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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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ehrlicher Wunsch, dass Ihr am Leben bleibt.«
»Wie ist das möglich?«, fragte Valko und lehnte
sich an den Rücken des zu Boden gefallenen Stuhls,
während er wartete, dass seine Kraft vollständig zurückkehrte. »Mein Vater sagte, einer von uns werde
in dieser Nacht sterben. Er kann nicht meinen, dass
er bereits sein Alter spürt und sich bald einen ehrenhaften Tod wünscht.«
»Er meint genau das«, sagte der Todespriester.
Aruke bedeutete Valko, sich wieder hinzusetzen,
und widerstrebend tat der junge Kämpfer ihm den
Gefallen. »Was du heute hören wirst, begann schon
vor Jahrhunderten«, erklärte er. »An einem Tag ganz
ähnlich wie diesem wurde einer meiner vielen Urgroßväter vor seinen Vater gebracht, in diesen Raum,
wo vier Männer saßen, wie du sie auch jetzt vor dir
siehst. Man sagte ihm Dinge, die er kaum glauben
konnte, aber als die Nacht dem Morgengrauen wich,
war er immer noch am Leben und glaubte alles, was
man ihn gelehrt hatte. So ging es generationenlang,
denn tief in der Geschichte der Camareen liegt ein
Geheimnis. Es ist ein Geheimnis, das du entweder
viele Jahre bewahren oder heute Nacht mit dir ins
Grab nehmen wirst. Ich saß, wo du jetzt sitzt, vor
vielen Jahren, wie es mein Vater und sein Vater davor taten. Wir saßen da und lauschten, konnten nicht
glauben, was wir hörten, aber als alles gesagt war,
verstanden wir es. Und als wir verstanden, änderte
sich unser Leben für immer. Außerdem hat jeder von
uns ein Gelübde abgelegt und eine Reise unternommen, begonnen bei diesem Ahnen bis zu mir selbst.
Meine Reise findet bis zu diesem Tag immer noch
statt.«
»Reise?«, fragte Valko. »Wohin?«
»An einen Ort in der Seele«, sagte der Todespriester.
Valko wurde sofort berechnend. Seine Mutter hatte ihn gewarnt, nicht auf die Todespriester zu hören,
denn der Dunkle schätzte sie nach dem TeKarana am
höchsten. Aus diesem Grund konnten sie das Abweichen von akzeptiertem Verhalten jederzeit zur Blasphemie erklären und sofortige Vernichtung bringen;
seine Mutter hatte allerdings auch gesagt, dass solche
Anklagen öfter mit Eigentum, Rang, einer alten Blutfehde oder einer Frau zu tun hatten, die vorteilhaft
für eine Allianz war, als mit der Doktrin.
Der Todespriester las etwas in Valkos Miene, denn
er sagte: »Ich weiß, dass deine Mutter dich davor
gewarnt hat, auf uns in der Bruderschaft zu hören.
Aber schiebe beiseite, was du zu wissen glaubst, und
lerne.«
»Woher wisst Ihr, wovor meine Mutter mich gewarnt hat?«, fragte Valko erschrocken.
Aruke lachte. »Weil deine Mutter zu uns gehört,
und wenn sie könnte, würde sie bei uns sitzen. Sie ist
jedoch im Geist anwesend, wenn schon nicht körperlich.«
Valko verstand immer weniger, aber er wusste bis
tief ins Mark, dass in den nächsten Minuten sein Leben auf dem Spiel stand.
Aruke schaute erst zu einer Seite, dann zur anderen, und die drei Männer nickten. »Mein Sohn,
schon lange bevor du gezeugt wurdest, gab es Pläne,
die erforderten, dass einer wie du geschaffen würde.«
Valko wunderte sich über die Wahl des Wortes
»geschaffen«, aber er schwieg.
»Wie mein Vater vor mir, wurde ich mit einem
einzigen Ziel aufgezogen, einem Ziel, das ich, wie
ich hoffe, in dieser Nacht erreichen werde.« Er
schwieg und wartete entweder, um zu sehen, ob sein
Sohn eine Frage hatte, oder einfach nur, um sich zu
sammeln. »Du wirst es entweder verstehen oder
nicht, und auf diesem Verstehen ruht unser beider
Zukunft. Alles, was du über unser Volk, die Dasati,
erfahren hast, ist falsch.«
Nun konnte Valko dem Drang zu sprechen nicht
mehr widerstehen. »Falsch? Wie meinst du das? Auf
welche Weise?«
»In jeder Weise«, erwiderte sein Vater.
Es war der Todespriester, der als Nächster sprach.
»Ich bin Vater Juwon. Schon als Kind wusste ich,
dass ich zu etwas anderem als einem Krieger berufen
war. Nachdem ich auf den Landsitz meines Vaters
zurückgekehrt war und jeden besiegt hatte, ging ich
in die nächstgelegene Abtei. Dort wurde ich ausgebildet, bis ich den Rang eines Lektors erreichte und
dann zum Diakon wurde. Schließlich wurde ich als
Priester ordiniert und bin nun Hoher Priester des
Westlichen Landes. Aber vom ersten Augenblick an
wusste ich, dass meine Berufung nicht vom Dunklen
kam, sondern von woanders.«
Valkos Nackenhaare sträubten sich, denn wie
konnte es möglich sein, dass ein Todespriester in so
hoher Stellung Ketzerei von sich gab? Es gab keine
andere Quelle für Berufungen als

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