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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
Autoren: Der Konig der Fuchse
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still in der Ecke stand,
einen Blick zu. »Ich habe Pasko zusammen mit Amafi weggeschickt, um noch etwas einzukaufen, also
werden wir ein paar Minuten allein sein«, sagte er
und hob den Weinbecher. »Trinkst du einen Schluck
mit?«
    Der hoch gewachsene Mann kam aus der Ecke und
nahm den Hut ab. Langes, beinahe weißes Haar fiel
ihm bis auf die Schultern, und er sah Tal aus hellblauen Augen an. »Ich werde nicht lange hier bleiben. Vater hat mich mit einer Botschaft und ein paar
Fragen zu dir geschickt.«
    »Setz dich doch zumindest hin, Magnus.«
»Ich stehe lieber.« Magnus hatte Tal eine Weile in
Magie und Logik unterrichtet, aber von all seinen
Lehrern war er derjenige, mit dem Tal sich am wenigsten vertraut fühlte. Das war seltsam genug, denn
Caleb, Magnus’ jüngerer Bruder, war der einzige
Mann im Konklave, der für ihn so etwas wie ein
Freund geworden war. Sie waren beide Jäger, beide
Nichtmagier in einer Kultur von Magiern, beide unfähig, viel von dem zu verstehen, was sie jeden Tag
umgab. Von allen, die dem Konklave dienten, war
nur Miranda, Magnus’ Mutter, für Tal noch fremdartiger als der weißhaarige Magier.
Tal sagte: »Verzeih mir, aber ich hatte einen anstrengenden Tag und eine anstrengende Nacht. Ich
habe so gut wie nicht geschlafen, und mein Verstand
ist müde.«
Magnus lächelte. »Deine heldenhaften Anstrengungen mit dem Bären und mit Lady Natalia?«
»Das hast du gehört?« Tal setzte sich schockiert
auf. Er hatte erst vor einer Stunde den Palast verlassen, nachdem sie in die Stadt zurückgekehrt waren,
und war nach Hause gegangen. Das bedeutete, dass
die Gerüchte sich in Rekordzeit verbreitet hatten. Er
kniff die Augen zusammen. »Das kannst du noch
nirgendwo gehört haben. Du hast es gesehen!«
»Ja, ich habe dich beobachtet.«
Tal verbarg seine Missbilligung nicht. Es war das
zweite Mal, dass Magnus ihn insgeheim ausspioniert
hatte. »Ich kann beinahe verstehen, dass du meinen
Kampf mit Raven sehen wolltest, aber eine banale
Jagd?«
»Nichts, was mit Kaspar von Olasko zu tun hat, ist
banal. Vater hat mich gebeten, dafür zu sorgen, dass
du dich so schnell wie möglich bei Kaspar einschmeicheln kannst, und mit der Rettung des Herzogs vor dem Bären und deiner Eroberung seiner
Schwester scheint das geschehen zu sein. Außerdem
war es das letzte Mal, dass ich dich beobachtet habe.«
»Warum das?«
Magnus hielt den breitkrempigen Hut in beiden
Händen. »Als erstes die Fragen: Bist du bereit, in
Kaspars Dienst zu treten?«
»Beinahe, aber noch nicht sofort.«
»Aber bald?«
»Ja, bald.«
»Hat der Herzog oder seine Schwester in deiner
Gegenwart jemals Leso Varen erwähnt?«
»Nein. Das wäre mir aufgefallen.«
»Vaters letzte Frage lautet: Weißt du inzwischen,
wieso Kaspar Truppen an die Grenze des Königreichs der Inseln schickt? Hunderte von Meilen entfernt von jedem bedeutenden Ziel?«
»Nein.«
»Und jetzt eine Frage von mir: Warum hast du
Kaspar vor dem Bären gerettet?«
Tal schüttelte den Kopf und trank einen Schluck
Wein. »Um ehrlich zu sein, als ich es getan habe,
war es eine rein instinktive Handlung. Ich habe einfach nur reagiert. Aber nach längerem Nachdenken
bin ich inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass
die Götter mir etwas mitteilen wollten.«
»Und was soll das sein?«
»Es genügt nicht, wenn Kaspar einfach nur stirbt.
Er müsste zumindest wissen, warum er stirbt, aber
ich will noch mehr …«
»Was?«
»Ich will, dass er gedemütigt wird. Ich möchte sehen, wie er erkennt, dass alles, was er getan hat – jeder mörderische Befehl, jede verräterische Entscheidung – umsonst waren.«
Magnus schwieg einen Augenblick. »Ihn zu töten
wird viel einfacher sein, als ihn in eine solche Situation zu bringen.«
»Dennoch, das ist mein Ziel.«
»Dein Ziel«, sagte Magnus, »wenn ich dich erinnern darf, besteht in erster Linie darin herauszufinden, wieso Herzog Kaspar einen Krieg mit dem Königreich anfangen will. Jede Spur von Information,
die wir haben, sagt uns, dass deine Annahme richtig
war: Kaspar hat den verrückten Plan, die Reiche des
Ostens unter seine Herrschaft zu bringen, damit er
dann gegen die Inseln vorgehen kann. Und ich betone das Wort ›verrückt‹ – nichts, was er bisher getan
hat, weist darauf hin, dass er bei Verstand ist.«
Tal nickte. »Und dennoch würde ich mein Leben
darauf verwetten, dass Kaspar alles andere als verrückt ist. Tückisch, tödlich, charmant, manchmal sogar amüsant, aber stets
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