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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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viel Zeit und rettete Leben. Es gab in diesem
Höhlensystem gefährliche Klüfte und unzählige
Sackgassen. Tals nächtliche Vorstöße in die unterirdischen Gänge während der ersten Monate im Dienste Kaspars machten sich nun bezahlt.
    Die Höhlen waren in dieser Jahreszeit trocken,
denn sie bestanden überwiegend aus nacktem Fels;
nur hier und da war eine Ader fest gestampfter Erde
zwischen Steinschichten zu sehen. Auf Flechten in
den unteren Höhlen folgten weiter oben trockene
Granitwände und staubige Böden. Die Luft war
schal.
    In der letzten größeren Höhle, bevor sie die Keller
der Zitadelle erreichten, blieb Tal stehen. Er winkte
eine junge Frau zu sich, eine der befreiten Sklavinnen, und sagte: »Gib die Nachricht weiter: Wir ruhen
uns eine Stunde aus. Ich gehe voran, um die Lage zu
erkunden.«
    Die Frau eilte davon, und Tal griff nach einer neuen Fackel, zündete sie an einer bereits brennenden an
und verschwand in einem Gang.
    Alles war so, wie er es in Erinnerung hatte, und er
fand schnell seinen Weg zu dem schmalen Gang, der
zu der Vorratskammer führte, die schon so lange
nicht mehr benutzt wurde. Die einzigen Fußspuren
am Boden waren seine eigenen, die in den mehr als
vier Jahren beinahe verblasst waren.
    Am anderen Ende der Höhle befand sich eine einzelne Tür, und Tal inspizierte sie genau, bevor er
versuchte, sie zu öffnen. Sie war verzogen und
klemmte, aber er ließ sich Zeit, und als sie weit genug offen war, schlüpfte er hindurch.
    Nun befand er sich in der eigentlichen Zitadelle.
Drei Wände des Raums, in dem er stand, waren aus
dem Fels gemeißelt, aber die ihm gegenüberliegende
Wand mit der nächsten Tür bestand aus gemauerten
Steinen. Er öffnete diese Tür und spähte einen leeren
Flur entlang.
    Tal inspizierte rasch den weiteren Weg und erreichte bald die letzte Tür, die er öffnen würde, denn
hinter diesem Bereich befand sich ein Raum der Festung, der vielleicht in Gebrauch war: eine weitere
enge Speisekammer, von der aus es zu der Treppe
ging, die sie benutzen mussten, um ins Herz der Zitadelle zu gelangen. Diese Speisekammer lag weit
von der Küche entfernt und wurde nur selten benutzt,
aber hin und wieder kam jemand und füllte die Salzfässchen aus den größeren Fässern nach, die dort aufbewahrt wurden. Tal holte ein kleines Stück roten
Stoff und einen dünnen Nagel aus der Tasche und
befestigte den Lappen an der Tür. Dann folgte er
dem Weg wieder zurück und markierte dabei jede
Tür, durch die seine Leute kommen würden, mit roten Stoffstücken.
    An einem Kreuzweg befestigte er zwei Lappen,
einen roten und einen blauen, und ging dann in eine
andere Richtung als zuvor. Eine Stunde später war
ein zweiter Weg in Blau markiert.
    Als er in die Höhle zurückkehrte, wo die Vorhut
seiner Armee wartete, hatte er drei Wege in die Zitadelle gekennzeichnet. John Creed würde eine Gruppe
den gelben Weg entlangführen, der zum Außenhof
zwischen der Außenmauer und der eigentlichen Zitadelle führte. Seine Aufgabe bestand darin, die Mauer
von innen anzugreifen, um den Soldaten aus Kesh zu
helfen, die die Mauer von der Stadt aus stürmten.
    Quint Havrevulen würde die zweite Truppe führen, die den blauen Weg entlang direkt ins Zeughaus
vordrang, um die Hauptstreitmacht in der Zitadelle
anzugreifen. Seine Gruppe würde wahrscheinlich die
Erste der drei sein, die sich Kaspars Leuten gegenüberfand.
    Tals Aufgabe war die gefährlichste, denn er würde
seine Leute entlang dem roten Weg zu Leso Varens
Gemächern führen. Er wusste, dass ein äußerst unangenehmer Tod der Preis dafür sein könnte. Er hatte
lange über seine Entscheidung nachgedacht, war aber
zu dem Schluss gekommen, dass er diese Pflicht
selbst übernehmen musste. Außerdem stellte er erstaunt fest, dass es ihm nun, da der Sieg in Sicht war,
gleichgültig war. Er spürte nur noch Kälte. Seit Jahren hatte er sich auf den Tag gefreut, an dem er Kaspar vernichten und ihn wissen lassen würde, wieso er
starb. Der Gedanke an Rache tröstete ihn nun nicht
mehr. Nach dem Tod von Raven hatte die Rache begonnen, ihre Anziehungskraft zu verlieren.
    Die Jahre, die er in Erwartung dieses Augenblicks
zugebracht hatte, kamen ihm nun irgendwie verschwendet vor. Jetzt, als er diesem Spiel um alles
oder nichts direkt gegenüberstand, wünschte er sich
mehr als alles andere, einfach davongehen zu können. Er dachte an alles, was er verloren hatte, an alles, was er in der Vergangenheit

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