Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
eine Öllampe, Feuerstein und Stahl, um die Lampe anzuzünden, und eine Schüssel und einen Krug mit frischem Wasser. In der Schüssel stand ein Metallbecher.
Kaspar wusste nicht, ob er schlafen konnte, denn er wollte unbedingt seine Fragen stellen, bevor man ihn bitten würde, wieder zu gehen, aber sobald sein Kopf die Matte berührte, schlief er ein.
Kaspar erwachte im Morgengrauen. Am Ende des Flurs fand er eine Wanne mit genug Wasser, um darin zu baden. Er hätte gern auch seine Kleidung gewaschen, kam aber zu dem Schluss, dass er auf dem Rückweg schnell wieder schmutzig werden würde, wenn er sich mit nasser Kleidung die Rüstung auf den Rücken schnallte.
In der Küche warteten die beiden Hüter bereits auf ihn. Jelemi bedeutete ihm, sich hinzusetzen. Auf dem Tisch standen eine Schale mit einer großzügigen Portion Haferbrei, frisch gebackenes Brot, Honig, Käse und Tee. Nach einem anerkennenden Nicken fiel Kaspar darüber her.
Während er aß, sagte Jelemi: »Wir haben über deine Geschichte nachgedacht und können uns nicht erklären, wieso dich der auserwählte Vater im Tempel des Kalkin zu uns geschickt hat. Wir wissen wenig, was er nicht ebenfalls weiß.«
»Nun, vielleicht hatte er keinen tieferen Grund als seinen Wunsch, dieses Problem anderen aufzuladen«, stellte Kaspar fest.
Jelemi und Samas sahen einander verblüfft an, dann begannen sie zu lachen. »Hm«, brummte Samas, »daran haben wir noch nicht gedacht. Aber ich glaube, es wäre ein bisschen zu offensichtlich.«
Kaspar nickte. »Ich habe festgestellt, dass Menschen das Offensichtliche oft übersehen.«
»Nun, wir schicken dich ungern ohne Hilfe weg«, sagte Jelemi. »Warum bleibst du nicht noch einen Tag, und wir denken darüber nach, ob uns irgendetwas entgangen ist?«
»Das ist eine gute Nachricht. Ich danke euch«, sagte Kaspar. »Ich hatte mir gerade erst eine Gelegenheit gewünscht, meine Sachen zu waschen.«
»Das kannst du gerne tun«, erwiderte Samas.
»Wenn du fertig gegessen hast, kommst du zu mir in den Garten, und ich werde dir zeigen, wo du deine Kleidung waschen kannst.«
Die beiden Hüter standen auf und ließen Kaspar allein. Er nahm sich noch etwas Haferbrei und Käse und genoss es, nach so vielen Tagen der Anstrengung einen Tag Ruhe zu haben.
Rechtzeitig zum Abendessen kam Kaspar wieder in die Küche. Er fühlte sich belebt und verjüngt. Er hatte seine Sachen gewaschen, obwohl er sich seltsam gefühlt hatte, nackt dazustehen und zu warten, während die Kleidung neben dem Feuer trocknete.
Und dann hatte er zu Mittag gegessen und lange geschlafen. Er wusste, an diesem Abend würde er die letzte Gelegenheit erhalten, irgendetwas von den Hütern zu erfahren, also hatte er den Rest des Nachmittags damit verbracht, sich Fragen für sie auszudenken.
Nun fragte er in beinahe beiläufigem Tonfall:
»Möchtest du mir erzählen, wie euer Orden entstanden ist?«
Jelemi nickte Samas zu und erklärte: »Er ist von uns beiden eher der Historiker.«
Samas sagte: »Man weiß nur wenig von der Zeit vor den Chaoskriegen. Es heißt, dass die Menschen aus einer anderen Welt kamen, durch große Risse im Himmel. Wir wissen allerdings, dass vor uns ein uraltes Volk hier lebte.«
»Die Drachenlords?«, fragte Kaspar.
»So nennen die Menschen sie. Andere Volker kennen sie als die Alten.«
»Wir dachten, die Rüstung hätte vielleicht etwas mit ihnen zu tun.«
»Das hat sie, aber nicht so, wie du denkst«, erklärte Samas.
Jelemi warf Samas einen Blick zu, der Kaspar sagte, dass er über etwas gestolpert war, das die beiden ihm nicht hatten mitteilen wollen. »Wenn sie nicht von den Drachenlords stammt, ist sie dann eine Art… Beute oder Trophäe?«
Jelemi lehnte sich seufzend zurück. »Eher eine Mahnung, würde ich sagen.«
»Habt ihr etwas darüber herausgefunden, seit wir uns zum letzten Mal unterhalten haben?«
Samas nickte. »Wir haben das Archiv durchsucht, und ich muss gestehen, dass ich diese ganze Sache faszinierend finde. Dieses Ding stammt nicht von dieser Welt, und die Behauptung des Mönchs, etwas an ihr sei >falsch<, hat mich an etwas erinnert. Ich habe noch mehr nachgelesen, und ich glaube, ich weiß, was er damit meinte.«
Wieder warf Jelemi ihm einen warnenden Blick zu, und Samas fragte: »Warum sagen wir es ihm nicht einfach? Er wird wahrscheinlich tot sein, bevor er es irgendwem erzählen kann, der uns Ärger machen könnte.«
Jelemi stand auf und sagte verärgert: »Nun gut, aber wenn irgendjemand
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