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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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Miene, als er antwortete: »Ich habe schon beides geschmeckt.«
Leo runzelte dramatisch die Stirn. »Vor den Gästen wirst
du mich mit ›Meister‹ ansprechen, verstanden?«
»Jawohl, Meister.«
»Nun gut, wo war ich stehen geblieben?« Er schien einen
Augenblick verwirrt. »O ja, deine Aufgabe besteht darin, auf
dieser Seite des Tisches zu stehen. Nur auf dieser Seite, ist das
klar?«
Talon nickte.
»Beobachte die Gäste vor dir. Auf dieser Seite werden
sechs Personen sitzen, sieben auf der anderen, und zwei dort
drüben.« Er zeigte auf die beiden Stühle am Tischende rechts
von Talon. »Am anderen Ende sitzt niemand.«
»Sechs auf dieser Seite, Meister«, wiederholte Talon.
»Du bist dafür verantwortlich, ihre Kelche zu füllen. Sollte
ein Gast darum bitten müssen, dass man ihm nachschenkt,
wird das Kendricks Ehre besudeln, und ich werde es als persönliche Beleidigung betrachten. Ich werde vermutlich Robert
de Lyes bitten, dich von Pasko verprügeln zu lassen.«
»Jawohl, Meister.«
»Sorge dafür, dass du Bier in die Kelche mit Bier gießt,
und Wein nur in jene, die bereits Wein enthielten. Ich habe
gehört, dass es in Kesh ein barbarisches Volk gibt, das Wein
und Bier mischt, aber es fällt mir schwer, so etwas zu glauben. Und es ist auch egal. Wenn du sie mischst, werde ich
Robert de Lyes auf jeden Fall bitten, dich von Pasko verprügeln zu lassen.«
»Jawohl, Meister.«
Mit einem spielerischen Schlag auf Talons Hinterkopf fügte der Koch hinzu: »Ich bitte Robert de Lyes vielleicht sowieso, dich von Pasko verprügeln zu lassen, und sei es aus keinem anderen Grund als weil du ein Junge und demzufolge
eine ausgesprochene Plage bist. Bleib hier.«
Mit diesen Worten verschwand der Koch und ließ Talon allein im Speisesaal zurück.
Talon ließ den Blick schweifen. Über dem Beistelltisch
hinter ihm hingen Wandteppiche, und in der rechten Zimmerecke befand sich eine kleine Feuerstelle, ebenso wie in der
abgelegenen linken Ecke. Die beiden Feuer würden dieses
lang gezogene Speisezimmer selbst in den kältesten Nächten
warm halten können.
An der gegenüberliegenden Wand stand ein weiterer Tisch,
und einen Augenblick später betrat Lars das Zimmer mit einem riesigen Tablett mit geschnittenem Lammbraten darauf.
Hektisch, aber einer gewissen Ordnung folgend, kamen danach Meggie und Lela und mehrere andere Diener, die Talon
in der Küche gesehen hatte, deren Namen er aber nicht kannte, herein und brachten Tabletts mit dampfendem Gemüse,
frischem Brot, Tiegeln mit Gewürzen und Honig, Fässchen
mit frischer Butter, Tellern mit Entenbraten, Kaninchen und
Huhn. Sie stellten rasch alles auf den Tischen an den Wänden
ab und eilten aneinander vorbei, ohne einander anzurempeln,
an die Tische zu stoßen oder sich gegenseitig in den Weg zu
geraten, und kehrten einen Augenblick später mit weiteren
Tabletts zurück. Ein paar der Gerichte, die serviert werden
sollten, hatte Talon noch nie zuvor gesehen. Obst von seltsamer Farbe und Struktur wurde neben die vertrauten Äpfel,
Birnen und Pflaumen gelegt.
Dann wurden Wein und Bier hereingebracht, und Lars
blieb gegenüber von Talon auf der anderen Seite des Tisches
stehen, während Meggie sich ans linke und Lela ans rechte
Ende des Beistelltischs neben Talon stellten.
Es schien nur eine kurze Pause zu geben, einen winzigen
Moment, um zu Atem zu kommen und sich zu fassen, dann
ging die Tür rechts von Talon auf, und eine Reihe gut gekleideter Männer und Frauen betrat den Speisesaal.
Sie traten nacheinander an den Tisch – entsprechend den
Regeln eines Standessystems, nahm Talon an, denn ein Mann
und eine Frau stellten sich hinter die Stühle am Ende des
Tischs, und jene, die ihnen folgten, fanden der Reihe nach
ebenfalls einen Platz, an dem sie sich erwartungsvoll aufstellten. Talon erkannte, dass es ganz ähnlich zuging wie bei der
Sitzordnung im Langhaus der Männer in seinem Dorf. Dort
saß der älteste Häuptling auf dem auffälligsten Sitz im Gebäude, der rangnächste rechts von ihm, der nächste links und
so weiter, bis jeder Mann im Dorf seinen Platz gefunden hatte. Eine Veränderung dieser Ordnung trat nur ein, wenn ein
hoch stehender Mann starb, also konnte jeder im Dorf erwarten, jahrelang am selben Platz zu sitzen.
Als Letzter kam Kendrick, nicht sonderlich anders gekleidet als beim ersten Mal, als Talon ihn gesehen hatte. Sein
Haar und sein Bart sahen Irisch gewaschen und gekämmt aus,
aber sein Hemd war noch immer von

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