Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
Vom Netzwerk:
er stapfte weiter. Irgendwann fühlte es sich an, als ginge er bergauf, und kurz danach sah er Licht vor sich.
    Er ging weiter und fand sich in einer anderen Höhle wieder, die sich weniger unheimlich anfühlte als die große Höhle zuvor. Er hatte das Gefühl, eine Grenze überquert zu haben und sich nun wieder in dem Bereich zu befinden, den er als die normale Welt betrachtete.
    Am anderen Ende der Höhle sah er Licht und eilte darauf zu. Er hatte kein Zeitgefühl mehr. Nach allem, was er wusste, hätte er tagelang in der Höhle am Fluss des Todes gewesen sein können. Er fragte sich, ob man in dieser Höhle jemals müde wurde oder Hunger bekam.
    Die Höhle öffnete sich zum Berghang hin, und dort begann ein schmaler Pfad, der links nach oben und rechts abwärts führte. Er blickte nach unten in der Hoffnung, die Bastion würde sich unter ihm befinden, denn abwärts zu gehen wäre viel angenehmer gewesen. Aus dem Winkel der Sonne schloss er, dass es gegen Mittag sein musste, also war er zumindest einen ganzen Tag im Berg gewesen.
    Er wandte sich nach oben.
    Kaspar konnte auf diesem Berg keine Entfernungen abschätzen, was ihn ärgerte. Als Jäger war er immer stolz auf sein Orientierungsvermögen gewesen. Aber er wusste, dass Zeit vergangen war. Er hatte unterwegs geschlafen, immer noch an die Rüstung geschnallt, als es Abend geworden war, und es war wieder gegen Mittag, als er die Bastion in der Ferne erspähte. Sie schien aus dem Berg selbst herauszuwachsen, nach Osten, zur Sonne hin gelegen. Nach Kaspars Berechnungen hatten sie sich der Stadt der toten Götter von Osten her genähert, also musste er einmal vollkommen um den Berg herumgegangen sein, um hierher zu gelangen.
    Er stapfte weiter und stellte fest, dass der Pfad vor einem großen Eichentor endete, das breit genug war, einen kleineren Karren durchzulassen. Er sah keinen Griff, keinen Knauf und keinen Türklopfer, also ballte er die Faust und schlug gegen das Holz.
    Mehrere Minuten lang geschah nichts, dann ging das Tor auf. Ein älterer Mann mit grauem Haar und Bart, der ein schlichtes braunes Gewand aus grob gewebtem Stoff trug, stand dahinter. »Ja?«
    »Ich suche die Hüter.«
    »Sie empfangen niemanden«, sagte der Mann und setzte dazu an, das Tor wieder zu schließen.
    »Kaspar, Herzog von Olasko, ist wohl kaum
    >niemand<«, erwiderte Kaspar und lehnte sich gegen das Tor. »Hier, zeig das, wem immer du es zeigen musst.« Er reichte dem Mann die Kupferscheibe.
    Der Mann starrte die Münze an und nickte. »Warte hier.«
    Ein paar Minuten später kehrte er mit einem noch älteren Mann zurück, der fragte: »Wer hat dir das gegeben?«
    »Die Frau, deren Bild darauf eingraviert ist. Sie nannte sich Hildy, aber ich habe den Verdacht, dass das nicht ihr richtiger Name ist.«
    »In der Tat«, sagte der ältere Mann. »Du darfst hereinkommen.«
    Kaspar trat ein und fand sich in einem kleinen Hof wieder, dessen größter Teil von einem Gemüsegarten eingenommen wurde. Als sich das Tor hinter ihm schloss, legte Kaspar die Rüstung auf den Boden.
    Die beiden Männer schauten sie sich an, und dann sagte der ältere: »Was ist das?«
    »Ich hatte gehofft, dass ihr mir das sagen könntet«, erwiderte Kaspar. »Der auserwählte Vater vom Tempel des Kalkin hat mir aufgetragen, sie zu euch zu bringen.«
    »Was haben wir damit zu tun?«, fragte der jüngere der beiden Männer.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Kaspar,
    »aber beinahe fünfzig Männer sind gestorben, um das Ding hierher zu bringen.«
    »Oh«, sagte der jüngere Mann. »Das war wirklich nicht nötig. Ich meine, sie ist sicher sehr hübsch, aber wie du siehst, haben wir hier wenig Verwendung für Rüstungen.«
    »Ich glaube, du verstehst mich falsch«, entgegnete Kaspar. »Ich bin hier, um mit den Hütern zu sprechen. Wo kann ich sie finden?«
    Die beiden Männer sahen einander an. »Nun«, antwortete der ältere, »wir sind die Hüter. Du hast uns gefunden. Ich bin Jelemi, und das da ist Samas.«
    Er zeigte auf die Rüstung. »Lass sie hier. Niemand wird sie stehlen.«

    Samas lachte leise über den Witz. »Außer uns ist niemand hier.«
    »Komm ins Haus«, forderte Jelemi Kaspar auf.
    »Diese Münze, die du uns gegeben hast, bringt dir ein Gespräch, eine Mahlzeit und ein warmes Bett ein, bevor du morgen wieder gehst.«
    »Morgen?«
    »Ja.« Samas schob Kaspar auf den Eingang der Bastion zu. »Uns ist es nicht erlaubt, Gäste zu haben, denn unsere Arbeit verlangt, dass wir wachsam bleiben.

Weitere Kostenlose Bücher