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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Traenen der Götter
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einer jungen Frau sprachen. Er schob seine grüblerischen Gedanken beiseite und beschleunigte seine Schritte.
    Während er näher kam, musterte er die junge Frau.
    Dabei fielen ihm mehrere Dinge auf Anhieb auf. Er hatte eine Adlige aus Kesh erwartet, in feine Seidengewänder gehüllt und mit Schmuck behängt, umgeben von einer ganzen Mannschaft von Bediensteten und Wachen, die zu ihrer Verfügung standen. Stattdessen trug sie Kleider, die weit besser für eine anstrengende Reise als für die Zeremonien des Hofes geeignet waren. Die Frau war dunkelhäutig; nicht ganz so dunkel wie die Menschen, die noch weiter südlich in Groß-Kesh lebten, aber dunkler, als es in Krondor üblich war. Ihr schwarzes Haar, das zu einem Zopf geflochten war, schimmerte im flackernden Fackellicht wie eine Rabenfeder. Als sie ihm ihre Augen zuwandte, sah James, dass sie ebenfalls dunkel waren. In dem schwachen Licht wirkten sie sogar fast schwarz.

    Ihre Haltung und ihre Augen kündeten von einer Stärke, die James häufig bei anderen bewunderte, wenn sie mit Intelligenz verbunden war. Und an ihrer Intelligenz konnte kein Zweifel bestehen, sonst hätte Pug sie niemals für den Posten von Aruthas Ratgeber in magischen Angelegenheiten vorgeschlagen.
    Sie trug einen schweren Stock aus Eichen- oder Eibenholz, der an beiden Enden mit Eisen beschlagen war.
    Das war eine Waffe, die häufig von Reisenden gewählt wurde, besonders von denen, die aus Überzeugung oder Zeitmangel nicht mit Klingen und Bögen üben wollten oder konnten. James wusste aus Erfahrung, dass es keine Waffe war, die man auf die leichte Schulter nehmen sollte; ein Stock konnte so ziemlich jedem Angreifer – außer einem schwer gerüsteten Gegner – die Knochen brechen, ihn entwaffnen oder bewusstlos schlagen. Und diese Frau schien durchaus über die Muskeln zu verfügen, ihn mit großer Wirkung zu schwingen. Ganz im Gegensatz zu den Frauen an Aruthas Hof zeigten ihre nackten Arme, dass sie entweder hart gearbeitet oder viele Stunden auf dem Fecht-
    Übungsplatz verbracht hatte.
    Als er näher herantrat, fasste James im Stillen seinen ersten Eindruck von der neuen Hofmagierin zusammen: eine bemerkenswerte Frau, nicht hübsch, aber auf ungewöhnliche Weise überaus anziehend. Jetzt verstand James das Unbehagen, das seinen Freund William befallen hatte, als er von ihrer Berufung an den Hof des Prinzen gehört hatte. Wenn sie – wie James vermutete – seine erste große Liebe gewesen war, hatte William sie sicher nicht leicht vergessen, vermutlich viele Jahre lang nicht. James lachte leise in sich hinein; wenn er daran dachte, wie vernarrt sein junger Freund in Taha war, die Tochter eines einheimischen Schänkenwirts, konnte er vorhersehen, dass Williams Leben in der nächsten Zeit überaus interessant zu werden versprach. James beneidete ihn nicht um die unbehagliche Situation, aber er wusste, es würde sich zweifellos als unterhaltsam erweisen, den Lauf der Geschehnisse zu beobachten. Er grinste vor sich hin, als er zu der Gruppe trat.
    Eine der beiden Wachen, die sich mit der jungen Frau unterhielten, bemerkte James und grüßte ihn. »Schön, Euch zu sehen, Junker. Wir haben Euch erwartet.«
    James nickte. »Meine Herren. Ich danke euch dafür, dass ihr euch um unseren Gast gekümmert habt.«
    »Wir hatten ein ungutes Gefühl«, mischte sich die zweite Wache ein, »schließlich ist sie eine Adlige, und dann musste sie so lange warten. Aber es sind nicht genug Männer hier, um sie mit jemandem zum Palast zu schicken.« Er deutete auf die beiden Wachen auf der anderen Seite des Tores.
    James konnte ihr Dilemma erkennen. Wenn einer von ihnen ohne Erlaubnis seinen Posten verlassen hätte – aus welchen Gründen auch immer –, hätte der Hauptmann der Wache ihnen die Ohren lang gezogen. »Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ihr habt das Richtige getan.«

    Dann drehte James sich zu der jungen Frau um und verbeugte sich mit den Worten: »Ich bitte um Vergebung, Mylady, dass ich Euch habe warten lassen. Ich bin Junker James von Krondor.«
    Die junge Magierin lächelte, und schlagartig änderte James seine Einschätzung. Sie war sogar sehr hübsch, wenn auch auf eine für die Frauen des Westlichen Königreichs ungewöhnliche Weise. »Ich bin es, die sich dafür entschuldigen sollte, zu einer so unziemlichen Stunde anzukommen«, erwiderte sie. »Aber leider hat sich unsere Karawane verspätet. Ich bin Jazhara und habe zuletzt in Stardock gelebt.«
    James blickte sich um,

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