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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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auf seinen Strohsack
fallen. Die Müdigkeit überwältigte ihn sofort, und der halb
gegessene Apfel fiel ihm aus der Hand. Noch während er sich
fragte, was das Schicksal wohl für ihn vorgesehen hatte und
was hinter Roberts scheinbar so sinnlosen Fragen stecken
mochte, war Talon auch schon vor Erschöpfung eingeschlafen.

Vier
Spiele
    Talon runzelte die Stirn.
Er starrte die Karten an, die vor ihm auf dem Tisch lagen,
und versuchte, zu einer Entscheidung zu kommen, die das
Problem lösen würde. Nachdem er die vier Karten, die er gerade umgedreht hatte, längere Zeit angesehen hatte, kam er zu
dem Schluss, dass es keine Möglichkeit gab, das Spiel fortzusetzen.
Er seufzte – halb aus Frustration, halb aus Langeweile –,
hob die Karten auf und mischte sie noch einmal. Er widerstand der Versuchung, sich umzudrehen und nachzusehen, ob
die beiden Männer, die ihn beobachteten, irgendwie reagierten.
Der weißhaarige Mann, den er für sich »Schneekopf«
nannte, der aber eigentlich Magnus hieß, stand neben Robert,
der auf einem Hocker saß, den er aus dem Schankraum in den
Speisesaal gebracht hatte. Robert hatte Talon vor einer Woche
diese Karten gezeigt und ihn gelehrt, was man damit machen
konnte.
Das Spiel hatte zweiundfünfzig Karten von vier Arten:
Kelche, Stäbe, Schwerter und Münzen, alle jeweils in einer
anderen Farbe: die Kelche blau, Stäbe grün, Schwerter
schwarz und Münzen gelb. Sie wurden vor allem für Spiele
wie Pashawa und Poker – oder Po-Kir, wie man es in Kesh
nannte – benutzt. Robert hatte Talon mehrere Spiele gezeigt
und ein paar Runden mit ihm gespielt, damit er mit der Reihenfolge vertraut wurde, beginnend mit der Karte, die nun als
das »Ass« bekannt war – Robert erklärte, der Name stamme
von einem Wort aus Bas-Tyra für »Eins« –, bis zum Lord. Die
geringeren Karten hatten Zahlen von zwei bis zehn, aber Talon konnte nicht so recht verstehen, wieso der Einser die
wertvollste Karte sein sollte, sogar wertvoller als der Lord, die
Lady oder der Hauptmann.
Talon lächelte dünn. Er wusste nicht, warum diese Kleinigkeit, dass die kleinste Zahl, der Einser, den größten Wert
hatte, ihn so verärgerte. Dennoch, er kam recht gut mit den
Spielen zurecht, die Robert ihm beigebracht hatte. Dann hatte
Robert ihn noch andere Kartenspiele gelehrt, mit denen man
sich alleine beschäftigen konnte, wenn keine Gegner zur Verfügung standen – allesamt Variationen des gleichen Themas,
unterschiedliche »Anordnungen«, wie Robert sie nannte. Diese Einzelspiele verlangten, dass man die Karten in Reihen
entsprechend ihres Werts auslegte, abwechselnd in hellen und
dunklen Farben, oder in einer anderen bestimmten numerischen Reihenfolge oder einer Kombination.
Am Tag zuvor hatte Robert Talon aus der Küche geholt –
es waren keine Gäste da gewesen, also hatte es nicht viel zu
tun gegeben – und ihn in den Speisesaal gebracht. Dort hatte
er ihm das Spiel der »Vier Lords« gezeigt.
Es war ein verwirrendes Spiel. Vier Lords wurden von
rechts nach links ausgelegt, dazu vier Karten mit dem Bild
nach oben. Ziel des Spiels war es, die Karten dem Zeichen
entsprechend neben die Lords zu legen, und die einzige Regel
bestand darin, dass die Karten neben Karten des gleichen
Werts oder des gleichen Zeichens gelegt werden mussten. Als
Nächstes strebte man an, »Päckchen« aus vier gleich nummerierten Karten in einem Rechteck anzuordnen. Das dauerte so
lange, bis alle vier Asse beisammen waren und aus dem Spiel
genommen wurden, dann folgten die Zweier und so weiter,
bis nur noch die Lords übrig waren.
Talon hatte schon bald festgestellt, dass dieses Spiel
schwer zu gewinnen war, denn man war viel zu abhängig davon, dass zufällig eine bestimmte Karte auftauchte, und weniger von seinen eigenen Fähigkeiten. Aber man musste auch
klug genug sein, um Situationen vorhersehen zu können, in
denen Karten von anderen gleichen Werts isoliert waren.
Einen halben Tag lang hatte Talon begeistert gespielt.
Dann war ihm klar geworden, wie viel das Ganze mit dem
Zufall zu tun hatte, und er hatte angefangen, sich zu langweilen. Robert hatte jedoch darauf bestanden, dass er weitermachte, und sich schweigend hinter ihn gesetzt und ihn beobachtet.
Während Talon das nächste Spiel begann, fragte er sich
nicht zum ersten Mal, was Robert damit eigentlich bezweckte.
Magnus flüsterte: »Robert, was soll das alles?«
    Robert flüsterte ebenfalls: »Das Volk dieses Jungen hat im
Alltag wenig abstrakte Logik angewendet. Sie

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