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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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zusätzliche Gold nicht – sie hatten genug in ihrer Truhe, um den Rest ihres Lebens gut zurechtzukommen –, aber Kaspar war entschlossen, die Rolle des Kaufmanns weiterzuspielen, damit sie keinen Verdacht erregten.
    Beks Rat hatte sich als gut erwiesen. Sie hatten sich an den Kreuzwegen, die Bek ihnen angegeben hatte, nach Süden gewandt und waren nur zweimal von Kriegern aufgehalten worden, die das Zeichen des Adlerclans auf ihren Waffenröcken trugen.
    Die Bestechungen liefen ganz offen ab – es war einfach der Preis, den man hier zahlte, um Handel treiben zu dürfen. Die zweite Wache hatte ihnen sogar eine Marke gegeben, eine Holzmünze mit einem Adler darauf, und sie angewiesen, sie allen anderen Wachen zu zeigen, denen sie begegnen würden. Kaspar beschwerte sich, dass sie von der ersten Wache keine solche Münze erhalten hatten, und die Männer lachten und erklärten, in diesem Fall sei die Bestechungssumme wohl nicht großzügig genug gewesen.
    Kaspar ging an Bord und folgte Kenner und Flynn zu der kleinen Kajüte, die sie miteinander teilen würden. Sie war kaum groß genug für vier Kojen, jeweils zwei übereinander. Sie hievten die Truhe auf eine der unteren Kojen, und Kaspar ließ sich auf der oberen nieder.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er.
    »Worüber?«, fragte Flynn.
    »Über das, was der alte Mönch gesagt hat – dass wir sterben werden, wenn wir in die falsche Richtung ziehen.«

    Kenner stieg auf die zweite obere Koje und legte sich hin. »Das ist eine unangenehme Art, es uns wissen zu lassen. Noch drei weitere falsche Bewegungen, und das Ding im Frachtraum hat niemanden mehr, der es bewegt.«
    »Ich denke, es würde schon irgendwie jemanden finden«, erklärte Flynn.
    »Ich habe auch über etwas nachgedacht, das Bek gesagt hat«, fuhr Kaspar fort. »Er sagte, es gibt ein paar Tage nördlich der Stadt eine Straße nach Maharta. Wir müssen daran vorbeigezogen sein. Vielleicht ist McGoin gestorben, weil wir diese Straße nicht genommen haben.«
    Kenner lag auf der Seite, den Kopf in die Hand gestützt. »Ich weiß es nicht. Manchmal denke ich, wenn wir nicht mitten in dieser Geschichte stecken würden, wären wir erheblich verängstigter.«
    Flynn setzte sich auf seine Koje. »Das ist nichts Besonderes. Kaspar, du warst doch Soldat, nicht wahr?«
    „Ja.«
    »Früher oder später gewöhnt man sich an das Blut, oder?«
    Kaspar schwieg einen Moment. Dann sagte er:
    »Ja. Es wird… alltäglich.«
    »Das ist es also«, fuhr Flynn fort. »Wir haben uns einfach an diesen Wahnsinn gewöhnt.«
    Kaspar lehnte sich zurück und gab sich damit zufrieden, auf den Ruf zum Mittagessen zu warten. Er dachte über das nach, was Flynn gerade gesagt hatte, und kam zu dem Schluss, dass der Kaufmann Recht hatte: Man gewöhnte sich an den Wahnsinn, wenn man lange genug damit lebte.
    Aber dann kam ihm ein beunruhigender Gedanke: Er hatte, schon lange bevor er hierher gekommen war und diese Männer kennen gelernt hatte, mit solchem Wahnsinn gelebt.

    Elf
Maharta
    Ein Ruf erklang vom Deck.
    Kaspar bedeutete seinen Freunden aufzustehen.
    »Wir legen an. Bis wir an Deck sind, wird der Landungssteg ausgefahren sein, und ich kümmere mich um einen Wagen.«
    »Kauf einen, wenn es sein muss«, sagte Flynn. Er hatte bereits Gold aus der Truhe genommen und reichte Kaspar einen vollen Beutel, den dieser unter sein Hemd steckte.
    Flynn und Kenner verließen die Kabine als Erste und zerrten die Truhe die Kajütentreppe hinauf. Kaspar sah sich ein letztes Mal in der kleinen Kabine um, um sich zu überzeugen, dass sie nichts liegen gelassen hatten. Dann schloss er die Tür und folgte den beiden.
    An Deck fielen ihm sofort zwei Dinge auf – eins davon war das Fehlen des üblichen Hafenlärms. Er war in seinem Leben in genug Häfen gewesen, um zu wissen, was zu erwarten war, und diese Art Stille, die nur von Flüstern unterbrochen wurde, war nicht normal. Die andere Merkwürdigkeit bestand darin, dass es bis auf eine Gruppe von Männern, die den Sarg aus dem Frachtraum hievte, keine Aktivitäten an Deck gab.
    Als Kaspar sich umsah, brauchte es einen Augenblick, bis er alles begriffen hatte. Kenner und Flynn hatten die Truhe abgesetzt, und Kenner zeigte über die Reling. Kaspar schaute in die angezeigte Richtung und entdeckte, dass mindestens zweihundert Bewaffnete den gesamten Kai abgeriegelt hatten. Wo der Landungssteg ausgefahren wurde, stand, was man nur als eine Delegation von Priestern bezeichnen konnte – Männer, deren

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