Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
Salmater
bereits; sie blieben mit den Händen in der Luft stehen, die Schwerter umgekehrt, und leisteten keinen
Widerstand mehr.
General Devrees kam auf die Jungen zu. Erleichterung zeichnete sich auf seinen Zügen ab. »Hoheit!«,
rief er. »Ihr seid in Sicherheit!«
Tad kam grinsend zu den Jungen. Sie waren offensichtlich erschöpft, aber er war erfreut, seine Freunde
am Leben zu wissen.
»Ich bin froh, Euch zu sehen, General«, sagte
Grandy.
»Als dieser junge Mann in unser Lager gerannt
kam, befahl ich der gesamten Ersten und Dritten sofort einen Gewaltmarsch.«
»Hielten Sie nichts von meiner Idee von sechzig
Mann in einem Boot, Sir?«, fragte Servan.
»Es war ein netter Plan, aber als ich hörte, dass ich
gerade zwei Angehörige des Hofes mitten in einen
Überfall aus Salmater geschickt hatte … Mir gefiel
der Gedanke nicht, einem Eurer Väter« – er warf
Grandy einen eindringlichen Blick zu – »besonders
Eurem, Hoheit, zu berichten, dass ich für den Tod
ihrer Söhne verantwortlich war. Die Berichte, die wir
erhielten, waren offensichtlich falsch; ich dachte, ich
würde euch Jungen so weit von einem richtigen
Kampf wegschicken wie möglich, nicht direkt ins
Maul der Eindringlinge.« Er zuckte die Achseln.
»Wir sollten bald das Ende dieser Überfälle erleben,
sobald Salmater begreift, dass wir wirklich willens
sind, Olasko als roldemischen Boden zu verteidigen.«
»General, habt Ihr den Anführer gefangen genommen?«, fragte Grandy.
»Ich denke schon«, sagte der General und führte
die Jungen zu der Stelle, wo die Gefangenen aus
Salmater bewacht wurden. »Seht selbst.«
Die Gefangenen saßen auf dem Boden und starrten
die Soldaten aus Roldem wütend an.
Grandy blickte von einem Gesicht zum anderen,
dann zeigte er auf einen Mann. »Der da.«
Der General bedeutete, dass der Gefangene zu ihnen gebracht wurde. Der junge Prinz starrte ihn an,
dann sagte er zum General: »Dieser Mann hat kaltblütig zwanzig Soldaten umbringen lassen.«
»Es waren Deserteure«, erwiderte der Gefangene.
»Man hätte sie der roldemischen Gerechtigkeit
überlassen sollen«, erklärte Grandy. Er warf einen
Blick zum General und sagte: »Lasst ihn hängen!«
»Ich bin ein Kriegsgefangener!«, schrie der
Hauptmann aus Salmater, als zwei Soldaten aus Roldem ihn packten und ihm die Arme auf den Rücken
fesselten.
»Ihr tragt keine Uniform«, stellte der General fest.
»Soweit ich sehen kann, seid Ihr ein gewöhnlicher
Bandit. Wenn Seine Hoheit befiehlt, dass Ihr gehängt
werdet, dann soll das so sein.« Er nickte Feldwebel
Walenski zu, der einer Gruppe von Soldaten bedeutete, ihm zwischen die Bäume zu folgen. Einer trug ein
Seil.
»Was sollen wir mit den anderen anfangen?«,
fragte der General.
Der junge Prinz sagte: »Schickt sie nach Hause.
Sie sollen überall verbreiten, dass Roldem diese Inseln jetzt als heilige Erde unter dem Schutz meines
Vaters betrachtet. Olasko gehört jetzt zu Roldem,
und wir werden es bis zum letzten Blutstropfen verteidigen.« Er hielt einen Moment inne und fügte
dann hinzu: »Ich werde meinen Vater bitten, Männer
zu rekrutieren, um die Erste und Dritte wieder aufzufüllen und die Garnison in Opardum auf volle Stärke
zu bringen. Wir müssen dafür sorgen, dass diese
Dinge ein Ende finden.«
Mit einem leichten Lächeln sagte der General:
»Hoheit«, und nickte den Soldaten zu. »Eskortiert
die Männer zu den Booten und lasst sie nach Hause
gehen.«
Miranda kam wieder zu Bewusstsein und fand sich
auf einem Bett wieder, diesmal ungefesselt. Sie setzte sich auf und holte tief Luft. Ihre Brust tat weh,
aber sie konnte ohne Schmerzen atmen, und ihr Geist
war frei von dem umwölkenden Gefühl, das sie das
letzte Mal beim Aufwachen erfasst hatte.
Sie sah sich um und versuchte, ihre Umgebung zu
erkennen. Sie war nicht mehr in dem Schlafzimmer,
in dem man sie gefesselt hatte, sondern schien sich in
so etwas wie einem Zelt zu befinden. Aber als sie die
Wände berührte, spürte sie Festigkeit wie glatten
Stein unter ihren Fingerspitzen.
Plötzlich erschien eine Gestalt vor ihr – ein Dasati
in schwarzem Gewand, aber mit einem anderen Zeichen auf der Brust: einem gelben Kreis. Sie konnte
durch das Geschöpf hindurchsehen, also erkannte sie
es als das, was es war: eine Erscheinung. Sie versuchte festzustellen, was sie tun konnte und was
nicht, ließ ihre Wahrnehmung in den Raum fließen
und bemerkte, dass ihre Magie funktionierte, aber
auf seltsame Weise.
»Ihr
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