Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
womöglich zu verirren, doch als er um eine Ecke bog und sich zwei Gestalten aus den Schatten lösten, schalt er sich wegen seiner Dummheit.
Die abseits der belebten Straßen gelegene Route wurde um diese nächtliche Zeit sicher nicht von vielen gesetzestreuen Bürgern benutzt. Diese beiden Männer sahen zumindest ganz und gar nicht wie gesetzestreue Bürger aus.
Der eine hatte einen großen Knüppel in der Hand, und in seinem Gürtel steckte ein langes Messer, während der andere die Hand leicht auf den Schwertgriff gelegt hatte.
Der Erste trug ein rotes Lederwams, während sein Kumpan mit einer einfachen Tunika und einer Hose bekleidet war.
Beide hatten robuste Schuhe an, und so erkannte James sofort, dass es sich bei den Männern um gemeine Straßenschläger handelte. Mit ziemlicher Sicherheit gehörten sie nicht zu den Spöttern, der Diebesgilde von Krondor, sondern arbeiteten auf eigene Rechnung.
James schob die Vorwürfe beiseite, die er sich im Stillen dafür machte, diese Abkürzung genommen zu haben; das war jetzt ohnehin nicht mehr zu ändern.
»Ach, was ist nur aus dieser Stadt geworden«, seufzte der erste Mann.
Der Zweite nickte und bewegte sich ein Stück nach vorn, um sich neben James zu schieben – für den Fall, dass der auf die Idee käme davonzurennen. »Ja, sie ist wirklich in einem traurigen Zustand. Da gibt es doch tatsächlich wohlhabende Herren, die noch nach Mitternacht durch die Straßen wandern. Was denken die sich bloß dabei?«
Rotwams deutete mit seinem Knüppel auf James und sagte: »Er glaubt vermutlich, dass seine Börse zu schwer für ihn ist, und hofft, hilfreiche Männer wie uns zu finden, die ihn von seiner Bürde befreien.«
James stieß langsam den Atem aus. Er versuchte, ruhig zu bleiben. »Um ehrlich zu sein, ich habe gerade über die Dummheit von Männern nachgedacht, die nicht in der Lage sind zu erkennen, wann ihnen Gefahr droht.« Er zog langsam sein Rapier und bewegte die Spitze auf einen Punkt zwischen den beiden Männern zu, sodass er einen Angriff – von wem auch immer – parieren konnte.
»Der Einzige, dem hier Gefahr droht, bist du, und zwar dann, wenn du vorhast, uns aufs Kreuz zu legen«, sagte der zweite Schläger. Er zog sein Schwert und schlug damit nach James.
»Ich habe für so was wirklich keine Zeit«, sagte James.
Er parierte den Hieb ohne Mühe und setzte zu einer Riposte an. Der Schwertkämpfer schaffte es gerade noch, rechtzeitig zurückzuweichen; beinahe wäre er wie ein Festtagsbraten aufgespießt worden.
Rotwams zog sein Gürtelmesser und schwang seinen Knüppel, doch James duckte sich seitlich weg und trat mit dem rechten Bein zu, stieß den Mann gegen seinen Kumpan. »Noch habt ihr die Möglichkeit wegzulaufen, Freunde.«
Rotwams grunzte. Er hatte das Gleichgewicht wieder-gewonnen und stürmte auf James zu, wobei er drohend den Knüppel schwang. Doch die eigentliche Gefahr ging von dem Messer in seiner anderen Hand aus. James erkannte, wie wütend der Mann war – jetzt war es kein einfacher Raubüberfall mehr, jetzt wollten diese Männer ihn töten.
Er achtete nicht weiter auf den Knüppel, bewegte sich sogar bewusst in geduckter Haltung darauf zu und ritzte dem Mann das linke Handgelenk auf. Das Messer fiel klappernd zu Boden.
Während Rotwams vor Schmerz aufheulte und zurückwich, stürmte sein Kumpan heran, das Schwert schräg über der Schulter erhoben. James tänzelte zwei Schritte zurück, und als der Mann sein Schwert in einem weiten Bogen schwang – ein Hieb, der den Junker enthaupten sollte –, beugte James sich vor. Es war eine Bewegung, die er von Prinz Arutha gelernt hatte: Mit der linken Hand berührte er die Pflastersteine, um das Gleichgewicht zu halten, während er den rechten Arm gerade ausstreckte. Das Schwert des Angreifers zischte über James’ Kopf hinweg, und er selbst rannte in die Spitze von James’ Rapier. Die Augen des Mannes weiteten sich vor Entsetzen, und er kam abrupt zum Stillstand, schaute ungläubig an sich herunter und sank dann auf die Knie.
James zog die Klinge zurück, und der Mann fiel vornüber.
Der andere Straßenräuber hätte James beinahe überrascht, denn er griff über die Schulter seines zusammenbrechenden Freundes hinweg an, und James schaffte es gerade noch, sich unter einem Hieb wegzuducken, der ihm glatt den Kopf zerschmettert hätte. Ein zweiter Hieb streifte seine linke Schulter, die immer noch von den Schlägen der Nachtgreifer schmerzte, und er keuchte angesichts des
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