Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
Manifestation
des „Weißen gesehen hat, also handelt es sich nicht
um eine Person oder um ein Wesen.«
Vater Juwon nickte anerkennend.
»Daher«, fuhr Valko fort, »muss es etwas Abstraktes sein.« Er sah die vier Männer an. »Vielleicht eine
Gruppierung, wie die Sadharin oder die Geißel.«
Aruke nickte. »Ja, aber es ist noch mehr.« Er warf
Hirea einen Blick zu.
Hirea sagte: »Ich habe dich beobachtet, junger
Valko, und ich sah dich töten, aber du hast dich nicht
daran erfreut.«
Valko zuckte die Achseln. »Ich … nein. Das tue
ich nicht. Ich empfinde …«
»Was empfindet Ihr?«, fragte Denob.
»So etwas wie ein Gefühl der Verschwendung«,
gestand Valko. »Selbst wenn ich wütend werde oder
die Gier nach Blutvergießen spüre, empfinde ich,
wenn es vorüber ist … Leere.« Er sah seinen Vater
an. »Der junge Krieger, gegen den ich am Tag meiner Prüfung kämpfte, Lord Keskos Sohn … Ich habe
einige in der Ausbildungsarena gesehen, die ihn nicht
besiegen könnten. Es war Zufall, dass das Schicksal
ihn mir gegenüberstellte. Hätte er einem anderen gegenübergestanden, würde er diesem Haus und den
Sadharin dienen. Es gibt keinen Vorteil, nur Zufall,
und Zufall … er gleicht auf die Dauer alles aus,
oder?«
Vater Juwon nickte. »Das tut er. Wir verlieren viele gute junge Krieger an schlichten Zufall, und geringere Krieger bleiben am Leben.«
»Es ist Verschwendung«, wiederholte Valko.
»Es ist falsch«, sagte Aruke. »Wenn du das verstehen kannst, bin ich zufrieden, heute Nacht zu sterben.«
»Aber warum solltest du heute Nacht sterben wollen?«, fragte Valko. »Warum sollte einer von uns
sterben? Ist es wegen diesem … diesem Geheimnis,
das ihr habt? Ich kann es immer noch kaum glauben,
aber wenn ihr sagt, dass ihr dem Weißen dient, dann
werde ich mit euch dienen. Du kannst mir noch so
viel beibringen, Vater, und es liegen noch viele Jahre
vor uns, bevor ich deinen Kopf nehme.«
»Nein, du musst meinen Kopf heute nehmen.«
»Aber warum?«
»Damit du, wenn der Morgen kommt, Lord der
Camareen bist. Du musst deine Mutter als herrschende Frau in diesem Haus einsetzen und beginnen,
Söhne zu zeugen. Deine Mutter wird die Frauen
auswählen, die dir starke Söhne mit guten Verbindungen schenken können. Und du musst viele Dinge
verstehen, die ich dir nicht beibringen kann. Deine
Mutter muss das tun, denn uns stehen Veränderungen
bevor, und du musst viele Jahre Lord der Camareen
sein und dein Schicksal vollkommen verstehen lernen.«
»Aber worin besteht dieses Schicksal?«, fragte
Valko. »Darin, dass ich hier sitzen und … und es
glauben muss?«
»Deine Mutter wird es dir sagen, und sie wird innerhalb von zwei Tagen hier eintreffen«, erklärte
Aruke. »Aber bevor ich gehe, habe ich die Freude,
dir zumindest mitzuteilen, was du zuvor wissen
musst. Du wirst ein Bündnis schaffen, wie es seit den
Tagen der Schöpfung nicht mehr geschaffen wurde,
und du musst über die Sternenbrücke nach Omadrabar reiten und dort etwas tun, was in der Geschichte
der Dasati noch nie getan wurde. Du musst den Kopf
des TeKarana nehmen. Du musst das Reich der
Zwölf Welten zerstören und die Dasati vor dem
Dunklen retten.«
Sechzehn
Herr
Aruke machte sich zum Sterben bereit.
Wieder äußerte Valko seinen Widerspruch. »Auch
dies ist Verschwendung und unnötig.«
»Ihr seid jung«, sagte Vater Juwon. »Ihr seid
mächtig, begabt und wahrnehmungsfähig über Eure
Jahre hinaus, aber Ihr seid unerfahren.«
Aruke kniete sich vor seinen Sohn und sagte: »Hör
auf sie. Vater Juwon wird hierbleiben, als dein spiritueller Beraten, und Hirea und Denob werden dich
regelmäßig besuchen. Andere werden sich dir ebenfalls vorstellen. Aber es ist deine Mutter, an die du
dich als Erste wenden musst, und dann an Vater Juwon, denn sie werden dein Herz und dein Verstand
sein, bis du herangereift bist, um dein Schicksal zu
erfüllen, mein Sohn. Du musst der Herr der Camareen sein, nicht nur jemandes Sohn. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass du schnell aufsteigst
und dass alle dich anerkennen, denn eine gewaltige
Auseinandersetzung steht uns bevor, und du musst
bereit sein, wenn es geschieht. Deine Mutter wird
eine gute Herrin dieser Burg sein – es war ein großer
Kummer für mich, dass sie nie während meiner Zeit
als Herrscher hier war; sie brachte mir mehr bei, als
ich je glaubte, von einer Frau lernen zu können, und
es tut mir leid, dass ich sie nicht wiedersehen werde
–, und mit einem so mächtigen
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