Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
seid bei Bewusstsein«, sagte die Gestalt, und
ihr wurde klar, dass diese Gestalt die Sprache der
Dasati sprach, die sie nun offenbar verstand. »Ihr
seid jetzt seit drei Tagen hier. Wir haben dafür gesorgt, dass ihr essen, trinken und atmen könnt, ohne
zu leiden. Wir haben Euch Eure Macht zurückgewinnen lassen, aber innerhalb gewisser Grenzen.«
Miranda versuchte, sich in die Versammlung der
Magier zu transportieren, denn sie war die unbestrittene Meisterin dieser Fähigkeit, aber nichts geschah.
»Es hat uns einige Arbeit gekostet«, sagte das Dasati-Bild, »aber Eure Kräfte funktionieren nur innerhalb dieses Raums. Das Geschöpf, das Euch zu uns
gebracht hat, behauptete, dass Ihr eine machtvolle
Magierin seid und wir viel lernen können, indem wir
Euch studieren. Wir haben Euch nun einige Zeit beobachtet, Tsurani-Frau. Es kommt uns so vor, als wären Eure Krieger wie Kinder, aber wir fürchten die in
den schwarzen Gewändern.«
Die Gestalt verschwand, und eine Stimme sagte:
»Ruht Euch aus. Euch stehen viele Prüfungen bevor.
Wenn Ihr mit uns zusammenarbeitet, werdet Ihr
überleben.«
Es blieb unausgesprochen, was geschehen würde,
wenn sie nicht mit ihnen zusammenarbeitete.
»Das ist wirklich interessant«, sagte Nakor.
Pug konnte es kaum glauben. Der Dasati, der vor
ihm stand, war Macros der Schwarze, einstmals Eigentümer der Insel des Zauberers und Mirandas Vater. Er berührte ihn mit seinen magischen Sinnen und
überzeugte sich, keine Illusion oder einen Zauber vor
sich zu haben: Dieser Mann, den er glaubte zu kennen, war tatsächlich ein Dasati. Als Pug ihn zum
letzten Mal gesehen hatte, kämpfte er gegen einen
Dämonenkönig auf der Saaur-Welt von Shila, als
sich ein Spalt schloss. »Du bist tot«, sagte Pug.
»Das war ich«, erwiderte Macros. »Komm, wir müssen viel besprechen, und wir haben nur wenig Zeit.«
Ohne sich bei den anderen auch nur zu entschuldigen, führte Macros Pug in einen kleinen Garten, der
hinter massiven Mauern vor aller Augen verborgen
war. Macros blickte auf und sagte: »Dieser arme
kleine Bereich bekommt nur etwa eine Stunde Licht,
wenn die Sonne direkt über uns steht.« Er benutzte
die Sprache des Königreichs der Inseln, Pugs Muttersprache, und Pug erkannte, was immer er sagen wollte, er tat alles, um nicht belauscht zu werden.
Pug starrte den Dasati an, der vor ihm stand, und
erwiderte: »Ich kann mir nichts Intelligentes vorstellen, was ich dir sagen könnte. Ich bin vollkommen
verwirrt.«
Macros zeigte auf eine Bank. »Meditation ist keine
Dasati-Eigenschaft, also ließ ich diesen Bereich nach
meinen eigenen Anforderungen erstellen.«
Pug war gezwungen zu lächeln. Die Bank sah genauso aus wie eine im Garten der Villa Beata. »Wie
ist das möglich?«
»Ich habe die Götter verärgert«, sagte Macros und
setzte sich hin. Pug tat es ihm nach. »Ich kämpfte
gegen Maarg mit jeder magischen Waffe, die mir zur
Verfügung stand, während du versucht hast, den
Spalt zwischen dem fünften Kreis und Shila zu verschließen.« Er seufzte. »Offensichtlich hattest du Erfolg, denn sonst wärst du nicht hier.« Er blickte zu
Boden. »Ein Teil meiner Erinnerungen wird mir immer noch verweigert, Pug. Ich erinnere mich zum
Beispiel daran, wie wir uns zum ersten Mal begegneten. Ich erinnere mich auch an das letzte Mal, als ich
Nakor begegnete, aber nicht an das erste Mal. Ich
weiß nicht viel, was meine Frau oder meine Tochter
angeht, obwohl ich mich entsinne, dass ich Frau und
Tochter habe.«
»Meine Frau, Miranda«, sagte Pug.
Macros nickte und schaute auf die Mauer gegenüber der Stelle, an der er saß. Schmerz lag in seinem
Blick, und Pug fragte: »Ist das deine Strafe, weil du
die Götter von Midkemia gegen dich aufgebracht
hast?«
»Ja«, sagte Macros. »Ich kämpfte gegen Maarg,
und plötzlich hörte der Schmerz auf, und ich eilte auf
ein weißes Licht zu. Dann fand ich mich vor LimsKragma.« Er hielt inne und fragte dann: »Du hast sie
aufgesucht?«
»Zweimal«, sagte Pug. »Eine riesige Halle voller
Katafalke?«
»Endlos, in jeder Richtung, und die Toten erschienen, ruhten eine Weile und stellten sich dann in eine
Reihe, wo Lims-Kragma ihr Urteil über sie fällte und
sie zur nächsten Drehung des Lebensrads dirigierte.«
Macros seufzte. »Aber das war mir nicht vergönnt.
Ich erschien vor ihr, aber ich will dir die Einzelheiten
des Austauschs ersparen. Du weißt, dass ich ein eitler
Mann war und das Gefühl meiner eigenen
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