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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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zu kommen, möchte ich lieber nicht riskieren, dass sich die Dinge unerwartet ändern und ich weitere zehn oder zwanzig Jahre warten und es erneut versuchen muss. Die Götter mögen mehrere Lebensspannen besitzen, wir tun das nicht.«
     
    Die Kreatur auf dem Thron lachte; es war ein kratzendes, hohl klingendes Geräusch. Die Haut auf ihrem Gesicht war fest um den Schädel gezogen, und die Handgelenke waren nichts weiter als Knochen mit herunterhängenden Hautfetzen. Die Kreatur deutete mit der Hand auf den Magier.
    »Du hast vielleicht nicht mehrere Lebensspannen, ich aber.«
    Sidi beugte sich vor. »Sei nicht allzu stolz auf deine armselige schwarze Kunst, Savan. Sie hat deinen Bruder nicht am Leben gehalten, als Aruthas Schoßspion ihn dem Dämon entgegengeworfen hat.«
    »Ich dachte, wenn ich Neman die Aufsicht über die Nachtgreifer gebe, würde es seine Aufmerksamkeit lenken. Er war nicht bereit für die große Beschwörung. Er war wahnsinnig.«
    »Ihr seid alle ein bisschen wahnsinnig, wenn ihr von den Toten zurückkehrt, das lässt sich wohl nicht verhindern, wie es scheint«, sagte Sidi. »Deshalb habe ich dich ein paar Jahre hier eingesperrt, als du aus dem Grab aufgetaucht bist, wie du dich sicher erinnern wirst, nicht wahr?« Er machte mit der Hand eine ausschweifende Bewegung. »Der Wahnsinn hat seinen Nutzen«, sagte er mit einem Nicken. »In der Tat, manchmal ist er sogar äu
    ßerst nützlich.« Er wandte sich ihm mit geweiteten Augen zu, und der Wiedergänger kicherte. »Was ist?«, fragte Sidi.
    »Du bist genauso wahnsinnig wie ich«, sagte der untote Magier.
    Sidi lachte. »Möglicherweise, aber das macht mir nichts aus.« Er neigte den Kopf zur Seite, als lausche er auf etwas. »Er ist hier.«
    »Wer?«, fragte der Wiedergänger.
    »Einer, der für uns das erringen wird, was wir seit zwanzig Jahren zu erlangen versuchen, Savan.
    Ich möchte nicht, dass er dieses Zimmer betritt; er ist nicht darauf vorbereitet, dich und deine Diener zu sehen, zu erfahren, wem er die Treue schwört.
    Vielleicht, wenn ich ihm das Geschenk gegeben habe und es bei ihm zu wirken beginnt. Ich werde jetzt gehen.«
    Als Sidi davonging, rief der untote Magier ihm hinterher: »Binde ihn an uns!«
    »Bald.«
    Sidi schritt den Tunnel entlang, der zu dem Gang führte, von dem aus man an die Oberfläche gelangte. Der Pirat, den sie Bär nannten, würde schon bald in einem kleinen Boot an Land gehen, würde sich einen Weg durch die Wracks der Schiffe bahnen, die vor den Witwenspitze genannten Felsen untergegangen waren. Sidi würde ihn am Strand unterhalb des geheimen Eingangs zum Tempel der Schwarzen Birne treffen. Irgendwann, da war sich Sidi sicher, wenn Bär seinen Auftrag erfüllt und seine Nützlichkeit bewiesen hatte, würde er den Tempel betreten und schließlich einen Eid ihm gegenüber ablegen.
    Aber bis es so weit war, würde Sidi ihn glauben lassen, dass er an einem einfachen Auftrag arbeitete, wie es auch bei den Nachtgreifern jahrelang gewesen war, bis sie entdeckt hatten, dass es um mehr ging als darum, ihren armseligen Familien und ClanLoyalitäten zu dienen. Zu der Zeit, da Bär die Wahrheit herausfinden würde, würde es zu spät sein.
    Als er sich dem geheimen Eingang näherte, griff Sidi in die Tasche seines Gewandes und zog ein Amulett heraus. Es war aus gebrannter Bronze, und die schwere Kette war seltsam geschwärzt, eine Bräunung, die auch durch langes Polieren nicht verschwand. Das Amulett zeigte ein Gesicht ein Motiv, das von jenen erwählt worden war, die dem Namenlosen dienten, dem fuchsgesichtigen Dämon, der ihre Verbindung mit dem Reich der Dämonen ermöglichte.
    Es gab noch so viele Dinge zu tun und so viele unzuverlässige Untergebene, dachte Sidi, als er den Griff betätigte, der die im Fels verborgene Tür öffnete. Eines Tages sollte er wirklich zuverlässige Leute finden. Aber er musste sich eingestehen, dass der Mangel an zuverlässigen Dienern der Preis war, den man für Geheimnisse zahlte; von allen, die Sidi dienten, kannte niemand seine wirklichen Ziele, und, was noch wichtiger war, niemand wusste, was wirklich die Quelle für die dunklen Mächte des Magiers war. Als die Tür aufglitt, überlegte Sidi, dass es nett sein würde, eines Tages jemanden ins Vertrauen zu ziehen, sich jemandem anzuvertrauen, ihn als etwas anderes als nur eine dumme Schachfigur zu benutzen. Er verdrängte diese Gedanken jedoch rasch wieder, als die Tür vollends aufglitt.
    Der westliche Himmel trieb ihm Nebel
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