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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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antwortete der alte Mann.
    Kaspar sah Flynn und Kenner an, die beide die Achseln zuckten. Also schwieg er und ging die Treppe zum Tempel hinauf.
    Der Tempel des Kalkin war anders als jedes andere Gotteshaus, das Kaspar je gesehen hatte. Statt von Stille, den leisen Gebeten der Frommen oder Liedern war die Haupthalle des Tempels von Stimmen erfüllt.
    Junge Männer standen in Gruppen zusammen, häufig begleitet von einem älteren Priester, und manchmal lauschten sie dem älteren Mann sorgfältig, und zu anderen Zeiten debattierten sie lebhaft. Andere Brüder des Ordens eilten geschäftig umher, und nirgendwo sah Kaspar Anzeichen der stillen Frömmigkeit, die Tempel gewöhnlich kennzeichnete.
    »Es wird hier drinnen manchmal ein bisschen laut.
    Ziehen wir uns in meine Räume zurück, während Eure Zimmer vorbereitet werden«, sagte der auserwählte Vater.
    Er führte die drei Männer in einen Flur, öffnete eine Tür und bat sie hinein. Sobald sie drinnen waren, kam ein Diener auf sie zu und nahm dem auserwählten Vater das schwere Obergewand und den spitzen Hut ab. Unter seinem Mantel trug Vater Vagasha das gleiche schlichte graue Gewand aus grob gewebtem Stoff, das Kaspar an den anderen Priestern gesehen hatte.
    Die Wohnung war karg möbliert, aber es gab eine Unzahl von Büchern, Schriftrollen und Pergamenten in Kästen an den Wänden. Ansonsten befanden sich nur ein Schreibtisch und fünf Stühle in dem Raum.
    Der Priester bedeutete seinen Gästen, sich zu setzen.
    Er wies den Diener an, Erfrischungen zu bringen, dann ließ er sich ebenfalls nieder.
    Kaspar sagte: »Euer Tempel ist anders als alle, die ich bisher besucht habe, Vater. Er wirkt mehr wie eine Schule.«
    »Das liegt daran, dass er zum Teil eine Schule ist«, erwiderte Vagasha. »Wir sprechen von einer Universität, und das bedeutet…«
    »Das Ganze«, sagte Kaspar. »Universitatem ap-prehendere?«
    »Videre«, verbesserte ihn der alte Priester. »Vollkommenes Verstehen ist die Domäne der Götter. Wir versuchen einfach nur, all das zu verstehen, was man uns zu sehen erlaubt.«
    Kenner und Flynn wirkten, als wären sie ein bisschen außerhalb ihres Elements, und Vater Vagasha sagte: »Euer Freund beherrscht eine sehr alte Sprache.«
    »Altes Queganisch, und nur ein wenig davon.
    Meine Lehrer haben mir die klassischen Sprachen mehrerer Länder beigebracht.«
    »Lehrer?«, fragte Kenner. »Ich dachte, Ihr hättet gesagt, Ihr wärt Soldat und Jäger?«
    »Das bin ich, unter anderem.«
    Der Diener kam mit einem Tablett mit Erfrischungen herein – Gebäck und Tee. »Es tut mir Leid, dass ich Euch nichts Stärkeres anbieten kann, aber mein Orden trinkt keinen Alkohol. Der Tee ist allerdings sehr gut.«
    Der Diener füllte vier Tassen und ging. »Also gut«, sagte der Priester. »Was sollen wir mit Euch anfangen?«
    »Lasst uns gehen«, schlug Flynn vor. »Wir sind überzeugt, wenn wir nicht tun, was das Ding will, wird es uns umbringen.«
    »Aus der Geschichte vom Tod Eures vor kurzem verschiedenen Freundes schließe ich, dass es Euch eher das Leben gerettet hat.«
    Kaspar nickte. »Wir können nur raten, was es will.«
    Der Priester sagte: »Es überrascht mich, dass Ihr das alles so ruhig hinnehmt. Wenn mich eine dunkle Macht, die ich nicht verstünde, zu etwas zwingen wollte, wäre ich wahrscheinlich außer mir.«
    Flynn und Kenner wechselten einen Blick, und Kenner sagte: »Nach einer Weile… gewöhnt man sich irgendwie daran. Ich meine, als es anfing, schief zu gehen, gab es viele Debatten darüber, was wir tun sollten. Einige wollten das Ding in der Höhle lassen und den Rest des Goldes nehmen, aber… aber wir konnten es einfach nicht tun. Es hat es nicht zugelassen.«
    »Es ist nicht gerade so, als könnten wir uns aussuchen, was wir tun«, fügte Flynn hinzu.
    »Und genau deshalb haben wir uns an Bruder Anshu gewandt«, erklärte Kaspar. »Ich wusste, dass etwas nicht stimmte und dass ich darüber zornig sein sollte. Ich bin wirklich nicht daran gewöhnt, dass man mir sagt, was ich tun soll. Also denke ich, man könnte behaupten, dass ich mich daran störte, dass ich mich an nichts störte.«
    »Das muss in der Armee recht schwierig gewesen sein«, sagte Flynn in dem Versuch, die Stimmung ein wenig aufzuhellen.
    Kaspar lächelte. »Mitunter, ja.«
    »Es liegt ein… ein Geis auf Euch«, sagte der Priester.
    »Dieses Wort kenne ich nicht«, gab Flynn zu.
    »Ich auch nicht«, sagte Kaspar.
    »Es ist ein magischer Zwang. Ein Zauber, der verlangt,

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