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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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Oberlippe rasiert, aber nun behielt er den Schnurrbart bei und trug den Kinnbart voller als zuvor.
    Immerhin machte er sich nun keine so großen Sorgen mehr, dass man ihn erkennen würde. Er war seit seiner Jugend nicht mehr so schlank gewesen. Bei seinem angenehmen Leben hatte er einiges zugelegt, auch wenn er stets stolz darauf gewesen war, gut in Form zu sein. Nun war er schlank. Seine Wangen waren beinahe hohl, und als er sein altes Hemd auszog und dem Schneider erlaubte, ihm ein neues anzumessen, konnte er seine Rippen sehen.
    Statt tagelang zu warten, hatte er den Schneider bezahlt, um ihm ein angemessenes Ensemble in einem Tag zu fertigen, auch wenn das bedeutete, im Lauf des Nachmittags mehrmals Anproben vorzunehmen. Es zählte nicht – er musste nirgendwo hingehen und hatte nichts weiter zu tun, also konnte er genauso gut dafür sorgen, präsentabel zu sein, wenn er sich denen stellte, die dieser Tage in Olasko an der Macht waren.
    »Das genügt für den Augenblick, mein Herr«, sagte der Schneider, ein Mann namens Swan. »Wenn Ihr warten möchtet, sollte ich innerhalb einer Stunde fertig sein.«
    Er hatte nach einem Stiefelmacher geschickt, der seinen Fuß vermessen hatte und nun zurückkehrte.
    »Ich habe mehrere Paare, die genügen würden, bis ich die bestellten Stiefel fertig habe.«
    Kaspar hatte sich als Besucher aus Sulth vorgestellt, was durchaus der Wahrheit entsprach. Er glaubte nicht, dass es einen der Handwerker interessierte, dass sie noch nie von dieser Stadt gehört hatten, solange sein Gold echt war. Er kam zu dem Schluss, dass es vielleicht klug wäre, einen Geldwechsler aufzusuchen und etwas von seinem Gold aus Novindus gegen hiesige Währung einzutauschen.

    Während er Stiefel anprobierte und sich schließlich für ein Paar entschied, kehrte Amafi zurück.
    Kaspar bezahlte den Stiefelmacher und beauftragte ihn, die nach Maß hergestellten Stiefel zum Gasthaus zu liefern, wenn sie fertig waren, dann führte er Amafi in eine Ecke in der Schneiderei. »Was hast du herausgefunden?«
    »Ich habe eine Möglichkeit gefunden, Eurer Schwester eine Botschaft zu schicken, Euer Wohlgeboren. Es wird Euch nicht einmal viel Gold kosten, denn das Mädchen, das im Palast arbeitet, ist ein dummes Kind und sehr gutgläubig. Aber es ist gefährlich, denn falls jemand herausfinden sollte, dass sie der Herzogin Nachricht von ihrem Bruder bringt, wird sie reden wie ein Buch.«
    »Dieses Risiko muss ich eingehen«, erwiderte Kaspar. Er nahm ein kleines Stück gefaltetes Pergament aus dem Hemd. »Schick das hier heute Abend zu Talia.«
    »Das Mädchen wird in einer Schenke nahe der Zitadelle sein, denn Verwandte von ihr arbeiten dort.
    Sie hilft in der Küche und in der Wäscherei der Zitadelle aus, aber sie wohnt nicht dort. Es könnte ein oder zwei Tage dauern, bis sie eine Möglichkeit findet, Eurer Schwester den Brief zu übergeben, aber sie behauptet, dass sie es kann.«
    »Beunruhigt dich etwas, Amafi?«
    Der alte Attentäter rieb sich die Hände, als wären sie kalt. »Ach«, schnaufte er, »verzeiht mir, Euer Wohlgeboren, aber es sah lange so aus, als hätte ich eine Pechsträhne.
    Ich habe Talwin gedient, und Ihr habt ihn verraten, dann habe ich für Euch gearbeitet, und auch Ihr seid verraten worden. Ich hoffe nur, dass die Pechsträhne nun zu Ende ist.«
    »Das tun wir beide«, sagte Kaspar trocken. »Und jetzt geh. Suche mich heute Abend im Haus am Fluss auf.« Er warf dem Mann eine kleine Börse zu.
    »Wenn du fertig bist, kommst du zurück und kaufst dir selbst ein paar anständige Sachen. Ich kann mich im Haus am Fluss nicht mit dir sehen lassen, wenn du aussiehst wie ein Lumpensammler.«
    »Ja, Euer Wohlgeboren«, erwiderte Amafi grinsend. »Mit Vergnügen.«
    Kaspar sah ihm nach und seufzte. Es war durchaus möglich, dass der tückische alte Auftragsmörder ihn bei der ersten Gelegenheit an die Wachtmeister verriet, immer vorausgesetzt, er könnte dabei irgendwie vermeiden, wegen seiner eigenen Missetaten verfolgt zu werden, aber dieses Risiko musste Kaspar eingehen. Seine Schwester war die einzige Person, die genügend Autorität hatte, ihn lange genug am Leben zu erhalten, damit er seinen Auftrag erfüllen konnte.
    Kaspar spürte es. Er war nahe am Ziel. Nahe daran, dieses höllische Ding in seinem Zimmer zum Palast zu bringen, nahe daran, die Situation zu erklären und hoffentlich Talwin Hawkins und durch ihn das Konklave der Schatten zu finden.
    Das Haus am Fluss war, wie man hörte, eines

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