Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
Vom Netzwerk:
kam er zu dem Schluss, dass der alte Wirt wahrscheinlich nichts zu dem Thema beitragen konnte. Er stand auf. »Nun, wir werden im Morgengrauen aufbrechen. Wir werden unsere Fracht abladen und ein Boot zur Stadt am Schlangenfluss nehmen – das hört sich ein bisschen besser an, als die Berge mit dem Wagen zu überqueren.«
    Bek sagte: »Ihr werdet etwa genauso viel Zeit brauchen, wenn Ihr Auf- und Abladen und die Suche nach dem richtigen Schiff mitzählt, aber am Ende habt Ihr eine bessere Chance, lebend anzukommen.«
    »Kann man davon ausgehen, dass der Clankrieg vorbei ist?«, fragte Kenner.
    »Über die Clans da unten weiß man nie etwas wirklich sicher, aber es sieht so aus, als wäre das schlimmste Blutvergießen vorerst vorüber. Achtet einfach nur darauf, die richtigen Leute zu bestechen, wenn Ihr von einem Clangebiet zum nächsten zieht.
    Ich würde raten, sobald Ihr das Boot verlasst, zur nächsten großen Straße zu gehen. Ich kann mich nicht an ihren Namen erinnern, aber Ihr könnt sie nicht verfehlen. Es gibt vielleicht ein halbes Dutzend kleiner Gassen und dann diese eine große Straße. Ihr müsst direkt geradeaus, in die Richtung, in die sich wahrscheinlich auch die meisten anderen wenden.
    Das bringt Euch zu einem großen Marktplatz im Norden und zu den guten Gasthäusern. Wenn Ihr Euch nach rechts wendet, bleibt Ihr im Herrschaftsbereich des Adlerclans. Ihm gehört alles Land am Fluss bis zu den Kaianlagen. Wenn Ihr ein oder zwei Wachposten bestecht, solltet Ihr problemlos weiterkommen. Sucht Euch ein Gasthaus am Hafen, und wartet, bis ein Schiff nach Maharta in See sticht. Ihr solltet nicht mehr als ein oder zwei Tage warten müssen, denn beinahe alle seetüchtigen Handelsschiffe gehen in Maharta vor Anker, bevor sie die Küste entlang nach Chatisthan und Ispar fahren.«
    »Danke«, sagte Kaspar. »Ihr wart sehr hilfreich.«
    Er wollte Bek die Karte zurückgeben.
    »Nein, behaltet sie«, sagte Bek. »Ich kann sie jetzt ohnehin nicht mehr gebrauchen. Meine Tochter hat einen Müller oben in Rolonda geheiratet – ein netter Bursche, aber ich mag seine Familie nicht besonders
    –, und mein Sohn dient in der Armee des Radschas, also glaube ich nicht, dass einer von ihnen in naher Zukunft eine Kaufmannskarte brauchen wird.«
    Kaspar bedankte sich noch einmal.
    Als Kenner und Flynn schon auf die Treppe zu ihrem Zimmer zugingen, stellte Kaspar dem Wirt noch eine letzte Frage. »Ihr sagtet, wenn wir von hier aus direkt nach Westen gehen, landen wir auf dem…«
    »Großen Tempelmarktplatz«, beendete Bek den Satz für ihn. »Das ist die Wahrheit.«
    »Ist das ein bedeutender Ort?«
    Der Wirt schwieg einen Augenblick, als müsste er über die Frage nachdenken. »Mag sein. Vor hundert Jahren war Maharta das Handelszentrum für den gesamten Kontinent. Alles, was den Fluss entlangkam
    – aus den Küstenstädten am Schlangenfluss bis zum fernen Süden –, kam dort durch. Also haben die Ahnen des alten Radschas diesen riesigen Platz gebaut, damit die Kaufleute und Reisenden dort Tempel ihres eigenen Glaubens vorfinden würden. Es muss mindestens hundert von ihnen geben. Wenn die Mönche gesagt haben, Ihr solltet nach Westen gehen, ist das vielleicht ein guter Platz, um mit Eurer Suche anzufangen. Ich habe gehört, dass es Religionen gibt, die so klein sind, dass sie auf der ganzen Welt nur zwei Tempel unterhalten – einen in ihrer Heimatstadt und einen in Maharta!« Er lachte. »Selbst wenn die Stadt nicht mehr ist, was sie einmal war, ist sie doch immer noch einen Besuch wert.«
    »Danke«, sagte Kaspar noch einmal und stand auf.
    Er rollte die Landkarte zusammen. »Und vielen Dank für die Karte.«
    »Keine Ursache. Wir sehen uns morgen früh.«
    Kaspar ging langsam die Treppe hinauf. Er war ein Mann, der dazu geboren war, Entscheidungen zu treffen, und er konnte Unsicherheit nicht ausstehen. Nun befand er sich in einer einzigartigen Situation: Er wusste, dass er gezwungen war, diese Sache mit Kenner und Flynn zu Ende zu bringen, bevor er auch nur daran denken konnte, nach Hause zurückzukehren. Aber er hasste es, nicht zu wissen, was er tat. Zum Teufel, dachte er, ich weiß nicht einmal, wo ich hingehe.
    Dann hatte er das Ende der Treppe erreicht und betrat sein Zimmer.
    Der Sarg wurde in ein Frachtnetz gesteckt und dann langsam in den Frachtraum des Schiffes gesenkt. Kenner und Flynn trugen die Truhe an Bord, während sich Kaspar um den Verkauf von Wagen und Pferden kümmerte. Sie brauchten das

Weitere Kostenlose Bücher