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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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bringen?«
    »Nein«, antwortete sie. »Jemand könnte dich erkennen, selbst zu dieser späten Stunde. Ich sollte jetzt lieber gehen.« Sie hielten sich eine Minute still an den Händen.
    Schließlich sagte Kaspar: »Ich weiß. Wir sehen uns vielleicht nie wieder.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich weiß es noch nicht, aber im letzten Jahr habe ich herausgefunden, dass die Welt ein riesiger Ort ist, der einem Mann, der von vorn anfangen will, wunderbare Möglichkeiten bietet. Wenn ich mehr weiß, schreibe ich dir.«
    »Mögen die Götter dich beschützen, lieber Bruder.« Sie küsste ihn und ging dann schnell, als wollte sie fliehen, bevor die Tränen sie überwältigten.
    Eine Minute später kam Tal wieder herein. Kaspar murmelte: »Wie sie schon sagte: danke.«
    Tal zuckte die Achseln. »Wir lieben sie beide, jeder auf seine Art.«
    Kaspar lachte. »Ironie ist nicht Eure starke Seite, aber es ist Euch nicht entgangen, wie?«
    »Dass ich Eure Schwester lieben konnte, während ich Euch tot wünschte?« Er nickte. »Aber ich könnte Natalia nie so lieben, wie ein Mann seine Frau lieben sollte.«
    »Ihr habt das Mädchen gefunden, für das Ihr bestimmt wart?«

    Tal zuckte die Achseln, und in seiner Miene mischte sich Bedauern mit Resignation. »Teal ist nicht das Mädchen, das ich im Dorf kannte. Sie…
    hat sich verändert. Ich glaube, sie wird niemals wirklich glücklich sein. Sie wurde so oft vergewaltigt, dass sie nicht einmal weiß, wer der Vater unseres Sohnes ist. Ich behandle ihn, als wäre er mein eigener Sohn, aber… es wird für sie nie wieder wie früher sein. Sie hat jedoch auch gute Tage, sogar gute Wochen.« Ein distanzierter Blick trat in seine Augen.
    »Sie weint nie, Kaspar. Ich würde mich freuen, wenn sie es täte.«
    »Ihr tragt eine schwere Last.«
    »Wer sonst hätte ihr ein winziges bisschen von dem zurückgeben können, was Ihr ihr genommen habt?«
    Kaspar schwieg; es gab nichts, was er hätte einwenden können, um sich zu verteidigen. Schließlich sagte er: »Alysandra lässt Euch grüßen. Es geht ihr gut.«
    Tal lachte, und in diesem Lachen lag eine Spur von Bitterkeit. »Ich war so jung, als ich sie kennen lernte, und ich hielt sie für die Liebe meines Lebens.
    Es war eine harsche Lektion.«
    »Noch eine Frau, die niemals weint«, erwiderte Kaspar.
    Nach langem Schweigen sagte Tal: »Wenn Ihr das Glück habt, einer Frau zu begegnen, die Ihr ohne Vorbehalte lieben könnt, dann tut es. Denn dann werdet Ihr wissen, dass die Götter Euch wirklich vergeben haben.«
    Kaspar nickte. »Ich sollte zurückkehren. Wie wird das passieren?«
    Tal reichte Kaspar eine Kugel, die aus einem goldfarbenen Metall bestand, aber viel leichter als Gold war. »Drückt diesen Knopf hier, dann seid Ihr wieder in der Villa.«
    Kaspar sagte: »Dann heißt es lebt wohl, junger Talwin Hawkins, obwohl Ihr nicht mehr so jung seid wie bei unserer ersten Begegnung. Werden wir uns noch einmal begegnen?«
    Tal lächelte wehmütig. »Wenn das Konklave beteiligt ist, ist nichts wirklich sicher. Ich hoffe, Kaspar von Olasko, dass es Euch wohl ergeht.«
    »Ich wünsche Euch das Beste, Tal.«
    Sie gaben sich nicht die Hand, aber sie sahen einander einen Moment in die Augen, und etwas geschah zwischen ihnen. Dann drückte Kaspar den Knopf an der Kugel, und plötzlich stand er in Pugs Arbeitszimmer.
    Pug blickte auf. »War es ein angenehmer Besuch?«
    Kaspar sagte: »Sehr angenehm. Ich danke Euch für Eure Hilfe.«
    »Oh, Tal hat das meiste erledigt. Ich habe ihm nur eine Botschaft geschickt.«
    »Ihr seht müde aus«, stellte Kaspar fest.
    »Es gibt Zeiten, da glaube ich, dass ich müde zur Welt gekommen bin«, sagte Pug. Er lächelte. »Ich erinnere mich daran, als ich ein Junge in der Burg von Crydee war, und das ist zwar schon mehr als hundert Jahre her, aber es kommt mir vor, als wäre es noch viel länger.«
    Kaspar lachte. »Ihr habt hier wunderbare Strände, hat man mir gesagt. Ihr solltet schwimmen gehen und Euch einen Tag in die Sonne legen.«
    »Ich wünschte, das könnte ich. Aber wir haben zu tun.«
    »Wir?«
    »Ja, ruht Euch aus, denn morgen werde ich Euch auf eine Reise mitnehmen, um jemanden zu besuchen, der vielleicht mehr über den Talnoy weiß.«
    »Um wen handelt es sich?«, fragte Kaspar.
    »Um einen Freund von mir, der mehr über die Drachenlords weiß als jeder andere.«
    »Und wo hält dieser Freund sich auf?«
    »In Elvandar. Wir gehen zum Hof der Eibenkönigin.«
    Kaspar sagte: »Talwin hatte Recht. Bei Euch

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