Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
unverzüglich zusammen. Jazhara richtete ihren Stab nach oben und ließ einen grünen Feuerblitz herausschießen. Die Flammen tanzten an der steinernen Decke entlang, und zwei weitere Vampire fielen herab, wanden sich in brennender Agonie.
James befand sich in einem Kampf mit dem stärksten Gegner, mit dem er es jemals zu tun gehabt hatte. Der Vampirlord war nicht viel größer als ein normaler Mann, aber seine Hände packten James’ Kinn und drehten seinen Kopf mit der gleichen Leichtigkeit, mit der James den Kopf eines Kindes gedreht hätte. Sosehr James sich auch bemühte, er konnte der Kraft des Vampirs nur wenig entgegensetzen. Seine Nackenmuskeln fühlten sich an, als würden sie auseinander gerissen. Aus dem Augenwinkel konnte er die Fänge der Kreatur sehen und stellte voller Entsetzen fest, dass der Vampir ihm gleich die Kehle zerfetzen würde.
Er versuchte wie wahnsinnig, seinen Körper zu krümmen, um sich einen Augenblick Luft zu verschaffen, aber der Vampirlord besaß die Kraft von drei Männern.
Dann sah James Solon hinter dem Vampir auftauchen. Der mächtige Mönch packte das Monstrum an seinen langen Haaren und riss ihm den Kopf zurück. James hörte Jazhara schreien: »Schließt die Augen!«
Die Magierin stieß dem Vampirlord das Ende ihres Stabes mit aller Kraft in den Mund. Er riss vor Überraschung die Augen weit auf und erstarrte einen Moment, als wäre er entsetzt über diesen unerwarteten Angriff.
Dann stieß Jazhara schnell eine kurze Beschwörung aus, und Energie flammte aus der Spitze ihres Stabes. Der Kopf der Kreatur zerbarst in einer Woge aus weißen Flammen, und der Gestank von brennendem Fleisch erfüllte plötzlich den Raum.
Der Vampirlord erhob sich heulend, und Jazhara zog ihren Stab zurück. Kaum spürte James das Gewicht von seinem Körper weichen, kroch er rückwärts davon.
Kendaric eilte herbei. Er wog seinen Hieb gut ab und legte dann seine ganze Kraft hinein, schlug der Kreatur schließlich mit einer einzigen kreisförmigen Bewegung den Kopf ab. Die Leiche des Vampirlords sackte wie ein Stein zu Boden.
Kendaric sah aus, als musste er sich jeden Augenblick übergeben.
»Danke. Ich danke euch – euch allen!«, sagte James.
Und mit einem Blick auf Kendaric fügte er hinzu: »Schlagt ihm die Hand ab!«
Kendaric schüttelte den Kopf. Er drehte das Schwert um und reichte es James mit dem Heft voran. »Wenn es Euch nichts ausmacht, erledigt das bitte selbst. Ich glaube nicht, dass ich das noch schaffe.« Und dann verdrehte er die Augen und sank bewusstlos zu Boden.
Später an diesem Nachmittag erholten sie sich in der Schänke. James labte sich an einem erfrischenden bitteren Bier und versuchte dabei, nicht auf die Schmerzen in seinem verrenkten Nacken zu achten.
»Und was jetzt?«, fragte Kendaric, der sich immer noch darüber ärgerte, dass er in Ohnmacht gefallen war.
»Wir warten bis morgen«, sagte James. »Wir sind alle müde und brauchen ein bisschen Ruhe. Gleich morgen früh versuchen wir, das Schiff zu heben. Wenn es nicht klappt, wissen wir, dass Hilda Recht hat und es nicht nur an dem Vampirlord liegt, sondern an dem, was dort unten in dem Tempel ist – was immer das auch sein mag.«
»Und wie sieht es mit etwas Unterstützung aus?«, fragte Kendaric.
»Ich werde der Garnison in Müllersruh morgen früh eine Nachricht schicken. Sie werden binnen zwei Tagen hier sein.«
»Und was machen wir so lange – warten wir?«, wollte Solon wissen.
»Nein, wir werden in der Zwischenzeit den alten Tempel erforschen. So etwas habe ich inzwischen schon einige Male gemacht. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass irgendjemand dort unten ist. Denn wenn dem so wäre, hätte bestimmt jemand aus dem Dorf einmal etwas gesehen, bevor der ganze Ärger hier angefangen hat.«
Jazhara trank einen Schluck Bier, ehe sie sagte: »Zwei Dinge beunruhigen mich noch immer.«
James nickte. »Wer hinter dieser ganzen Sache hier steckt?«
»Ja«, antwortete die Magierin. »Es ist klar, dass jemandem daran gelegen ist, dieses Gebiet hier abzuriegeln, sodass seine Leute sich die Beute holen können.« Sie warf einen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, dass keiner der anderen Gäste – alles Dorfbewohner – zufällig etwas mitbekommen konnte. »Die Träne«, fügte sie leise hinzu.
»Und was beunruhigt Euch außerdem noch?«, fragte Solon.
»Wo William und die Soldaten aus Krondor sind«, sagte Jazhara.
James verstand die doppelte Bedeutung ihrer Worte sofort, denn
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