Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
seine Frau ärgern wird. Sie mag es nicht, wenn er zu viel trinkt.«
Kaspar wartete, ohne noch etwas dazu zu sagen.
Wieder musste er daran denken, dass die Bauern von Olasko wahrscheinlich ganz ähnlich lebten. In Olasko gab es sicher ebenfalls Kaufleute, deren Frauen sich ärgerten, wenn sie zu viel Bier tranken, es gab ehemalige Soldaten, die heruntergekommene Gasthäuser betrieben, und kleine Bauernjungen, die jemanden suchten, mit dem sie spielen konnten. Er lehnte sich zurück und dachte darüber nach, dass es sicher unmöglich war, sie alle kennen zu lernen. Er erkannte kaum die Hälfte der Diener in der Zitadelle, von ihren Namen gar nicht zu reden. Aber dennoch, er hätte sich mehr dafür interessieren sollen, was das für Menschen waren, die von ihm Schutz erwarteten.
Ganz unerwartet wurde er traurig. Wie wenig er sich um alles gekümmert hatte! Ein Wirbel von Bildern fegte durch seinen Kopf, ganz ähnlich wie die Träume, die er in der letzten Zeit gehabt hatte.
»Was ist denn?«, fragte Jojanna.
Kaspar warf ihr einen Seitenblick zu. »Was soll sein?«
»Du bist ganz blass geworden, und deine Augen sind feucht. Was ist los?«
»Nichts«, antwortete er mit überraschend heiserer Stimme. Er schluckte angestrengt, dann sagte er:
»Nur eine unerwartete Erinnerung.«
»An einen Krieg?«
Er zuckte die Achseln und nickte schweigend.
»Bandamin war einmal Soldat.«
»Tatsächlich?«
»Nicht wie du«, fügte sie rasch hinzu. »Er diente bei der hiesigen Miliz, als er noch ein Junge war, zusammen mit seinem Vater. Sie haben versucht, diesen Ort ein wenig sicherer zu machen.«
»Sieht aus, als hätten sie gute Arbeit geleistet.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.
Es gibt immer noch Banditen. Die Bentu-Sklavenhändler nehmen freie Männer gefangen und bringen sie nach Süden; dann verkaufen sie sie an einen reichen Bauern oder Müller, oder wenn es ein Krieger ist, bringen sie ihn zur Stadt am Schlangenfluss… für die Spiele.«
»Diese Stadt am Schlangenfluss – wie weit ist sie von hier entfernt?«
»Wochen, wenn man ein Boot hat. Zu Fuß dauert es länger. Ich weiß es nicht wirklich. Willst du dorthin?«
»Ja«, antwortete Kaspar. »Ich muss nach Hause, und dazu brauche ich ein Schiff, und die einzigen Schiffe, die in meine Heimat fahren, sind dort.«
»Es ist ein langer Weg.«
»Das nehme ich an«, sagte er ausdruckslos.
Nach einer Stunde kehrte Sagrin zurück und sagte:
»Kelpita bietet Folgendes an…« Er beschrieb einen Handel, der Waren, zu einem späteren Zeitpunkt auch Saatkorn und weiteren Handel mit einem anderen Kaufmann im nächsten Dorf einschloss. Am Ende schien Jojanna zufrieden zu sein.
Kaspar sagte: »Wenn Ihr noch ein Zimmer für die Nacht und ein Abendessen drauflegt, sind wir uns einig.«
»In Ordnung«, erwiderte Sagrin und klatschte in die Hände. »Wir haben heute Abend Entenbraten und einen Eintopf, und das Brot ist von heute früh.«
Als er in die Küche ging, flüsterte Jojanna Kaspar zu: »Erwarte nicht zu viel. Sagrin kann nicht kochen.«
Kaspar erklärte: »Essen ist Essen, und ich habe Hunger.«
Dann sagte Jojanna: »Du hast immer noch kein Pferd.«
Kaspar zuckte die Achseln. »Ich finde schon eine Möglichkeit. Vielleicht finde ich ja ein Boot, das mich flussabwärts bringt.«
»Das wäre schwierig.«
»Warum?«, fragte Kaspar und ging, um sich noch ein Bier zu holen, während Sagrin in der Küche arbeitete.
»Ich erzähle es dir beim Abendessen. Ich sollte lieber gehen und Jörgen holen.«
Kaspar nickte und trank sein Bier. Einem Mann könnte Schlimmeres passieren, als mit einer Frau wie Jojanna verheiratet zu sein und einen Sohn wie Jörgen zu haben, dachte er. Dann sah er sich in dem jämmerlichen Gasthaus um. Aber er könnte auch ein erheblich besseres Leben haben.
Kaspar erwachte als Erster. Jojanna und Jörgen schliefen auf zwei Pritschen, die in diesem Gasthaus als Betten dienten, und Kaspar lag auf einem Strohsack auf dem Boden.
Etwas hatte seine Ruhe gestört. Er lauschte angestrengt. Pferde!
Er zog sein Schwert, eilte den Flur entlang und die Treppe hinunter. Sagrin wartete bereits im Schankraum und hatte eine alte Klinge in der Hand. Kaspar signalisierte dem kräftigen alten Soldaten, sich neben der Tür zu postieren, während er selbst zum Fenster eilte.
Er zählte fünf Reiter. Sie ritten im Hof herum und unterhielten sich. Einer zeigte auf das Gasthaus, und ein anderer schüttelte den Kopf und zeigte die Straße
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