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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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akrobatischen Darbietung mit unglaublichem Druck gegen die gegenüberliegende Seite presste.
    Er hörte das Schrappen von Metall auf Eisen, als jemand sein Schwert durch das Gitter steckte. Limm wusste, dass er durchbohrt worden wäre, hätte er auch nur einen Augenblick länger gezögert.
    »Er ist durch diesen Schornstein da verschwunden!«, fluchte jemand.
    »Dann muss er im Stockwerk drüber ja wieder rauskommen!«, meinte ein anderer.
    Einen Augenblick lang spürte Limm, wie sein Rücken am Hemd entlang etwas hinabrutschte und seine nackten Füße über den glatten Stein glitten. Er verstärkte den Druck und betete, dass er die Position halten konnte. Unten entstand Bewegung, und er lauschte.
    »Er ist weg!«, rief einer seiner Verfolger. »Wenn er noch da oben gewesen wäre, hätte er doch längst runterfallen müssen!«
    Der Junge erkannte die Stimme des Anführers.
     
    »Lauft zum nächsten Stockwerk und verteilt euch!
    Wer ihn tötet, kriegt eine Prämie! Ich will die Ratte noch vor morgen früh tot sehen!«
    Limm kletterte Stück für Stück weiter nach oben – eine Hand, ein Fuß, die andere Hand, der andere Fuß. Für jede zwei Zentimeter, die er gewann, verlor er einen wieder. Es ging nur langsam voran, und seine Muskeln schrien geradezu nach einer Pause, aber er kämpfte sich weiter hinauf.
    Ein kühler Luftzug wehte von oben herab und verriet ihm, dass er den Abwasserkanälen des nächsten Stockwerks schon sehr nahe sein musste.
    Er hoffte inständig, dass die Röhre groß genug für ihn war, denn ihm war ganz und gar nicht danach, den Schacht wieder hinab und durch das Gitter zurückzuklettern.
    Er erreichte den Rand des Schachts und hielt kurz inne. Dann nahm er einen tiefen Atemzug, drehte sich um und griff mit einer raschen Bewegung an die Kante. Die eine Hand rutschte auf etwas Dickem und Klebrigem aus, aber mit der anderen gelang es ihm, sich festzuhalten. Obwohl er noch nie eine Neigung zum Baden verspürt hatte, sehnte er sich jetzt geradezu danach, den Schmutz loszuwerden und saubere Kleidung anzuziehen.
    Der Junge blieb eine kurze Zeit still so hängen und wartete. Er wusste, dass die Männer, die ihn verfolgten, jeden Augenblick auftauchen konnten.
    Er lauschte.
    Limm war vom Wesen her eigentlich eher spontan, doch er hatte gelernt, dass voreiliges Handeln in riskanten Situationen manchmal große Gefahren bergen konnte. Sechs andere Jungen waren etwa zur selben Zeit zum Spötterschlupf gekommen wie er. Sie waren inzwischen alle tot. Zwei waren durch einen Unfall gestorben – sie waren von den Dächern gestürzt. Drei waren in jener Zeit, als besonders hartes Durchgreifen angesagt gewesen war, als gemeine Diebe von den Beamten des Prinzen gehängt worden. Der letzte Junge war in der vorigen Nacht durch die Hand der Männer gestorben, die jetzt Limm verfolgten. Denn es war dieser Mord gewesen, den Limm beobachtet hatte.
    Der Junge wartete, bis sich sein rasender Puls beruhigt hatte und er wieder gleichmäßiger atmete. Dann hievte er sich über den Rand und fand sich in einer anderen großen Röhre wieder. Er verschwand sofort in der Dunkelheit, indem er sich an der rechten Wand entlangtastete. In den meisten Tunneln hätte er sich auch blind zurechtgefunden, aber er wusste auch, wie leicht es war, sich vollkommen zu verirren. Dazu genügte es schon, ein einziges Mal falsch abzubiegen oder irgendeinen unscheinbaren Seitentunnel zu übersehen. In diesem Viertel der Stadt lag eine zentrale Zisterne, und da Limm wusste, wo er sich im Verhältnis zu ihr befand, besaß er etwas, das ihm genauso gut half wie eine Karte – allerdings nur, solange er einen klaren Kopf behielt und sich konzentrierte.
     
    Er kroch weiter, lauschte auf das schwache Gurgeln und Plätschern des Wassers und drehte den Kopf erst in die eine, dann in die andere Richtung, um sicherzugehen, dass das Geräusch auch wirklich vom Abwasserkanal kam und kein Echo war, das von den Steinen widerhallte.
    Während er sich blind weitertastete, dachte er über den Wahnsinn nach, der die Stadt in den letzten Wochen befallen hatte.
    Zuerst hatte es wie ein eher unwichtiges Problem ausgesehen: Eine neue, rivalisierende Bande war aufgetaucht, wie es von Zeit zu Zeit immer mal wieder geschah. Gewöhnlich genügte ein Besuch von den Schlägern der Spötter oder eine kleine Bestechung seitens der Männer des Sheriffs, und das Problem war aus der Welt geschafft.
    Dieses Mal war es anders gewesen.
    Eine neue Bande war an den Docks
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