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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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töten, ohne seine Ehre zu verlieren.
Falls er überlebte.
Man hatte sie direkt zum Schloss gebracht. Tal
hatte gehofft, dass man ihm vielleicht die Ketten abnehmen und gestatten würde, dass er sich säuberte,
bevor man ihn vor den Herzog schleppte, aber diese
Hoffnung hatte sich als vergeblich erwiesen.
Man brachte ihn zu Kaspar, der – abgesehen von
ein paar Soldaten – allein in seiner großen Halle saß.
Keine Lady Natalia, keine Höflinge.
»Ihr habt also versagt, Baron Talwin«, sagte Kaspar ohne irgendein Vorgeplänkel.
Tal kam zu dem Schluss, dass es keinen Sinn hatte, sich dumm zu stellen. »Wie es offenbar vorgesehen war, Euer Gnaden.«
Kaspar lachte. »Nun, man hat Euch nicht umgebracht, also nehme ich an, dass Herzog Rodoski andere Pläne hatte, wie zum Beispiel, mir mein Versagen vor Augen zu führen.«
»So etwas Ähnliches. Er sagte, Ihr hättet nun die
Grenze dessen, was König Carol gestatten wird, erreicht. Ein weiterer Verstoß, und eine roldemische
Flotte wird Kompanien von Hundesoldaten aus Kesh
in Opardum absetzen.«
»Oh. Hat er das gesagt?« Kaspar lachte leise.
»Spiele innerhalb von Spielen, Baron. Es gibt eine
ganz andere Ebene, die so hoch oben ist, dass Herzog
Varian nicht einmal weiß, dass sie existiert. Nun«,
fügte er mit einem Abwinken hinzu, »das ist eine Sache, mit der Ihr nichts mehr zu tun haben werdet. Ihr
habt versagt, Baron. Ihr habt nicht nur Rodoski nicht
umgebracht, wie ich es befohlen habe, Ihr habt auch
nicht den Anstand besessen, Euch selbst bei Eurem
Versagen umbringen zu lassen. In gewissem Sinn
habt Ihr damit also zweimal versagt, was ein Versagen mehr ist, als ich für gewöhnlich gestatte. Dennoch, Ihr wart ein ernsthafter junger Bursche und
habt mir einige Male Freude gemacht. Aus diesem
Grund wird Euer Tod kurz und schmerzlos sein.« Er
wandte sich an die Soldaten: »Bringt ihn weg.«
Als die Soldaten Tals Arme packten, rief er: »Ihr
verdankt mir Euer Leben!«
Kaspar lehnte sich zurück und bedeutete den Soldaten, stehen zu bleiben. »Verdammt, Ihr habt
Recht«, sagte er. Er schüttelte den Kopf. »Also gut,
ich will nicht an eine unbezahlte Schuld gebunden
sein. Ich schenke Euch Euer Leben, Junker – der Titel eines Barons wird Euch aberkannt –, aber am Ende werdet Ihr Euch wahrscheinlich wünschen, ich
hätte es nicht getan.« Dann warf er Amafi einen
Blick zu und sagte: »Und was soll ich mit dir machen?«
»Ihr könntet damit anfangen, mir die Ketten abnehmen zu lassen, Euer Gnaden«, erwiderte Amafi.
Der Herzog gab den Soldaten ein Zeichen, und sie
befreiten den Kammerdiener. Nachdem Amafi seine
Ketten los war, verbeugte er sich und sagte: »Ich hoffe, das Versagen des Junkers wirft keinen Schatten
auf meine Dienste.«
»Nein, nicht im Geringsten, Amafi. Du bist das
perfekte Werkzeug. Du tust genau, was ich von dir
will, nicht mehr und nicht weniger.«
Tal schaute seinen Diener an und sagte: »Du?«
»Jemand musste den Agenten des Herzogs in Salador berichten, dass man Euch geschickt hat, um ihn
zu töten, Junker«, erklärte Kaspar. »Ich konnte mich
doch schließlich nicht darauf verlassen, dass roldemische Agenten den Herzog rechtzeitig benachrichtigen. Euren Kammerdiener zu bestechen, war eine
erheblich elegantere Lösung. Ich sagte ihm, er solle
sich mit einem meiner Agenten in Salador in Verbindung setzen, der ihn seinerseits mit einem von Herzog Duncans Leuten zusammengebracht hat, und von
dort an war es nur noch ein Schritt bis zu Herzog
Rodoski.«
Amafi verbeugte sich vor Tal. »Wie Ihr selbst an
dem Abend, als wir uns kennen gelernt haben, festgestellt habt, Euer Wohlgeboren: ›Bis zu dem Zeitpunkt, wenn du mich ohne Gefahr erfolgreich verraten kannst.‹ Das hier war ein solcher Zeitpunkt.«
»Man wird dich belohnen, Amafi«, erklärte Kaspar. »Und jetzt geh und säubere dich.«
Der ehemalige Attentäter sagte: »Ja, Euer Gnaden,
aber darf ich Euch noch einmal warnen?«
»Was ist?«
»Ich habe Talwin Hawkins lange genug gedient,
um zu wissen, dass er trotz seiner Jugend ein extrem
gefährlicher Mann ist. Ihr tätet gut daran, diese alte
Schuld beiseite zu schieben und ihn töten zu lassen.«
»Nein«, erwiderte Kaspar. »Ich verstehe, wieso du
mich warnst, aber so seltsam es dir vorkommen mag,
ich habe so etwas wie Ehrgefühl. Er hat mir das Leben gerettet, und diese Schuld kann ich nicht ignorieren.« Er hielt einen Moment inne und sagte dann:
»Aber ich werde mir deine Warnung zu Herzen
nehmen.

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