Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
für Kleidung übrig, und sie verbringen viel Zeit im Wasser. Sie
sind nicht ganz menschlich. Aber sie sind uns Menschen
ähnlich genug, um Jungs wie euch in Schwierigkeiten zu
bringen, also haltet euch von ihnen fern, oder ich werde
euch noch mehr geben, worüber ihr nachdenken könnt.«
»Nicht menschlich …«, murmelte Zane und versuchte
sich immer noch zu überzeugen, dass seine Augen ihm
keinen Streich gespielt hatten. Tad streckte den Arm aus
und zerrte ihn von dem Tor weg, dann folgten sie Nakor
weiter.
Sie bogen um eine Ecke, und Nakor bedeutete ihnen,
beiseite zu treten. Etwas – eine bessere Bezeichnung fiel
ihnen nicht ein – kam schwerfällig den Flur entlang auf
sie zu. Es war halb so hoch wie die Jungen und doppelt
so breit. Es sah aus wie ein Tisch mit einem schwarzen
Tischtuch und bewegte sich auf Beinen, die an die eines
Krebses erinnerten. Es gab auch ein seltsames Murmeln
von sich, als es näher kam.
Als es mit den dreien auf gleicher Höhe war, sagte
Nakor »Guten Morgen«, und das Ding antwortete mit
einer überraschend normal klingenden Frauenstimme.
Nachdem es um die Ecke gebogen war, flüsterte Tad:
»Was war das denn?«
»Eine Besucherin«, antwortete Nakor. Er führte sie in
ein Zimmer, in dem Pug hinter einem Schreibtisch saß
und wartete.
Der kleine Magier stand auf und bedeutete Tad und
Zane, sich auf zwei Stühle zu setzen, die dem seinen gegenüberstanden.
Sie taten es, und Pug setzte sich ebenfalls wieder. Nakor stellte sich an ein Fenster links von Pug. Calebs Vater sah die Brüder an und sagte: »Wir wissen nicht so
recht, was wir mit euch anfangen sollen.«
Tad wurde blass, und Zane wurde rot. Er sagte: »Wie
meint Ihr das, ›mit uns anfangen‹?«
Pug lächelte. »Euch wird nichts geschehen, falls ihr
euch deshalb Sorgen macht.« Er lehnte sich zurück und
sah die beiden an. »Ihr seid wahrscheinlich bereits zu
dem Schluss gekommen, dass diese kleine Gemeinde
sich ein wenig von anderen unterscheidet.«
Zane nickte nur, während Tad sagte: »Ja, Herr.«
Nakor lachte. »Ihr scheint ganz gut damit zurechtzukommen.«
Zane zuckte die Achseln. »Ich bin nicht sicher, was
ich davon halten soll, aber Caleb war immer gut zu unserer Mutter und zu Tad und mir, also denke ich, wenn Ihr
sein Verwandter seid … nun, dann denke ich, dass wir
hier in Sicherheit sind.«
Pug lächelte. »Ich möchte meine Kinder nicht aushorchen, aber bitte erzählt mir ein wenig von eurer Mutter.«
Es war Tad, der sprach, denn schließlich war Marie
seine wirkliche Mutter, obwohl sie Zane nicht anders
behandelte als ihn. Er begann mit dem üblichen Lob –
dass sie eine gute Köchin war und die ärmliche Hütte, die
ihr Zuhause war, so sauber hielt wie nur irgend möglich
–, aber es wurde schon bald klar, dass der Junge seine
Mutter nicht nur liebte, sondern auch eine große Hochachtung vor ihr hatte. »Nach Papas Tod war es schwer
für uns.« Er warf einen Blick zu Zane. »Aber sie hat Zane aufgenommen, weil er mein bester Freund war und
sonst niemanden hatte. Sie hat uns aufgezogen und dafür
gesorgt, dass wir nicht in Scherereien geraten.«
Zane fügte hinzu: »Ich kenne sie länger, als ich meine
richtige Ma gekannt habe, also denke ich, das macht sie
zu meiner richtigen Ma, wenn Ihr versteht, was ich meine. Sie hat sich nie mit Tad gegen mich zusammengetan,
und sie hat mich oft in den Arm genommen, als ich ein
kleiner Junge war. Sie liebte mich, als wäre ich ihr eigenes Kind.«
Pug seufzte. »Auch ohne sie zu kennen, kann ich verstehen, wieso mein Sohn eure Mutter so gern hat, Jungs,
und ich verstehe, wieso er euch ebenfalls mag. Es war
tapfer von euch, zum Wagen zurückzukehren.«
»Und dumm, nach allem, was ihr mir erzählt habt«,
warf Nakor ein. »Hatte Caleb euch nicht gesagt, ihr solltet ins Dorf flüchten, falls es euch gelingen sollte, den
Banditen zu entkommen?«
»Ja«, sagte Tad. »Das stimmt schon, aber wir hatten
bereits zwei von ihnen umgebracht, und wir dachten, Caleb könnte vielleicht ein wenig Hilfe brauchen. Außerdem hatten wir zu diesem Zeitpunkt auch zwei Schwerter.«
Pug schüttelte den Kopf. »Und dieses eine Mal bin ich
froh, dass ihr nicht gehorcht habt, und bewundere eure
Entschlossenheit, denn ohne euch hätte ich mein jüngstes
Kind verloren.« Er wirkte einen Moment, als sähe er etwas in der Ferne, dann sagte er: »Das ist etwas, das ich
mehr fürchte, als ihr euch je vorstellen könntet.« Dann
wandte er sich wieder den Jungen zu und
Weitere Kostenlose Bücher