Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
ist mit dir?«, fragte er. »Wirst du zu deiner Familie zurückkehren, nachdem es dir jetzt wieder gut geht?«
Sie lachte – das gleiche wohlklingende Lachen, an das sich Kaspar aus der Zeit erinnerte, als sie in so vielen Nächten in Opardum miteinander im Bett gelegen hatten. »Familie? Ich habe keine Familie, und nichts, was einer Familie gleichkäme. Mit mir stimmt etwas nicht, Kaspar, oder zumindest scheinen die Leute das zu denken. Es ist nicht so, dass es mir gefällt, Leuten wehzutun, es macht mir einfach nichts aus, wenn ihnen wehgetan wird. Verstehst du?«
Und plötzlich begriff Kaspar. »Du bist die perfekte Attentäterin.«
»Nun, ich weiß nicht, ob >perfekt< zutrifft, aber ich verspüre zweifellos keine Reue. Ich hatte wirklich Spaß mit dir, und als Liebhaber bist du rücksichtsvoll und sehr stark, aber wenn du jetzt sterben würdest, wäre mir das egal. Also hält Pug es für das Beste, wenn ich hier bleibe und für ihn arbeite.«
Leise sagte Kaspar: »Da kann ich ihm nur zustimmen.«
Sie lächelte und berührte seinen Arm. »Ich muss gehen. Aber wenn du demnächst deine Schwester siehst, grüße sie von mir.«
»Das werde ich tun«, versprach er, und als er sie davongehen sah, verspürte er tiefe Traurigkeit.
Später an diesem Morgen kam Malikai zu Kaspar und sagte: »Magnus möchte mit Euch sprechen, Herr.«
Kaspar folgte dem jungen Mann und genoss unterwegs den Duft der frischen Blüten und das Gefühl der Sonne auf seinem Rücken, als sie den Garten durchquerten. Magnus stand neben einem üppig blühenden Busch, den Kaspar nicht kannte. Der bleiche Magier sagte: »Das Treffen mit Eurer Schwester ist arrangiert.«
»Wann kann ich sie sehen?«
»Jetzt«, erwiderte Magnus und legte die Hand auf Kaspars Schulter.
Plötzlich waren sie im Hinterzimmer im Haus am Fluss. »Hinten im Haus gibt es ein privates Speisezimmer. Sie wartet dort auf Euch.«
Kaspar ging durch den Speisesaal, in dem sich die Gäste bereits drängten, obwohl es in Opardum erst früher Abend war. Er betrat das kleinere Zimmer und sah Natalia am Ende des Tisches sitzen.
Sie stand auf, sagte: »Oh, Kaspar!«, und kam auf ihn zu. Sie war offensichtlich schwanger. Nachdem sie ihm einen Kuss gegeben hatte, sagte sie: »Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen.«
»Ich dich auch nicht.«
Sie trat zurück. »Du siehst so anders aus. Du bist so viel dünner!«
Er lachte. »Du nicht.«
Sie errötete. »Varian und ich werden in zwei Monaten einen Sohn haben, sagen die Hebammen.«
Kaspar rechnete nach. »Er hat keine Zeit verschwendet, wie?«
Natalia setzte sich wieder hin und bedeutete Kaspar, sich ebenfalls zu setzen. Sie läutete, und Magary erschien. »Ihr könnt jetzt anfangen zu servieren.«
»Ja, Euer Gnaden.«
Kaspar lachte, als Magary gegangen war. »Euer Gnaden! Stimmt, du bist jetzt Herzogin!«
Sie beugte sich vor. »Kaspar, ich weiß, die Dinge waren… schwierig.«
Er tätschelte ihre Hand. »Das Wort wird dem, was geschehen ist, nicht ganz gerecht. Aber es geht mir wirklich gut.«
»Varian ist ein guter Mann. Er und ich, wir werden nie… ich meine, ich respektiere ihn, und er geht sanft mit mir um. Er ist auch ein wunderbarer Vater und ein guter Herrscher. Dein Land ist in guten Händen.«
Kaspar seufzte. »Aber nicht mehr unabhängig.«
»Nun, wenn es dich ein bisschen tröstet: Der nächste Herzog von Olasko wird auch dein Blut haben.«
Kaspar lachte laut. Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sagte: »Ich kann nicht einmal annähernd erklären, wie überrascht ich bin, dass diese Nachricht mir tatsächlich etwas bedeutet.«
»Das freut mich!«
Magary kam mit der Suppe herein, und schon der Duft sagte Kaspar, dass er das Gericht genießen würde. Nachdem Magary gegangen war, griff er nach einem Löffel und sagte: »Ich bin ganz besonders froh, dass wir uns hier treffen konnten, liebe Schwester, denn wenn diese Mahlzeit wie die erste ist, die ich letzte Woche hier hatte, steht dir etwas Wunderbares bevor.«
Sie unterhielten sich während des Essens und noch lange in den Abend hinein. Kaspar trank Wein, und Natalia nippte an ihrem Tee. Am Ende stellten sie fest, dass ihnen die Themen ausgegangen waren.
Und beide wussten, warum.
Tal kam herein und sagte: »Eure Kutsche wartet, Euer Gnaden.«
Natalia stand auf und gab Tal einen Kuss auf die Wange. »Ich danke dir.«
»Nichts zu danken. Ich warte draußen.«
Als sie allein waren, fragte Kaspar: »Soll ich dich zur Kutsche
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