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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
Autoren: Der Konig der Fuchse
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allzu große Schwierigkeiten stoßen wird.«
Vorsichtig stand er auf. »Meine Leute haben für jeden von Euch ein Zelt vorbereitet, und ein Diener
wird sich um Eure Bequemlichkeit kümmern. Nun
muss ich Euch eine gute Nacht wünschen, und wir
werden morgen früh sehen, wie es mir geht. Ich
möchte die Jagd ungern verkürzen, aber ich fürchte,
ich bin nicht imstande, mich einem Drachen zu stellen, nicht einmal einem kleinen.« Die anderen lachten. »Also nehme ich an, wir werden morgen früh
wieder in die Stadt zurückkehren. Schlaft gut.«
Er ging, und einen Augenblick später entschuldigte sich auch Tal und überließ es den beiden Baronen,
um die Gunst von Lady Natalia zu wetteifern. Er
stellte fest, dass das »Zelt«, das man für ihn aufgestellt hatte, ein weiterer kleiner Pavillon war, groß
genug, dass er darin aufrecht stehen und sich mit der
Hilfe eines Dieners entkleiden konnte. Der Diener
nahm Tals Kleidung und sagte: »Wir werden sie reinigen und sie am Morgen zurückbringen, Junker.«
Tal setzte sich in die Mitte eines Kissenhaufens,
über den man zwei dicke Steppdecken gelegt hatte.
Dazu gab es eine seidenbezogene Daunendecke; viel
mehr, als er brauchte.
Er saß da, atmete tief die Bergluft ein und ignorierte die Gesprächsfetzen, die aus dem Hauptpavillon herangetragen wurden, wo Eugivney und Mikhail
versuchten, Natalia zu amüsieren. Er dachte über die
seltsamen Ereignisse dieses Tages nach. Der Bär war
so schnell aus dem Wald gekommen, dass Tal reagiert hatte wie ein Jäger, ohne vorher nachzudenken:
Er hatte sich die bestmögliche Waffe genommen und
direkt angegriffen. Er hätte ebenso gut nach einem
Bogen greifen und das Tier mit nutzlosen Pfeilen beschießen können, bis es Kaspar umgebracht hatte.
Dann wäre nur noch ein Mann übrig geblieben –
Hauptmann Quint Havrevulen –, und sein Volk wäre
gerächt gewesen.
Tal hatte bei den Magiern auf der Insel des Zauberers gelernt, wie vergeblich es war, darüber nachzugrübeln, warum etwas so geschehen war, wie es geschehen war. Passiert ist passiert, wie Nakor immer
sagte. Offensichtlich gab es keine einfache Lösung
für das Problem, das vor ihm lag. Aber eins wurde
ihm nun klar: Kaspar sterben zu sehen hätte ihm keine Freude bereitet. Er stellte fest, dass er den Mann
nicht hasste. Er misstraute ihm, wie er jedem wilden
und gefährlichen Geschöpf misstraut hätte. Aber irgendwie konnte er den charmanten Gastgeber, mit
dem er gerade einen Kelch Wein getrunken hatte,
nicht mit dem berechnenden Mörder in Einklang
bringen, der für den Tod eines ganzen Volkes verantwortlich war. Etwas hier passte nicht, und Tal
fragte sich, was das sein könnte.
Er nahm an, dass noch ein anderer seine Hand im
Spiel hatte. Der Magier Leso Varen hatte angeblich
großen Einfluss auf Kaspar, und Tal fragte sich, ob
es nicht letztendlich Varen war, der hinter der Vernichtung der Orosini steckte.
Als Tal aus seinen Gedanken wieder auftauchte,
erkannte er, dass es ruhig geworden war. Lady Natalia hatte sich offenbar von ihren Freiern verabschiedet. Tal merkte, dass er immer noch sehr wach war
und nicht würde schlafen können, wenn er sich nicht
entspannte. Er hatte nackt auf der Decke gehockt,
also setzte er sich jetzt im Schneidersitz hin und legte
die Handflächen auf die Knie. Er schloss die Augen
und begann eine Meditation, um sich zu beruhigen.
Die Zeit schien still zu stehen, und er spürte, wie
sein Herzschlag langsamer und sein Atem tiefer
wurde. Er war schon fast eingeschlafen, als er bemerkte, dass die Zeltklappe geöffnet wurde.
Bevor er sich bewegen konnte, machte eine schattenhafte Gestalt einen Schritt ins Zelt und packte ihn
an der Kehle. Als er vollkommen wach war, roch er
süßes Parfüm und hörte ein Flüstern: »Wie schön.
Du hast auf mich gewartet.« Dann spürte er, wie Natalia die Lippen fest auf seine drückte und ihn nach
hinten schob, in die Kissen hinein. Er blinzelte, und
im trüben Licht sah er ihr schönes Gesicht nur ein
paar Zoll von seinem entfernt, während sie rasch den
Morgenmantel abstreifte und beiseite warf. Spielerisch fuhr sie mit der Hand über seinen Bauch und
sagte: »Meinem Bruder fällt vielleicht keine Möglichkeit ein, sich dafür zu bedanken, dass du ihm das
Leben gerettet hast. Aber ich habe ein paar Ideen.«
Dann beugte sie sich vor und küsste ihn abermals.
Vier
Entscheidung
Tal setzte sich.
    Er lehnte sich auf dem dick gepolsterten Sofa zurück und warf der Gestalt, die
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