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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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»Dein Name ist Talon?«
»Sir«, sagte Talon zustimmend.
»Talon Silverhawk«, ergänzte Robert.
»Das klingt wie ein Orosini-Name«, sagte Kendrick.
»Es ist einer.«
»Wir haben hier hin und wieder ein paar von deinem Volk
    gesehen, aber ihr neigt sonst eher dazu, in euren Bergen zu
bleiben.«
Talon nickte, unsicher, ob eine Antwort erforderlich war.
Kendrick beobachtete ihn einen Augenblick, dann sagte er:
»Du weißt zu schweigen, das ist eine gute Eigenschaft.« Er
erhob sich und stellte sich direkt vor Talon, als wollte er in
seinem Gesicht nach etwas suchen, das er aus der Ferne nicht
erkennen konnte. Nach einer kurzen Inspektion fragte er:
»Welche Anweisungen hat Leo dir vor dem Servieren gegeben?«
»Ich sollte Wein in die Weinkelche und Bier in die Bierkelche gießen.«
»Das war alles?«
»Ja.«
Kendrick lächelte. »Leo hält es für witzig, einen Jungen ins
kalte Wasser zu werfen, ohne ihm alles genau zu erklären. Ich
werde mit ihm ein ernstes Wörtchen darüber reden müssen.
Aber du hast dich wacker geschlagen, und die Gäste haben
nicht bemerkt, dass du keine Erfahrung hast.« Er wandte sich
Robert zu und sagte: »Ich überlasse ihn dir. Gute Nacht.«
Robert nickte Kendrick zum Abschied zu, dann bedeutete
er Talon, sich hinzusetzen.
Talon tat, wie ihm geheißen, und Robert betrachtete ihn
forschend.
Schließlich sagte er: »Kennst du den Namen des Mannes,
der am Kopf des Tisches gesessen hat?«
Talon antwortete: »Ja.«
»Wer ist er?«
»Graf Ramon DeBarges.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe ihn schon gesehen, als er das Gasthaus zum letzten Mal besuchte. Lela hat mir seinen Namen genannt.«
»Wie viele Ringe trug er an der linken Hand?«
Talon war überrascht über diese Frage, aber er schwieg
und dachte nach. Nachdem er sich den Grafen noch einmal
vorgestellt hatte, wie er ihm seinen Weinkelch entgegenhielt,
antwortete er: »Drei. Einer mit einem großen roten Stein in
silberner Fassung am kleinen Finger. Ein gehämmerter Goldring am Ringfinger und ein goldener mit zwei grünen Steinen
am Zeigefinger.«
»Gut«, antwortete Robert. »Die grünen Steine sind Smaragde. Der rote Stein ist ein Rubin.«
Talon fragte sich, um was es bei diesem seltsamen Gespräch ging, aber er schwieg weiterhin.
»Wie viele Smaragde befanden sich in dem Halsschmuck
der Dame links vom Grafen?«
Talon überlegte, dann sagte er: »Sieben, glaube ich.«
»Glaubst du oder weißt du es?«
Talon zögerte, dann sagte er: »Ich glaube es.«
»Es waren neun.« Robert betrachtete den jungen Mann, als
erwartete er eine Äußerung, aber Talon schwieg. Nach einiger
Zeit fragte Robert: »Kannst du dich erinnern, worüber der
Graf und der Mann zwei Plätze rechts von ihm gesprochen
haben, als du der Dame zwischen ihnen Bier eingegossen
hast?«
Talon brauchte einige Zeit, bis er sich erinnert hatte. »Ich
glaube, sie sprachen über Hunde.«
»Glaubst du oder weißt du es?«
»Ich weiß es«, sagte Talon. »Sie sprachen über Hunde.«
»Um was ging es dabei genau?«
»Um Jagdhunde.« Er hielt inne, dann fügte er hinzu: »Ich
spreche Roldemisch immer noch nicht gut genug, Robert.«
De Lyes regte sich ein paar Sekunden lang nicht, dann
nickte er.
»Schon gut.« Darauf folgte eine ganze Reihe weiterer Fragen, von den jeweiligen Gesprächsthemen bis zur Menge des
getrunkenen Alkohols, und Talon glaubte schon, es würde die
ganze Nacht so weitergehen.
Plötzlich sagte Robert: »Wir sind fertig. Geh wieder in die
Scheune und schlafe dort, bis man dich ruft. Dann ziehst du
hier ins Haus, in ein Zimmer, das du mit Gibbs und Lars teilen wirst.«
»Ich werde also Diener in Kendricks Haushalt sein?«
Robert lächelte dünn. »Eine Weile, junger Talon. Nur eine
Weile.«
Talon erhob sich und ging durch die Küche, wo das Brot
zum Gehen vor dem Ofen lag und darauf wartete, gleich am
nächsten Morgen gebacken zu werden. Ihm wurde klar, dass
er seit Stunden nichts mehr gegessen hatte, also nahm er sich
einen Apfel aus einer großen Schale und biss hinein. Er vermutete, dass die Äpfel für Kuchen vorgesehen waren, aber
Leo würde diesen einen wohl nicht sonderlich vermissen.
Als er nach draußen kam, sah er, dass der Himmel im Osten schon heller wurde. Bald würde jene Zeitspanne einsetzen,
die man bei seinem Volk den Wolfsschwanz nannte, diese
graue Stunde vor der ersten wirklichen Dämmerung, in der
ein Mann unauffällig zur Jagd oder zu einer langen Reise aufbrechen konnte.
Er betrat die Scheune und ließ sich

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