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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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Söhnen war ohne Väter aufgewachsen, und viele sogar als Vollwaisen. Wo einmal eine Reihe von Stadtstaaten das Land in der Umgebung beherrscht hatte, regierte nun das Chaos.
    Traditionelle Übereinkünfte waren dem Gesetz von Kriegsherren und Banditen gewichen. Wer immer die größte Bande hatte, wurde der örtliche Anführer.
    Jojannas Familie hatte wegen ihrer relativen Isolation überlebt. Die Leute aus dem Dorf wussten, wo sich der Hof befand, aber nur wenige Reisende waren zufällig darauf gestoßen. Lediglich durch den glücklichen Umstand, dass Jörgen die Vögel gesucht hatte, die davongelaufen waren, war Kaspars Leben gerettet worden. Er hätte durchaus nur ein paar Stunden vom Hof entfernt verhungern können.
    Unterwegs konnte Kaspar im Westen eine Bergkette sehen, während das Land nach Osten hin leicht abschüssig war und in der Ferne, wo es in Wüste überging, immer bräunlicher wurde. Wäre er Gefangener der Bentu geblieben, wäre er ein Sklave geworden, und wenn er seine Flucht schlechter geplant hätte, wäre er wahrscheinlich in dem trockenen Land zwischen diesen fernen Bergen und den Hügeln, auf deren Kamm die alte Straße verlief, umgekommen.
    Er entdeckte ein Schimmern in der Ferne. »Ist das ein Fluss?«
    »Ja, das ist der Schlangenfluss«, sagte Jojanna.
    »Dahinter liegen die Heißen Lande.«
    Kaspar fragte: »Hast du schon von der Stadt am Schlangenfluss gehört?«
    »Ja, sie liegt weit im Süden, am Blauen Meer.«
    »Also muss ich flussabwärts ziehen«, schloss Kaspar.
    »Wenn du dorthin willst, ja.«
    »Ich will einfach nur nach Hause«, sagte Kaspar mit einer Spur Bitterkeit.
    »Erzähl mir von deinem Zuhause«, bat Jörgen.
    Kaspar warf einen Blick über die Schulter, sah das Grinsen des Jungen, und seine Gereiztheit verflog.
    Zu seiner Überraschung hatte er den Jungen lieb gewonnen. Er wusste, als Herrscher von Olasko würde er irgendwann heiraten und einen legitimen Erben zeugen müssen, aber er hätte nie damit gerechnet, dass er seine Kinder vielleicht mögen würde. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob sein Vater ihn wohl gemocht hatte.
    »Olasko ist eine Seefahrernation«, sagte Kaspar.
    »Unsere Hauptstadt, Opardum, schmiegt sich an steile Klippen, und es gibt einen gut zu verteidigenden, aber geschäftigen Hafen.« Er ging weiter und fuhr mit seiner Beschreibung fort. »Sie liegt an der Ostküste eines großen« – ihm fiel auf, dass er das Wort für Kontinent in der hiesigen Sprache nicht kannte –
    »eines großen Gebietes namens Triagia. Also kann man von der Zitadelle aus« – er warf ihnen einen Blick zu und sah, dass sich weder Jojanna noch Jörgen an dem keshianischen Wort störten –, »von der Zitadelle aus kann man wunderbare Sonnenaufgänge über dem Meer sehen. Im Osten liegt flaches Land, und am Fluss gibt es viele Bauernhöfe, ganz ähnlich wie eurer…«
    Er vertrieb sich die Zeit damit, ihnen von seiner Heimat zu erzählen, und an einer Stelle fragte Jörgen: »Was hast du gemacht? Ich meine, du bist kein Bauer.«
    Kaspar sagte: »Ich war Jäger.« Das hatte er dem Jungen bereits früher erzählt, als er einen geschlachteten Ochsen ausgenommen hatte, um ihn ins Sommerhaus zu hängen, wie er die unterirdische Höhle mit Tür bezeichnete, in der sie verderbliche Lebensmittel aufbewahrten. »Und ich war Soldat. Ich bin umhergereist.«
    Jörgen fragte: »Wie ist das?«
    »Wie ist was?«
    »Umher reisen.«
    »So wie jetzt«, sagte er. »Man geht viel zu Fuß oder segelt auf einem Schiff oder reitet auf einem Pferd.«

    »Das meinte ich nicht.« Jörgen lachte. »Ich meinte, wie war es dort, wo du hingereist bist?«
    »Manche Orte sind wie diese Heißen Lande« antwortete Kaspar, »aber anderswo ist es kühler, und es regnet viel…« Er erzählte ihnen von den Ländern rings um die See des Königreichs und sprach über die unterhaltsameren Dinge, die er dort gesehen hatte. Er amüsierte sie und lenkte sie ab, bis sie über eine Anhöhe kamen und das Dorf Heslagnam vor sich sahen.
    Kaspar wurde klar, dass er eine wohlhabendere Siedlung erwartet hatte, und er war enttäuscht. Das größte Gebäude war eindeutig das Gasthaus, ein zweistöckiges, ein wenig heruntergekommenes Holzhaus mit einem gelb-grünen Dach. Ein einzelner Schornstein spuckte Rauch aus, und es gab einen Stall hinter dem Haus und einen großen Stallhof.
    Zwei weitere Gebäude beherbergten offenbar Läden, aber es gab keine Schilder, die ihre Waren anpriesen.
    Kaspar wusste also nicht, was man

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