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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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erreichen. Die Halle war in weiches, bernsteinfarbenes Licht getaucht, und die Höhle dahinter trotzte der Dunkelheit ebenfalls. Es gab eine schwache Spur von Licht in der Ferne, also machte sich Kaspar nicht die Mühe, nach Material für Fackeln zu suchen. Er hielt einen Augenblick an der Schwelle inne, dann ging er hinein.
    Es schien, als zöge sich das schwache Licht weiter zurück, als sie durch die Höhle stapften. Schließlich fragte Flynn: »Wo sind wir?«
    Kaspar erwiderte: »Ich habe nie gefragt.« Er hielt es für unklug, Flynn zu verraten, dass sie auf das Ufer des Lands der Toten zugingen.
    Das Licht wurde heller, und schließlich erreichten sie eine Öffnung in eine viel größere Höhle. Die Felswände erhoben sich steil, bis das Auge ihnen nicht mehr folgen konnte, und ihre Oberfläche wirkte seltsam glitschig. Kaspar ging darauf zu und berührte sie. Sie fühlte sich an wie Speckstein. Ein breiter Fluss versperrte ihnen den Weg, und in der Ferne konnten sie etwas ausmachen, das sich über das Wasser hinweg näherte. Kaspar spürte, was immer es sein mochte, es war vom anderen Flussufer gekommen. Schließlich erkannten sie die Gestalt eines Mannes in schweren Gewändern, der ein Fährboot stakte.
    »Kaspar«, sagte Flynn, »überqueren wir den Fluss?« Er setzte seine Last ab und entledigte sich rasch des Seilgeschirrs. »Ich denke, wir sollten den Fluss überqueren.«
    Die Haare in Kaspars Nacken sträubten sich, denn er wusste, wo sie sich befanden. »Flynn, komm zurück!«, schrie er, als sein Freund auf die Fähre zuging. »Wir sind in der Halle der Toten! Wenn du den Fluss überquerst, betrittst du das Reich von Lims-Kragma! Wir müssen auf dieser Seite nach einem Weg suchen.«
    Er eilte hinter Flynn her und packte ihn am Arm.
    Flynn drehte sich um, und Kaspar sah, wie unendlich erleichtert er war. »Nein, für mich ist es vorbei.
    Das weiß ich jetzt. Ich fahre hinüber.«
    Kaspar ließ Flynns Arm los, als die Fähre das Ufer berührte. Der Fährmann streckte die Hand aus, als winke er Flynn zu sich.
    »Er wartet«, sagte der Kaufmann. »Ich muss gehen.« Er nahm den Beutel vom Gürtel und reichte ihn Kaspar. »Der Ring und ein paar andere seltene Dinge.« Kaspar nahm den Beutel und blieb damit stehen, als Flynn zum Ufer und an Bord der Fähre ging. Als Kaspar endlich reagieren konnte, hatte die Fähre bereits abgelegt. Flynn blickte noch einmal über die Schulter zurück. »Wenn du es schaffst, dann suche bitte meine Familie in Krondor. Wirst du dafür sorgen, dass es ihnen gut geht?«
    Kaspar brachte kein Wort heraus. Er beobachtete, wie Flynn im Nebel über dem Fluss verschwand.
    Dann war er allein.
    Zum ersten Mal seit dem Beginn dieser seltsamen Odyssee fühlte Kaspar sich hilflos. Er blickte hinunter auf die Rüstung und hätte sich beinahe der Verzweiflung überlassen. Er stand ganze fünf Minuten da, ohne sich zu rühren, und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken – wie unwahrscheinlich doch alles war, was er seit dem Verlust seines Throns erlebt hatte! Dann fing er an zu lachen.
    Und konnte nicht mehr aufhören. Das hier musste der größte Streich sein, den das Schicksal einem Menschen je gespielt hatte. Er lachte, bis er Seitenstechen bekam und erkannte, dass er am Rand der gleichen Hysterie stand, die Flynn erfasst hatte.
    Er warf den Kopf zurück und brüllte eine urtümliche Herausforderung, ließ seinen Trotz laut werden.
    »Soll es hier enden?«, schrie er. Und er gab selbst die Antwort: »Nein!« Dann gelang es ihm endlich, sich zusammenzureißen, und er wiederholte leise:
    »Nein.«
    Er schaute die Rüstung an. Nachdem er sie einen halben Kontinent weit geschleppt hatte, würde er sie wohl auch noch den Rest des Weges mitnehmen können.
    Er griff nach dem Seil und stellte ein Geschirr her, das er um die Rüstung zog, unter den Armen hindurch, und dann stellte er das Ding auf. Er stellte sich dahinter, schob die Arme durch die Seile, beugte sich dann nach vorn und hob die Rüstung auf den Rücken.
    Kaspar war gesund und kräftig, aber er wusste, dass er am ganzen Körper Schmerzen haben würde, wenn er sein Ziel erreichte. Aber wie sein Vater immer gesagt hatte: Je eher man mit etwas anfing, desto eher konnte man es zu Ende bringen.
    Er versuchte, nicht mehr daran zu denken, wie Flynn im Nebel verschwunden war, wandte sich nach links und ging weiter den Weg entlang.
    Er hätte nicht sagen können, wie lange er unterwegs war. Sein Rücken und seine Füße taten weh, aber

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