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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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den Dunklen. Das
hatten alle gesagt … alle bis auf seine Mutter.
Valko schwieg.
Der bewaffnete Mann sagte: »Ich bin Denob von
den Jadmundier. Ich wurde zusammen mit Eurem
Vater ausgebildet, an der Seite von Hirea. Wir drei
wurden vom Schicksal auserwählt, wie Brüder zu
werden, obwohl uns das zunächst nicht klar war.« Er
warf Hirea einen Blick zu.
»Ich habe in dich hineingeschaut, junger Valko«,
sagte der alte Ausbilder, »tiefer, als du denkst. Ich
habe auch mit deiner Mutter gesprochen, und sie sagte mir, was ich in dir suchen sollte. Ich fand keinen
Mangel an dir.«
»Als wir kämpften und ich Euch mit bloßen Händen besiegte, warum der Betrug?«, rief Valko. »Warum tatet Ihr, als würdet Ihr meine Mutter nicht kennen, und sagtet mir dann, sie sei eine Bluthexe?«
Hirea lächelte. »Hast du über das nachgedacht,
was ich dir gesagt habe?«
»Ja«, erwiderte Valko. »Das habe ich.«
»Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«,
fragte der Todespriester.
Valko schwieg einen Augenblick. Dann sagte er
leise: »Ich glaube, meine Mutter ist tatsächlich eine
Bluthexe.«
»Dann hast du den ersten Schritt gemacht«, sagte
sein Vater. »Als deine Mutter und ich uns vereinigten, war lange, bevor wir uns begegneten, entschieden worden, dass wir ein besonderes Kind haben
würden. Generationen von Dasati wurden vereinigt
und ihre Kinder ihrerseits zusammengebracht, damit
du eines Tages auf diesem Stuhl sitzen würdest.«
»Vorzeichen und Prophezeiungen führten schon
Vorjahren zu diesem Weg«, sagte Vater Juwon. Er
beugte sich vor und sah Valko direkt in die Augen,
was unter anderen Umständen eine Herausforderung
gewesen wäre. »Ihr seid dieses besondere Kind, und
die Prophezeiung hat begonnen.«
»Welche Prophezeiung?«, fragte Valko.
Der Todespriester lehnte sich zurück und begann
zu sprechen, als rezitiere er eine alte, vertraute Liturgie. »Am Anfang herrschte ein Gleichgewicht, und
alle Dinge ruhten darin. Es gab Vergnügen und
Schmerz, Hoffnung und Verzweiflung, Sieg und
Niederlage, den Anfang und das Ende. Und zwischen
ihnen lebten, wuchsen und starben alle Dinge, und
die Ordnung der Dinge bestand, wie sie es sollte.
Aber eines Tages begann ein Kampf, und nach epischen Schlachten und schrecklichen Opfern war das
Gleichgewicht zerstört.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Valko. »Von welchem Gleichgewicht sprecht Ihr?«
»Von dem Gleichgewicht zwischen Böse und
Gut«, sagte der Todespriester.
Valko blinzelte. »Diese Worte verstehe ich nicht.«
»Die Worte sind verloren gegangen, weil die
grundlegenden Ideen verloren gingen«, erklärte Aruke. »Warum, glaubst du, heilen die Behandler?«
Valko zuckte die Achseln. »Sie sind schwach. Sie
sind …« Er ließ den Gedanken verhallen, denn in
Wahrheit wusste er nicht, warum Behandler diese
Art zu leben wählten.
»Warum sollte jemand, der noch bei Verstand ist,
ein Leben wählen, in dem er von denen verachtet
wird, denen er dient?«, fragte Hirea. »Sie könnten
genauso gut Krämer, Erleichterer oder Ausführende
sein. Aber stattdessen wählen sie ein Handwerk, das
zwar nützlich ist, ihnen aber stetige Verachtung einbringt. Warum?«
Wieder konnte Valko keinen Grund nennen. Er hatte nur zutiefst das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
»Sie ertragen, was sie ertragen, weil es gute Männer und Frauen sind«, sagte Vater Juwon. »Sie sind
gut, weil sie sich entscheiden, anderen zu helfen, nur
um der Befriedigung des Heilens, des Helfens willen.
Sie stellen die Bedürfnisse von anderen vor ihre eigenen.«
»Ich verstehe es immer noch nicht«, sagte Valko,
aber diesmal klang er nicht mehr trotzig, sondern leise und nachdenklich, als wollte er wirklich begreifen,
was ihm gesagt wurde. Tief drinnen wusste er, dass
er anfing zu verstehen.
»In alten Zeiten«, sprach der Todespriester weiter,
»gab es zwei Impulse, die jeden Mann, jede Frau und
jedes Kind antrieben: den Impuls, sich zu nehmen,
was man wünschte, ungeachtet der Kosten für andere,
zu sehen und zu nehmen, zu wollen und zu töten, und
ohne Achtung der anderen zu leben. Wer allein dieses
Leben führte, kannte keinen Fortschritt, kein Wachstum, nichts als endloses Blutvergießen und Streit.«
»Aber so war es schon immer«, sagte Valko.
»Nein!«, berichtigte Aruke seinen Sohn. »Wir vier
sind der lebende Beweis, dass es nicht immer so ist.
Jeder würde mit Freuden sein Leben für den anderen
geben.«
»Aber warum?«, fragte Valko. »Er ist ein Jadmundier.«

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