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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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und er bewegte sich nun mit nur geringfügigem Unbehagen. »Weißt du, wenn mein Vater nicht wäre, wer er ist,
wäre ich auch nur ein ›guter Junge‹.«
»Du verfügst über viele besondere Fähigkeiten«, sagte
Nakor.
»Was zum Beispiel?«
»Du bist ein bemerkenswerter Jäger und kannst außergewöhnlich gut Spuren lesen und mit Holz arbeiten, beinahe so gut wie die Elben.«
»Wie es jeder Junge könnte, der nicht vollkommen
dumm ist und ein paar Jahre bei den Elben verbracht hat,
Nakor.« Er sah sich um und fragte: »Siehst du hier viele
gute Jäger?«
Nakor schwieg.
»Wir wissen beide, dass man mich damals unter anderem deshalb zu Tomas nach Elvandar geschickt hat, weil
ich hier so unglücklich war. Vater dachte, eine Veränderung würde mir gut tun, und er hatte Recht. Es ist ein
großer Unterschied, ob man der einzige Menschenjunge
unter Elben ist und respektvoll behandelt wird oder der
einzige Heranwachsende ohne magische Fähigkeiten unter Magiern, den alle verachten.«
»Verachtung ist ein harsches Wort, Caleb.«
Caleb sah Nakor an. »Du warst nicht immer hier, Nakor, und Vater ebenfalls nicht. Mutter sah, was los war,
und sie versuchte, mich zu schützen, ebenso wie Magnus,
aber Kinder können grausam sein. Wenn du wirklich
herzlose Mistkerle willst, such sie aus, solange sie noch
Kinder sind, und sorge dafür, dass sie kein Mitgefühl
lernen.«
»Du klingst verbittert«, sagte Nakor, als sie das Kochhaus erreichten.
»Tatsächlich?« Caleb zuckte die Achseln. »Ich bin nicht
verbittert, aber ich denke, einige Wunden, selbst Kinder
wunden, heilen nie. Sie werden nur unbedeutender.«
»Was beunruhigt dich, Caleb?«
Sie gingen am Kochhaus vorbei und weiter auf das
Hauptgebäude der Villa Beata zu. »Ich fühle mich nutzlos und fehl am Platz.« Caleb blieb stehen, als sie den
offenen Eingang zum Verbindungsflur erreichten. »Ich
arbeite überwiegend als Bote und überbringe Botschaften, die nicht wichtig genug sind, um sie Magnus, dir
oder einem anderen Magier anzuvertrauen. Ich weiß,
dass ich an Orten unauffällig sein kann, wo Magnus es
nicht könnte, aber davon einmal abgesehen, wozu bin ich
schon gut?«
Nakor setzte dazu an, etwas zu sagen, aber Caleb hob
die Hand. In seinen braunen Augen lag ein ernster Ausdruck, und seine Stimme klang ein wenig verärgert.
»Denkst du, wenn Tal Hawkins oder Kaspar von Olasko
auf diesem Wagen gesessen hätten, hätten sie beim
Kampf mit den Banditen auch nur einen Kratzer abbekommen?«
Nakor schwieg.
»Ich bin ein recht guter Schwertkämpfer, Nakor. Besser als der Durchschnitt, aber nicht bemerkenswert. Ich
bin ein guter Jäger – vielleicht sogar ein großer –, aber
wie nützlich ist das beim Umgang mit unseren Feinden?
Na gut, ich kann Spuren lesen. Ebenso wie viele andere.
Was ich sagen will ist, es gibt nichts Besonderes, was ich
tun könnte, nichts, was mir das Gefühl gibt, einen wirklichen Beitrag zu leisten.«
Nakor schüttelte den Kopf und legte die Hand auf Calebs Schulter. »Mein junger Freund, wie sehr du dich
doch irrst! Es wird der Tag kommen, da du dein wahres
Potenzial erkennst, Caleb, und dir endlich klar sein wird,
dass du etwas ganz Besonderes bist. Wenn du dir bis dahin selbst Leid tun möchtest, dann tu das. Ich habe einfach nicht die Zeit dabeizustehen und zuzuhören.« Damit
drehte er sich um und ging davon.
Caleb blieb einen Moment lang stehen, hin und her gerissen von seinem inneren Konflikt. Dann lachte er leise.
Mit Nakor zu sprechen nahm ihm stets die schlechte
Laune. Caleb beschloss, in sein Zimmer zurückzukehren,
sich auszuruhen und darüber nachzudenken, was er mit
Tad und Zane anfangen sollte.
    Zane lag am Ufer, hustete und bemühte sich, nicht lächerlich auszusehen. Tad half ihm, sich hinzusetzen und
sagte: »Wenn du so weit in den See waten willst, dass
das Wasser über deinen Kopf geht, solltest du wenigstens
lernen, wie ein Hund zu schwimmen.«
    Zane spuckte Wasser aus und hustete noch mehr.
Dann sagte er: »Ich war abgelenkt.«
»Geht es ihm gut?«, fragte eine der Schwestern hinter
Tad. Alle sechs hatten sich ebenso wie ein paar andere
Schüler um die beiden versammelt und betrachteten Zane
mit einer Mischung aus Sorge und Heiterkeit.
»Er wird es überleben«, sagte Tad und zog seinen
Bruder hoch. Die Schwestern flüsterten und kicherten
und flohen dann zurück ins Wasser. »Was hattest du eigentlich vor?«, fragte Tad.
Als Zane sprach, folgte sein Blick den Schwestern.
»Eine von ihnen, ich glaube, es war Zadrina,

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