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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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Er zeigte auf Denob. »Hirea gehört der
Geißel an, und er?« Er zeigte auf Vater Juwon. »Er
ist ein Todespriester. Du hast keine Verbindung, keine Loyalität zu einem von ihnen, keine gesellschaftlichen Bündnisse, keine Übereinkommen oder Verpflichtungen.«
»Das ist nicht wahr«, erwiderte sein Vater. »Obwohl die Geißel vielleicht an der Seite der Sadharin
kämpft oder gegen Jadmundier, sind wir drei Brüder.«
Vater Juwon fügte hinzu: »Das ist der zweite treibende Impuls: der Trieb, sich zusammenzutun, Lasten zu teilen, einander zu helfen; genau das, was wir
nun verachten, aber einige von uns empfinden es
immer noch, oder niemand würde je ein Behandler
oder Erleichterer werden. Warum ein Leben wählen,
das einen der Verachtung und dem Hass aussetzt?«
Valko wirkte besiegt. »Ich verstehe es nicht.«
Aruke sagte: »Es nennt sich aufgeklärter Eigennutz‹, mein Sohn. Es ist der Grund, weshalb Krieger
Differenzen beiseiteschieben und einander helfen
können – weil es uns allen nützt. Und wir vier, hier
in diesem Raum, sind vier von vielen, die begriffen
haben, dass unser Volk ohne den zweiten Impuls,
den Impuls, sich um andere zu kümmern, verloren
ist. Der einzige Ort in unserem Volk, an dem der Impuls immer noch herrscht, befindet sich zwischen
einer Mutter und ihrem Kind. Denk daran, wie sich
deine Mutter all die Jahre im Versteck um dich gekümmert hat, und frage dich, wieso dies die einzige
Zeit ist, da wir Dasati solches Verhalten an den Tag
legen.«
»Aber ihr vier habt es auch für euch gefunden?«,
fragte Valko.
»Wir haben eine höhere Berufung«, sagte Aruke.
»Wir dienen einem anderen Herrn als dem Dunklen.«
»Wem?«, rief Valko, der sich nun auf seinem
Stuhl vorgebeugt hatte.
Aruke sagte: »Wir dienen dem Weißen.«
Valko war vollkommen verblüfft. Das Weiße, das
war eine Geschichte, die Mütter erzählten, um Kleinkinder zu verängstigen. Aber jetzt saßen vier Männer
– drei Krieger und ein Todespriester – vor ihm und
erzählten ihm, dass sie einem Mythos dienten.
Die Stille dauerte einige Zeit, dann sagte Aruke:
»Du schweigst.«
Valko wählte seine Worte vorsichtig. »Es gibt eines, was mir meine Mutter mehr als alles andere beigebracht hat: alles in Frage zu stellen.« Er verlagerte
das Gewicht auf dem Stuhl, als versuche er, es sich
bequemer zu machen, während er mit diesen schwierigen Ideen rang. »Bis zu diesem Augenblick hätte
ich jedem, der danach fragte, wohl gesagt, was jeder
Krieger der Dasati sagen würde: Das Weiße ist ein
Mythos. Es ist eine Geschichte, die sich Todespriester ausgedacht haben, um die Frommen in Schach
zu halten. Oder eine Fabel, die die Ahnen des TeKarana erfanden, um ihrer Behauptung Gewicht zu verleihen, dass seine Linie von dem Dunklen erwählt
wurde, um das Volk Seiner Dunkelheit vor dem
grellsten Licht zu beschützen. Oder vielleicht einfach
nur eine Geschichte, die unsere Ahnen an uns weitergaben und die nichts zu bedeuten hat. Es heißt, das
Weiße sei ein Wesen, das die Untreuen zum Irrsinn
verlockt und die Schwachen dazu treibt, irrationale
Dinge zu tun, damit alle Dasati erkennen können,
dass sie infiziert sind. Es heißt, es sei sogar gefährlich, über das Weiße allzu lange nachzudenken. Für
mich stand das Weiße immer für Wahnsinn. Bis heute Nacht. Ich hätte nicht geglaubt, dass so etwas wie
das Weiße wirklich existiert. Und dennoch sitzt ihr
da und schwört es, also sollte ich annehmen, dass ihr
vier den Verstand verloren habt, denn schließlich behauptet ihr, im Dienst von etwas zu stehen, das es außerhalb unserer Mythen nicht gibt. Aber nichts, was
ich bei Hirea gesehen habe, weist auf Irrationalität
hin, und auch nichts bei dir, mein Vater. Also bin ich
gezwungen anzunehmen, dass das Weiße wahr ist und
dass die Welt nicht ist, was man mich gelehrt hat.«
Aruke lehnte sich zurück, und er strahlte geradezu
vor Stolz. Er warf einen Blick zu Vater Juwon, der
sagte: »Ihr habt gut argumentiert, junger Valko.
Nehmt also an, das Weiße gibt es wirklich. Was
glaubt Ihr, was es ist?«
Valko schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass
ich auch nur raten kann.«
»Rate«, befahl sein Vater.
»Das Weiße ist kein Wesen«, begann Valko langsam. »Sonst gäbe es mehr … nun ja, mehr glaubwürdige Geschichten. Zeugen, Beweise und dergleichen.
Es muss unsterblich sein, denn es gibt die Legende
schon seit Jahrhunderten. Ich habe nie von jemandem
gehört, der jemanden kannte, der eine

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