Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
Vom Netzwerk:
Kaspar hatte an mehr zu denken als an einen Jungen aus einem weit entfernten Land, obwohl er sich an Jorgens Gesellschaft sehr gewöhnt hatte. Er hatte alles von den beiden gelernt, was zu lernen war.
    Er beherrschte die Sprache der Region einigermaßen, und er wusste nun ebenso viel über die Sitten und Bräuche wie Jojanna. Es gab keinen Grund für ihn zu bleiben und viele Gründe zu gehen. Er hatte Monate nur ein paar Meilen von der Stelle entfernt verbracht, an der der weißhaarige Magier ihn abgesetzt hatte, und er musste immer noch um die halbe Welt reisen.
    Jörgen fragte schließlich: »Wo gehst du hin?«
    »Nach Hause.«
    Jörgen schien etwas sagen zu wollen, dann schwieg er. Nach einiger Zeit fragte er: »Was werden wir machen?«
    Jojanna antwortete: »Das Gleiche wie immer.«
    »Du brauchst ein Pferd«, sagte Kaspar. »Der Sommerweizen ist bald reif, und der Mais ist jetzt schon so weit. Du brauchst ein Pferd, das deinen Wagen zum Markt zieht.«
    Sie nickte.
    »Du wirst Vieh verkaufen müssen. Wie viel?«
    »Zwei Rinder sollten mir genug für ein brauchbares Pferd einbringen.«
    Kaspar lächelte. »Mit Pferden kenne ich mich aus.« Er erwähnte allerdings nicht, dass dies vor allem auf Streitrösser, Jagdpferde und die eleganten Zelter seiner Schwester zutraf. Dennoch, er konnte erkennen, wenn ein Pferd lahm war, konnte Strahlfäule in einem Huf riechen und den Charakter eines Tieres einschätzen.
    »Wir müssen nach Mastaba gehen.«
    »Wo ist das?«
    »Zwei, drei Tage hinter Heslagnam. Wir können die Rinder dort an einen Händler verkaufen; er hat vielleicht ein Pferd, das er eintauschen will«, sagte sie tonlos.
    Kaspar schwieg den Rest der Mahlzeit. Er wusste, dass Jojanna Angst davor hatte, wieder allein zu sein.
    Sie hatte sich Kaspar nicht genähert, und er war damit zufrieden, die Dinge so zu belassen, wie sie waren. Er war seit Monaten nicht mit einer Frau zusammen gewesen, und sie war auf ihre hagere Art durchaus attraktiv, aber das enge Haus und seine Sorge um Jörgen hatten sie voneinander fern gehalten.
    Jojanna hoffte an manchen Tagen, ihren Mann wieder zu sehen, dann wieder betrauerte sie ihn, als ob er tot wäre. Kaspar wusste, dass sie ihn in ein paar Monaten vollkommen an Bandamins Stelle akzeptiert hätte. Das war ein weiterer Grund, wieso er das Gefühl hatte, dass es Zeit war zu gehen.
    »Vielleicht kannst du einen Arbeiter finden, der mit dir hierher zurückkommt.«
    »Mag sein«, sagte sie unverbindlich.
    Kaspar griff nach seinem Holzteller und trug ihn zum Spüleimer. Sie verbrachten den Abend schweigend, bis sie sich schließlich auf ihren jeweiligen Schlafmatten niederlegten und einschliefen.

    Vier
Dorf
    Kaspar, Jojanna und Jörgen gingen die alte Straße entlang.
    Sie bewegten sich mit stetigem Schritt, wie sie es schon an den letzten beiden Tagen getan hatten. Kaspar war nie klar gewesen, wie ermüdend es war, überallhin zu Fuß gehen zu müssen. Er hatte sein Leben lang Pferde, Kutschen und schnelle Schiffe zur Verfügung gehabt; tatsächlich war er nur manchmal auf der Jagd oder bei einem Spaziergang durch den Palastgarten zu Fuß unterwegs gewesen. Selbst ein paar Meilen auf diese Weise zurückzulegen war nicht nur ermüdend, sondern auch langweilig.
    Er blickte zurück, um nachzusehen, was Jörgen machte. Der Junge ging hinter den beiden Jungochsen her. Er hatte einen langen Stock in der Hand und schnippte damit, wenn eins der Tiere versuchte, zur Seite abzubiegen und ein paar Pflanzen abzureißen –
    nicht dass es viel Futter gegeben hätte, aber die störrischen Tiere schienen alle Pflanzen untersuchen zu wollen, bis Jörgen sie ununterbrochen mit dem Stock schubsen musste.
    Kaspar wollte so schnell wie möglich weiterkommen, aber er ergab sich seiner Situation. Er war zu Fuß und allein, wenn man einmal von Jojanna und ihrem Sohn absah, und ohne Schutz, Mittel oder Erfahrung mit diesem feindseligen Land. Das wenige, was Jojanna ihm erzählt hatte, machte deutlich, dass die Region immer noch unter den Verwüstungen durch die Armee der Smaragdkönigin litt, obwohl seit diesen schrecklichen Ereignissen viele Jahre vergangen waren.
    Die Bauernhöfe und Dörfer waren rasch wieder genutzt worden, obwohl es an Männern fehlte. Alte Männer und Frauen hatten so gut wie möglich ihr Leben gefristet, bis die Jungen alt genug gewesen waren zu arbeiten, zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen.
    Der Mangel an offizieller Ordnung war geblieben; eine gesamte Generation von

Weitere Kostenlose Bücher