Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
weglockte, wo Valko und die anderen warteten. Valko fluchte frustriert, als einige seiner eigenen Leute anfingen, über die Feigheit des Todesritters zu lachen. »Genug!«, rief er. »So amüsant es ist zu sehen, wie der Feigling unter Schmerzen stirbt, wir haben wichtigere Dinge zu tun, zum Beispiel, dieses Ungeheuer zu töten.«
»Ich kann keine Schwäche an ihm erkennen«, sagte eine Stimme hinter ihm, und als Valko sich umdrehte, fand er Luryn an seiner Schulter.
»Du solltest nicht hier sein«, sagte er. Er hatte den Gedanken, eine Schwester zu haben, zunächst schwierig gefunden, aber nachdem er mehr Zeit mit ihr verbracht hatte, hatte er begonnen, ihre Ähnlichkeit mit ihrer gemeinsamen Mutter zu sehen, und fühlte sich zu ihr hingezogen, eine Verbindung, die ihn ebenso erfreute wie verstörte. Schwestern wurden für gewöhnlich weggeschickt, um sich mit Söhnen machtvoller Familien zu vereinen und ihnen Söhne zu gebären, um Bündnisse zu festigen; es waren keine Leute, für die man sich interessierte.
So vieles von dem, was er als Junge von seiner Mutter erfahren hatte, verband sich nun zu einer neuen und beunruhigenden Perspektive. Valko stellte fest, dass er die Leute in seiner Umgebung mochte, also wollte er nicht einfach nur das Monster besiegen, sondern auch seine Schwester und die anderen Bluthexen schützen, ebenso wie diese Todesritter, die dem Weißen dienten. Er hasste den Konflikt, der mit diesen Gefühlen kam, wenn es für ihn doch nur wünschenswert sein sollte, alles zu töten, was sich ihm in den Weg stellte.
Dann erschienen plötzlich Martuch, Hirea, vier andere Todesritter und zwei von den Menschen, die sich als Ge
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ringere ausgaben, im Hof. Der Mensch mit Namen Pug bewegte sich schnell; bevor die anderen auch nur reagieren konnten, hatte er bereits mit einem Zauber begonnen. Nachdem das Monster den letzten Todesritter aus dem Palast getötet hatte, bildete sich um es herum eine Kuppel aus Energie, und es schaute Pug an, als ein Muster von Kristallen an der Oberfläche der Kuppel erschien. Jeder Kristall gab einen hellgelben Energiestrahl ab, verband sich mit einem anderen Kristall, und dann war das Geschöpf gefangen in einem Netzwerk von Energie.
Es griff an, und beim Kontakt mit dem Netzwerk brach eine Explosion von Rauch und Flammen von seiner Hand und Schulter aus. Es heulte vor Schmerz und Zorn, ein hallendes Geräusch, das erneut bewirkte, dass sich Valkos Haare sträubten. Hirnlos schlug das Monster wieder zu, aber jeder Kontakt mit dem Energienetz brachte ihm nur mehr Wunden und Schmerz.
Valko sah mit einer Faszination, die an Ekel grenzte, weiter zu, wie die Wut des Ungeheuers mit jeder Sekunde wuchs. Schließlich schlug es in der Falle immer heftiger um sich, sein Körper eine Masse von qualmenden, flammenden Wunden, als es sich weiter vergeblich gegen das Netz warf, um zu entkommen.
Pug sagte etwas zu Magnus, der vortrat und einen weiteren Zauber begann.
Eine Flut von Macht ergoss sich aus seinen ausgestreckten Händen und traf das gefangene Geschöpf. Es heulte ein letztes Mal auf, dann explodierte es in gleißendem Silber und Rot, und seine Vernichtung erfüllte den Hof mit Gestank nach Verkohltem und Verfall.
Es hatte die menschlichen Magier weniger als eine Minute gekostet, das Geschöpf auszulöschen. Martuch und Hirea standen beide verdutzt da: Ihre Jahre der Kampfausbildung hatten sie auf so etwas nicht vorbereitet.
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Valko lief zu Pug und Magnus, die beide erschöpft aussahen. Sie hatten Nakor bei Bek gelassen und waren zum Treffpunkt geeilt, nur um zu entdecken, dass sie Martuch und Hirea verpasst hatten. Der Morgen dämmerte, und die Stadt war hektisch, Glocken läuteten, und der Ruf erging, sämtliche Kampfgesellschaften zu mustern. Alle Todesritter und ihre Gefolgsleute sollten sich bereithalten, zu Mittag des nächsten Tages Befehle des TeKarana im Auftrag Seiner Dunkelheit entgegenzunehmen.
Magnus hatte seine Fähigkeit, sich zu transportieren, genutzt, um sie zum Hain zurückzubringen, wo nur Minuten zuvor Martuch und Hirea eingetroffen waren. Eine rasche Diskussion brachte das Ergebnis, dass sie zu Valko gehen sollten, denn die Abwesenheit des jungen Lords der Camareen würde bei der Musterung am nächsten Tag auffallen. Pug hatte Zeit gehabt, die beiden Todesritter darüber zu informieren, was sie im Herzen des Tempels des Dunklen entdeckt hatten.
Martuch betrachtete das Gemetzel auf dem Hof und sagte: »Alle müssen gehen,
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