Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
vollkommen klar im Kopf.
Seine Entscheidungen mögen uns sinnlos vorkommen, aber es steckt immer etwas dahinter.« Er beugte
sich vor und stellte den Weinbecher auf den Tisch.
»Pasko und Amafi werden bald zurückkehren, also
müssen wir uns beeilen.«
»Dann die Botschaft. Sie kommt von meinem Vater. Du wirst ab jetzt auf dich allein gestellt sein.«
»Was genau bedeutet das?«
»Es bedeutet, dass niemand mehr mit dir Verbindung aufnehmen wird, Tal.« Magnus rückte seinen
Hut zurecht. »Wenn du dich entscheidest, Kaspars
Angebot anzunehmen und für ihn zu arbeiten, wirst
du vorher eine Ausrede finden, um Pasko wegzuschicken. Ich überlasse es dir, was du mit diesem
Amafi machst. Aber dein Eid verpflichtet dich, das
Konklave niemals ihm gegenüber zu erwähnen oder
seine Existenz auch nur anzudeuten. Von nun an
werden wir keinen Kontakt mehr mit dir haben, es
sei denn, du setzt dich mit uns in Verbindung. Wenn
du im Norden bist, kannst du eine Möglichkeit finden, eine Botschaft zu Kendricks Gasthaus zu schicken oder dich selbst dorthin zu begeben. In Rillanon
gibt es das Gasthaus Zur Sonne, und du warst bereits
im Rebstock in Salador. Solltest du nach Krondor
kommen, kennst du auch schon Admiral Trask. Hier
in Roldem gehst du zum Schankwirt der Nachtschicht im Molkonski-Gasthaus. Wir haben keine
Agenten in Opardum, was ich bedaure, aber wenn du
eine Botschaft zum Hammer und Amboss nach Karesh’kaar in Bardacs Feste schickst, wird sie uns erreichen.«
Tal lachte. »Habt ihr all eure Agenten in Gasthäusern und Schänken platziert?«
Magnus lächelte. »Nein, aber Gasthäuser und
Schänken sind sehr nützlich, wenn man Informationen sammeln will. Finde einen Weg, eine Nachricht
an einem dieser Orte zu hinterlassen, adressiert an
den Junker von Tiefenwald, und sie wird uns erreichen. Benutze wenn möglich die Parole. Es gibt noch
andere Gasthäuser in anderen Städten, und Pasko
kann dir eine vollständige Liste geben, bevor er dich
verlässt.«
»Warum soll ich mich von ihm trennen?«
»Zwei … nein, drei Gründe. Erstens erhöht sich
das Risiko mit jedem Agenten des Konklaves, der in
die Nähe von Leso Varen gelangt. Mutter hat Lady
Rowena so nah an Kaspar, wie eine Frau kommen
kann – ich nehme an, in der vergeblichen Hoffnung,
dass Kaspar im Bett zu viel redet –, und wenn jetzt
auch noch du nach Opardum gehst, erhöht sich unsere Verwundbarkeit; Pasko nützt uns dort nichts, sondern vergrößert nur die Gefahr. Zweitens haben wir
andere Aufgaben für Pasko. Und zum dritten arbeitet
er für das Konklave und nicht für Junker Hawkins
aus Ylith, ganz gleich, was du inzwischen glaubst.«
»Ich verstehe.«
»Und ich muss eins noch einmal betonen: Ganz
gleich, welche Möglichkeit du hast, dich an Kaspar
zu rächen – er ist nur ein Teil des Problems. Finde so
viel wie möglich über Leso Varen heraus. Er stellt
die wahre Gefahr dar. Und als Letztes: Wenn man
dich entdeckt, werden wir dafür sorgen, dass du
stirbst, bevor du die Sicherheit des Konklaves gefährden kannst. Ist das klar?«
»Vollkommen.«
»Gut. Also lass dich nicht umbringen, oder versuch zumindest, vorher etwas Nützliches zu tun.
Wenn du Ärger bekommst, können und wollen wir
dich nicht rausholen.«
Plötzlich war er weg. Es gab nur eine leichte Bewegung der Luft, wo Magnus gestanden hatte, und
dann war auch die nicht mehr zu bemerken.
Tal streckte die Hand aus, griff nach seinem
Weinbecher und murmelte: »Ich hasse es, dass er
immer das letzte Wort haben muss.«
Als Tal erwachte, war er ein wenig verwirrt. Er
hatte am Vorabend während des Gesprächs mit Magnus nur einen einzigen Becher Wein getrunken, und
der Tag nach der Jagd war ereignislos verlaufen: Sie
waren gemächlich den Berg hinab und zurück in die
Stadt zum Palast geritten. Aber er hatte nicht viel geschlafen und fragte sich, ob seine ruhelose Nacht etwas mit der Entscheidung zu tun hatte, die er nun
treffen musste.
Kaspar stand in seiner Schuld; wie sollte Tal also
in seinen Dienst eintreten, ohne dass es dem Herzog
verdächtig vorkam? Seine Idee, Prinz Matthew zu
töten und Kaspar dann einschreiten zu lassen, schien
vollkommen plausibel. Tal dachte einen Augenblick
nach.
Er wusste, er könnte eine ganze Reihe von Situationen herbeiführen, bei denen Prinz Matthew gezwungen wäre, ihn öffentlich zum Duell zu fordern.
Jemand würde darauf bestehen, dass es mit scharfen
Waffen ausgetragen würde, und Tal könnte den Prinzen töten.
Weitere Kostenlose Bücher