran, den Honig zu finden.
Talon tippte Caleb auf die Schulter und zeigte auf den Bären, aber der ältere Mann schüttelte den Kopf und bedeutete
ihm mit einer Geste, den Rückweg einzuschlagen.
Leise zogen sie sich zurück, und nach kurzer Zeit bewegte
Caleb sich wieder schneller und führte sie zurück zur Straße.
    Am

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