Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
während Solon und Kendaric vermuteten, dass sie sich Sorgen darum machte, wo sich Bär herumtrieb, wusste er, dass sie sich auch um William sorgte.
James trank langsam einen Schluck Bier. Er dachte ein Weilchen nach und stellte fest, dass er genauso beunruhigt war wie Jazhara.
Fünfzehn
Zwei-Fänge-Pass
William spähte.
Direkt über den Wipfeln der Bäume sah er den ZweiFänge-Pass, der sich als schwarze Silhouette im Licht der aufgehenden Sonne abzeichnete. Zwei große Felsen rechts und links des Pfades, die wie die Fangzähne einer Schlange in die Höhe ragten, gaben dem Pass seinen Namen. Seitlich der Fänge befand sich jeweils eine Lichtung. Als William genauer in Richtung Norden blickte, konnte er sehen, dass dichter Wald die rechter Hand gelegene Lichtung begrenzte und sich weiter den Hügel hinaufzog. Die Lichtung auf der linken Seite erstreckte sich auf einer hohen Klippe, die über einem Fluss thronte.
»Ob sie wohl schon hier sind?«, fragte Sergeant Hartag.
»Ich spüre es in meinen Knochen«, antwortete William.
»Heute Nacht ist der Neumond des Kleinen Mondes, also müssten uns die Grauen Krallen heute Morgen zu dem Gemetzel führen.«
»Wir haben unser Bestes getan, um so schnell wie möglich herzukommen, Will«, sagte Hartag. »Die Pferde wären längst zusammengebrochen, wenn wir sie noch mehr angetrieben hätten, und die Männer wären so erschöpft, dass sie nicht mehr kämpfen könnten.«
»Nun, zumindest wissen wir, dass uns der Kampf bevorsteht –und dass sie irgendwo da draußen sind.«
»Wie wollen wir vorgehen?«, fragte der Sergeant.
»Du bist doch selbst ein erfahrener Kämpfer, Hartag.
Was ist deine Meinung?«
Der Sergeant dachte einige Zeit schweigend nach.
Schließlich sagte er: »Sie werden sich höchstwahrscheinlich zwischen den Bäumen verstecken. Aber ich vermute, dass Bär darüber hinaus mindestens ein Dutzend Männer auf die Wiese bei der Klippe geschickt hat. Das Gelände steigt zwar zunächst an, fällt aber später wieder ab, und ich glaube, dass er einigen Bogenschützen befohlen hat, sich dort hinzukauern, wo wir sie nicht sehen können. Er will uns vermutlich dazu bringen, den Pass anzugreifen. Dazu lässt er seine Leute über den Gipfel fliehen, und wenn wir auf der Jagd nach ihnen zu den Fängen kommen, schlägt er von rechts zu. Sobald wir uns dann herumdrehen, um sie anzugreifen, können uns seine Bogenschützen in den Rücken fallen.«
»Genau das glaube ich auch«, sagte William. »Wenn wir also sehen, dass er Reiter auf die Kuppe schickt, die Ausschau nach ankommenden Söldnern halten, wissen wir, dass du Recht gehabt hast.«
Nicht einmal eine Stunde später erschienen zwei Reiter am Waldrand und bezogen am Fuß des Anstiegs Position.
»Nun«, sagte William, »sieht ganz so aus, als hätten wir den Bären gefunden.«
»Soll ich die Kundschafter losschicken?«
»Ja. Sie sollen sich durch den Wald so weit wie möglich nach oben vortasten und versuchen, Informationen über die Anzahl unserer Gegner zu bekommen. Ich möchte, dass sie spätestens zur Mittagszeit wieder hier sind.«
Die Zeit verstrich nur langsam, während sie warteten, und William erteilte den Befehl, dass die Männer sich zum Kampf bereitmachen sollten. Er vermutete, dass Bär eine große Gruppe von Männern im Wald versteckt hielt.
William verließ sich darauf, dass ihre Chancen aufgrund der Abwesenheit der Söldnertruppe der Grauen Krallen etwas steigen würden.
Kurz vor Mittag kehrten Marie und Jackson zurück.
»Ungefähr fünfzig von ihnen haben sich zwischen den Bäumen verteilt, Leutnant.«
»Sind sie beritten oder zu Fuß?«
»Sowohl als auch. Sieht so aus, als wollten sie uns in die Falle locken, indem sie sich zu Fuß sehen lassen und uns niederreiten, sobald wir den Köder geschluckt haben.«
William dachte einen Augenblick nach. »Wir haben keine Chance, wenn wir dieses Spiel mitspielen«, sagte er dann. Er wusste, dass die Feinde ihnen überlegen waren: Seinen sechsunddreißig Mann standen Bärs fünfzig – oder sogar noch mehr – gegenüber. »Nehmt ein halbes Dutzend Männer und schlagt euch zwischen die Bäume«, befahl er den Kundschaftern. »Und egal, was geschieht – ihr wartet!
Erst wenn ihr hört, dass Bärs Männer den Befehl erhalten, den Wald zu verlassen, greift ihr von hinten an. Zieht euch rechtzeitig wieder zurück, aber versucht, so viele Reiter wie möglich abzuziehen.« Er deutete zur linken Seite des Passes. »Dort werden wir zuerst
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