Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
Narab vereinbart worden war, verfolgten die Streitkräfte des Königreichs die sich zurückziehenden Moredhel so lange nicht, wie sie sich direkt nach Norden begaben. Es war der Befehl erteilt worden, den Moredhel einen sicheren Weg nach Hause zu gewähren – solange sie sich auf dem Weg dorthin befanden.
Die Streitkräfte des Königs im Düsterwald teilten sich jetzt wieder in ihre unterschiedlichen Garnisonen auf; der größte Teil kehrte nach Westen zurück, einige wandten sich nach Norden zu den Gebieten der Grenzbarone. Sie würden erst später im Laufe des Morgens aufbrechen. Die bisher geheim gehaltene Garnison nördlich von Sethanon würde an einen anderen Ort verlegt und mit frischem Proviant versehen werden.
Arutha begann zu schwitzen, als die Sonne den Morgennebel auflöste und nur noch Rauch und Staub in der Luft hingen. Es wurde bereits heiß, und die Kälte des vergangenen Winters verblasste zu einer fernen Erinnerung. Arutha verdrängte die Sorgen tief in seinem Innern, während er über den letzten Angriff auf den Frieden seines Königreichs nachdachte.
Der Herzog von Krondor war den tsuranischen Magiern nach dem Ende des Spaltkriegs offen und aufrichtig entgegengetreten. Beinahe zehn Jahre lang hatten sie die Freiheit besessen, sich mit Hilfe ihres magischen Spalts zwischen den beiden Welten hin und her zu bewegen. Jetzt hatte er das tiefe Gefühl, hintergangen worden zu sein.
Er verstand voll und ganz, welche Gründe den tsuranischen Erhabenen Makala zu dem Versuch getrieben hatten, den Stein des Lebens von Sethanon in seine Gewalt zu bringen – die Überzeugung, dass das Königreich eine Waffe von größter Zerstörungsmacht besaß, eine Maschine mit einer solchen Macht, dass sie im Krieg genau der Person die Vorherrschaft sichern würde, in deren Besitz sie sich befand. Wäre er an Makalas Stelle gewesen und hätte die gleichen Vermutungen gehabt, hätte er möglicherweise ähnlich gehandelt. Aber selbst mit diesem Eingeständnis konnte er die Tsuranis nicht weiter frei nach Belieben im Königreich herumlaufen lassen, was wiederum bedeutete, dass sich ein Jahrzehnt des Handels und des kulturellen Austauschs dem Ende zuneigte. Arutha verdrängte die Sorge, wie er die notwendigen Veränderungen herbeiführen würde, doch er wusste, dass er sich irgendwann mit seinen Beratern zusammensetzen und einen Plan entwickeln musste, um die künftige Sicherheit des Königreichs zu gewährleisten.
Und er wusste auch, dass kaum jemand über die Veränderungen, die er bewirken würde, glücklich sein würde.
Arutha warf einen Blick nach rechts und sah zwei sehr junge Männer rittlings auf ihren Pferden.
Der Anblick entlockte ihm ein seltenes Lächeln, kaum mehr als ein schwaches Hochziehen der Mundwinkel, das dennoch genügte, den oft sehr ernsten Ausdruck seines noch jugendlichen Gesichts etwas zu mildern. »Müde, meine Herren?«
James, der rangältere Junker des Prinzen, schenkte seinem Herrscher einen Blick aus Augen, die von dunklen Ringen umrahmt waren. James und sein Kamerad, Junker Locklear, hatten einen atemberaubenden Ritt hinter sich, ermöglicht durch magische Kräuter, mit deren Hilfe sie sich tagelang im Sattel wach gehalten hatten. Die Nachwirkungen dieses Tranks – der plötzliche Ausbruch lang unterdrückter Müdigkeit und körperlicher Schmerzen – hatten die beiden jungen Männer unmittelbar danach ereilt. Beide hatten die ganze Nacht in Aruthas Zelt auf Kissen geschlafen, waren am nächsten Morgen aber trotzdem mit schweren Gliedern und trägem Geist erwacht. James kratzte seinen letzten Rest Humor zusammen. »Nein, wir sehen immer so aus, wenn wir wach werden. Nur seht Ihr uns gewöhnlich erst, wenn wir bereits eine Tasse Kaffee getrunken haben.«
Arutha lachte. »Ich sehe, du bist so charmant wie eh und je, James.«
Ein kleiner Mann mit dunklen Haaren und einem dunklen Bart trat zu ihnen.
»Guten Morgen, Hoheit«, sagte Pug und verneigte sich.
Arutha nickte höflich. »Pug, kehrt Ihr mit uns nach Krondor zurück?«
Besorgnis spiegelte sich auf Pugs Gesicht. »Nicht sofort, Hoheit. Ich muss einigen Dingen in Stardock nachgehen. Die Beteiligung der tsuranischen Erhabenen an diesem jüngsten Anschlag auf Sethanon bereitet mir große Sorgen. Ich muss sicherstellen, dass sie die einzigen Magier waren, die damit zu tun hatten, und dass jene, die noch in meiner Akademie leben, frei von jeder Schuld sind.«
Arutha blickte dem abfahrenden Wagen nach.
»Wir müssen uns darüber
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