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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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gewisser Hinsicht erschien ihm dies durchaus
sinnvoll: Dieser Mann mochte sein Vater sein, aber
bis vor ein paar Tagen war er ein vollkommen Fremder gewesen, eine Schattengestalt, die er sich nicht
vorstellen konnte, obwohl er seiner Mutter zahllose
Fragen gestellt hatte.
Er wartete ab.
»Es ist unser Brauch, Stärke höher zu schätzen als
alles andere«, sagte Aruke schließlich. Er beugte sich
vor. »Wir sind ein gewalttätiges Volk, und wir ehren
Gewalttätigkeit und Macht mehr als alles andere.«
Valko schwieg.
Aruke sah ihn an. Nach einer Weile sagte er: »Ich
kann mich gut an deine Mutter erinnern.«
Wieder schwieg Valko.
»Hattest du schon eine Frau?«
Valko sah seinen Vater an und versuchte herauszufinden, worin die korrekte Antwort bestehen würde. Schließlich sagte er: »Nein. Mein Versteck war in
einer isolierten –«
»Ich brauche nicht zu wissen wo«, unterbrach ihn
sein Vater. »Kein Vater sollte wissen, wo sein überlebender Sohn verborgen und erzogen wurde. Es
könnte eine Versuchung darstellen, einen solchen Ort
bei der nächsten Läuterung zu zerstören.« Dann fügte
er leiser und mit etwas wie einem Lachen hinzu:
»Und wenn es ein Ort war, wo ein starker Sohn heranwuchs, würde das … eine Verschwendung darstellen.«
Valko entgegnete: »Eine Verschwendung wie das
Töten des Sohns eines anderen Mannes, den man nur
mit größter Kraftanstrengung besiegen konnte?«
Arukes Miene war ausdruckslos, aber die Haut um
seine Augen wurde ein wenig starrer. »Eine solche
Frage grenzt an Blasphemie.«
»Ich möchte Seine Dunkelheit nicht beleidigen
und auch nicht Seinen Orden, Vater, aber ich frage
mich … Was, wenn der junge Mann, den ich heute
getötet habe, sich in einem anderen Kampf, auf einer
anderen Burg als der bessere Krieger erwiesen hätte?
Ist das nicht Verschwendung eines guten Kriegers,
der dem Orden dienen könnte?«
»Seine Wege sind geheimnisvoll«, erwiderte sein
Vater. »Solche ausschweifenden Gedanken sind die
Gedanken der Jungen. Aber du solltest sie lieber für
dich behalten oder nur mit jenen darüber sprechen,
die unter dem Siegel des Schweigens stehen, einem
Priester, einem Behandler oder …« Er lachte. »Oder
einer Ausführenden, wie es deine Mutter war.«
Aruke stand auf und schaute einen Augenblick aus
dem Fenster auf die rollende Oberfläche des Meeres
hinaus und auf das Spiel der funkelnden Farben, die
auf der Oberfläche des großen Gewässers glitzerten.
»Man sagte mir, es gäbe ein Reich, in dem die Sonne
so hell scheint, dass ein Krieger ohne Schutzzauber
innerhalb von Stunden aufgrund der Hitze verbrennen würde. Und dass jene, die dort leben, die wunderbaren Dinge nicht sehen können, die für uns alltäglich sind.« Er schaute seinen Sohn an. »Sie sehen
zwar Farben, aber keine hellen und dunklen Schattierungen. Sie können nur Schallwellen in der Luft hören, aber nicht das Summen der Gottessprache im
Himmel oder die Vibration des Ganzen unter ihren
Füßen.«
»Ich habe einmal einen blinden Mann gesehen, der
als Behandler diente.«
Aruke spuckte aus und machte ein rituelles Abwehrzeichen. »In der Obhut eines solchen Mannes ist
das Einzige, was du sehen kannst, seine Schwäche.
Es tut mir leid, dass du als so junger Mensch so etwas erleben musstest. Die Behandler haben ihren
Zweck, das weiß Seine Dunkelheit, und er weiß
ebenfalls, dass ich nicht hier sitzen und mit dir sprechen würde, wenn sie sich nicht nach so manchem
Kampf um mich gekümmert hätten. Aber dieses
Ding, das sie an sich haben … diese Fürsorge für
Schwäche … es widert mich an.«
Valko sagte nichts. Er fühlte sich nicht angewidert, er war eher fasziniert. Er wollte wissen, wieso
die Behandler einen solchen Mann am Leben ließen.
Er hatte seine Mutter gefragt, aber sie sagte nur:
»Zweifellos, weil sie ihn nützlich finden.« Wie konnte ein Blinder nützlich sein? Er erkannte, dass dies
ein weiterer dieser Gedanken sein musste, die sein
Vater gerade als »ausschweifend« bezeichnet hatte,
und er ihn lieber verschweigen sollte.
Aruke setzte sich wieder. »Eine Frau. Wir müssen
dir eine beschaffen«, erklärte er nachdenklich. »Aber
nicht heute Nacht. Du hast dich gut gehalten, und ich
war stolz auf dich, aber ich habe genug Wunden gesehen und weiß, dass du zu viel Blut verloren hast,
um heute Nacht etwas anderes zu tun als zu schlafen.
Deine Mutter war diejenige, die …« Er schien in Gedanken zu versinken. »Sie sprach von Dingen.

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