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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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sich hatte, und wartete. Geduld war bei Jungen seines Alters, die nicht zu den Spöttern zählten, eine seltene Gabe, doch ein voreiliger Dieb war nur zu schnell ein toter Dieb. Limm verdiente sich seine Bleibe bei den Spöttern, indem er der beinahe geschickteste Taschendieb von ganz Krondor geworden war, und seine Fähigkeit, sich still und ohne Aufsehen zu erregen, durch die Menschenmenge am Markt oder geschäftige Straßen hindurchzuschlängeln, hatte ihm hohe Achtung von Seiten der Führung der Gilde eingebracht. Die meisten Jungen in seinem Alter arbeiteten noch immer zu mehreren auf der Straße
    – Bengel, die für Ablenkung sorgten, während andere Spötter Waren von den Karren zerrten oder ein fliehender Dieb das Weite suchte.
    Limms Geduld wurde belohnt, als er das schwache Geräusch eines Stiefels auf Stein vernahm.
    Ein kurzes Stück weiter vorn vereinigten sich zwei große Abflusskanäle. Er würde durch das langsam dahinfließende Abwasser waten müssen, um die andere Seite zu erreichen.
    Es war ein guter Platz, um zu warten, dachte der junge Dieb. Das Geräusch, das er verursachen würde, wenn er durchs Wasser ging, würde jeden in der Nähe aufscheuchen, und seine Verfolger wären hinter ihm her wie Jagdhunde hinter einem Hasen.
    Limm wog im Stillen seine Möglichkeiten ab. Es gab keinen Weg, der an dieser Verbindungsstelle vorbeiführte. Er konnte den Weg zurückgehen, den er gekommen war, aber das würde bedeuten, dass er sich weitere Stunden durch die gefährlichen Abwasserkanäle unter der Stadt würde quälen müssen. Er konnte darauf verzichten, den anderen Abflusskanal zu durchqueren, indem er nach rechts um die Ecke bog, sich an der Wand entlanghangelte, um nicht gesehen zu werden, und dann einfach diesen Gang weiterschritt. Hatte er die Kreuzung erst einmal hinter sich gelassen, war das Schlimmste überstanden.
    Limm ging weiter, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, damit nicht ein Stein verrutschte oder irgendein anderer Gegenstand ihn verriet. Er unterdrückte den Impuls zu rennen, hielt seinen Atem unter Kontrolle und zwang sich, langsam weiterzugehen.
    Schritt für Schritt näherte er sich der Kreuzung der beiden Gänge, und als er die Ecke erreicht hatte, an der er abbiegen wollte, hörte er ein weiteres Geräusch. Ein leichtes Schrappen von Metall auf Stein, als würde ein Schwert oder eine Scheide sanft an einer Wand entlangstreichen. Er erstarrte.
    Selbst im Dunkeln hielt Limm seine Augen geschlossen. Er wusste nicht, wieso, doch mit geschlossenen Augen arbeiteten seine anderen Sinne noch besser. Er hatte sich in der Vergangenheit eine Zeit lang Gedanken darüber gemacht herauszufinden, warum das so war. Er wusste einfach, dass sein Gehör und sein Tastsinn darunter litten, wenn er auch nur ein bisschen Energie darauf verschwendete, etwas sehen zu können – selbst im Stockdunkeln.
    Nachdem Limm eine Zeit lang still und reglos verharrt hatte, hörte er Wasser auf sich zurauschen.
     
    Jemand – ein Ladeninhaber oder ein Arbeiter der Stadt – musste eine Zisterne geklärt oder eine der kleineren Schleusen geöffnet haben, aus denen sich der Abwasserkanal speiste. Das leise Geräusch genügte, um ihm das Weitergehen zu ermöglichen, und er hatte die Ecke rasch umrundet.
    Limm eilte – noch immer vorsichtig – weiter; er spürte, wie der Drang, den Wächter der Kreuzung
    – wer immer es sein mochte – so weit wie möglich hinter sich zu lassen, immer stärker wurde.
    Insgeheim zählte er die Schritte, und als er einhundert erreicht hatte, öffnete er die Augen.
    Wie erwartet, war vor ihm ein schwacher Lichtfleck zu sehen, von dem er wusste, dass er von einem offenen Gitter des Westlichen Marktplatzes herrührte. Es war nicht so viel Licht vorhanden, dass er wirklich gut sehen konnte, aber es genügte, um erkennen zu können, wo er sich befand.
    Er bewegte sich rasch weiter und erreichte eine andere Kreuzung. Er ließ sich in den widerlichen Abwasserkanal hinab und durchquerte den jetzt fließenden Strom aus Abfällen, bis er – ohne allzu laute Geräusche verursacht zu haben – die andere Seite erreichte.
    Schnell erklomm er den neben der Wasserrinne verlaufenden Weg und lief weiter. Er wusste, wo seine Freunde sich verschanzten, und er wusste auch, dass es ein verhältnismäßig sicherer Ort war – abgesehen davon, dass angesichts der neuen Umstände der letzten Zeit eigentlich gar kein Ort mehr wirklich sicher war. Was einst die Straße der Diebe genannt worden war
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