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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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erwacht war
und sich hinter ihn gestellt hatte. Die Tatsache, dass
er die Präsenz des jungen Mannes nicht mehr wahrnehmen konnte, überraschte Pug. Aber er ließ sich
das nicht anmerken und sagte stattdessen: »Ja, es ist
erstaunlich.«
»Ich werde nicht wieder zurückkehren«, erklärte
der junge Krieger.
»Wohin?«
»Zu Eurer Welt. Nach Midkemia. Ich … ich gehöre dort nicht hin.«
»Ihr gehört hierhin?«
Bek schwieg eine Weile und starrte zum Nachthimmel, dann sagte er schließlich: »Nein. Ich gehöre
auch nicht hierhin. Ich gehöre an den nächsten Ort,
den, an den wir gehen.«
»Woher wisst Ihr das?«, fragte Pug.
»Ich weiß nicht woher«, erwiderte Bek. »Aber es
ist mir vollkommen klar.«
Pug schwieg. Er beobachtete Bek noch einen Moment, wie er in den Himmel starrte, dann kehrte er zu
seinem Strohsack zurück. Als er dort im Dunkeln
lag, während Bek weiter aus dem Fenster schaute,
dachte Pug über seinen verrückten Plan nach. Er
wusste, dass es sein eigener war, denn die Botschaften waren alle in seiner eigenen Handschrift gewesen, und in beinahe fünfzig Jahren hatte sich keine
von diesen Botschaften aus der Zukunft als schlechter Rat erwiesen.
Manchmal wunderte er sich über seinen eigenen
rätselhaften Stil, über den Mangel an Informationen
hinter einer einfachen Aufforderung oder Anweisung. Er wusste jedoch, dass er in der Zukunft vermutlich guten Grund haben würde, rätselhaft zu sein,
so sehr es ihn jetzt auch frustrierte … Er empfand
den Drang, laut zu stöhnen. Zeitparadoxe ließen ihn
schwindlig werden.
Er lag bis zur Morgendämmerung auf dem Bett
und rang mit hundert Zweifeln und mit hundert weiteren Dämonen des Geistes.
    Valko erwachte sofort. Jemand sagte etwas. Die
Stimme war leise und nicht bedrohlich. Er drehte
sich um und entdeckte, dass es sich um Naila handelte. Sie hatte seine Seite nicht verlassen, sondern sich
mit ihm unterhalten, und dann hatte sie sich neben
ihn gelegt, als er langsam einschlief, und ihn im Arm
gehalten, wie seine Mutter es getan hatte, als er noch
ein Kind war. Er fand das Erlebnis überraschend angenehm und tröstlich. »Euer Vater ruft Euch zu
sich«, sagte sie leise.
    Er zog sein Gewand an und folgte ihr, bis sie vor
der Tür stehen blieb, die zum privaten Gemach seines Vaters führte. Sie klopfte einmal, dann eilte sie
davon, ohne Valko um Erlaubnis zu fragen, als hätte man sie entsprechend instruiert. Die Tür ging
auf, aber statt seines Vaters stand dort ein anderer
Mann. Valkos Hand fuhr reflexartig zur Taille,
aber seine Rüstung und seine Waffen hingen auf
dem stummen Diener in seinem Quartier: Wenn
dieser Mann sich als Feind erweisen sollte, war er
so gut wie tot.
    Aber der Mann an der Tür machte keine drohenden Gesten. Er winkte Valko nur hinein und sagte:
»Euer Vater wartet.«
    Valko wusste, ihm blieb nichts anderes übrig als
einzutreten. Wenn sein Schicksal darin bestand, hier
und jetzt zu sterben, konnte er das Unvermeidliche
nicht hinausschieben.
    Drinnen im Raum standen vier Stühle in einem
Halbkreis um einen fünften. Drei der Stühle waren
besetzt. Aruke saß auf dem direkt gegenüber dem
einzelnen Stuhl. Neben ihm saß ein Mann, der wie
ein Todespriester gekleidet war. Aus den Abzeichen
schloss Valko, dass er einen hohen Rang einnahm.
Auf der anderen Seite seines Vaters saß Hirea, der
ein winziges bisschen lächelte, als er bemerkte, wie
überrascht Valko war, ihn zu sehen. Der Mann an der
Tür war ihm unbekannt, aber ebenso wie sein Vater
wie ein Krieger gekleidet, mit Rüstung und Schwert.
    »Setz dich«, befahl sein Vater und wies auf den
leeren Stuhl vor ihnen.
Valko tat, was man ihm sagte, und schwieg weiterhin. Der andere Krieger setzte sich auf den verbliebenen Platz, und schließlich begann Aruke zu
sprechen: »Du befindest dich an einem Kreuzweg,
mein Sohn.« Langsam zog er sein Schwert und legte
es auf seine Knie. »Einer von uns wird heute Nacht
sterben.«
Valko sprang auf und griff nach dem Stuhl, bereit,
die ungelenke Waffe als letzte Hilfe zu benutzen. Der
Todespriester bewegte die Hand, und plötzlich spürte
der junge Mann, wie seine Körperkraft erlahmte. Ein
paar Sekunden später konnte er nicht einmal mehr
den Stuhl halten, und das Möbelstück fiel klappernd
aus seiner Hand. Der Todespriester machte eine Geste, und die Kraft des Jungen kehrte langsam zurück.
»Ihr könnt Euch uns nicht widersetzen, falls wir
Euren Tod wünschen, junger Krieger. Aber es ist unser

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